Schattenkrieger: Roman (German Edition)
Geistfalken in jeder Ecke sehen. Wer sich gegen mich auflehnt, wird mit dem Tode bestraft. Männer wie Frauen, Junge wie Alte. Es ist mir einerlei.«
»Es soll geschehen, Herr«, versprach Timerus. Der Großmagistrat räusperte sich nervös. »Ich muss gestehen, dass wir keine Spur von dem thelassanischen Schiff gefunden haben, das uns letzte Woche angegriffen hat.«
Eremul versuchte, betroffen dreinzuschauen. Er hatte längst von der Begegnung zwischen einer Abteilung von Wächtern unter dem Befehl eines Augmentors und einem einsamen Schiff aus der Stadt der Türme gehört.
»Brianna.« Der Magierfürst sprach den Namen wie einen Fluch aus. »Jetzt nuckelt sie an den Titten der Weißen Lady.«
Nach den Berichten, die dem Halbmagier zugetragen worden waren, hatte eine Gruppe Soldaten eine kleine Rebellentruppe vom Dorf Ebertor bis hinunter zum Totenkanal gehetzt. Es hätte mit einem kurzen, blutigen Massaker geendet, wäre nicht zufällig eine Karavelle unter der Flagge der Weißen Lady zur Stelle gewesen. An Bord des Schiffs hatte sich niemand anders als Brianna befunden, ehemals eine der stärksten Hexen Dorminias und eine Überlebende der Säuberung. Sie hatte die Soldaten mit einem magischen Angriff weggefegt und dabei ein kleines Stück der Küste verwüstet. Zwei Hochländer waren beteiligt gewesen, und außerdem, daran hatte Eremul keinen Zweifel, ein gewisser langweiliger Diener.
Das unvermutete Auftauchen der rettenden Thelassaner konnte kein Zufall sein, aber über die Einzelheiten des Vorfalls wusste er so wenig wie alle anderen. Er saß in der Stadt fest und hatte keine Möglichkeit, mit der Besatzung des geheimnisvollen Schiffs in Verbindung zu treten.
»Herr«, begann der Erste Augmentor zögernd, »wir haben nicht damit gerechnet, dass Thelassa Magier schickt. Meines Wissens zeigt die Weiße Lady gewöhnlich wenig Nachsicht mit ihnen.«
»So ist es«, stimmte der Magierfürst zu. »Brianna war … ein echter Verlust. Mächtig und doch unterwürfig. Treu ergeben. Vielleicht hat die Weiße Lady einen Sinn für das Praktische entwickelt.«
»Ich fürchte, sogar die Augmentoren werden Schwierigkeiten bekommen, wenn sie ihre Magie einsetzt, Herr. Meine Männer sind auf dem Schlachtfeld unvergleichlich, aber gegenüber Magie sind sie so verletzlich wie jeder andere Soldat.«
Der Tyrann von Dorminia schwieg eine Weile. »Die Weiße Lady wird sich nicht persönlich blicken lassen, so viel ist sicher«, sagte er schließlich. »Allerdings werden ihre Dienerinnen eingreifen. Euch und Euren Männern obliegt es, diese Bedrohung auszuschalten. Unser Freund, der Halbmagier, wird mich dabei unterstützen, etwaige magische Angriffe abzuwehren.«
Eremul stockte das Blut in den Adern, als Salazar sich mit einem spöttischen Lächeln an ihn wandte. Selbst in seinem derzeitigen geschwächten Zustand konnte der Magierfürst so mühelos wie ein Mann, der einen Wurm zwischen den Fingern zerquetscht, seine geistigen Barrieren niederreißen und seine wahren Gedanken lesen. »Ich werde alles tun, um Euch zu Diensten zu sein«, beteuerte er eilig und so überzeugend, wie er nur konnte.
»Das weiß ich doch«, erwiderte Salazar. »Und jetzt, Marschall Halendorf, berichtet mir über die Fortschritte bei der Befestigung der Stadt.«
Eremul saß schweigend da, als die Magistrate weiter über die drohende Invasion berieten. Die Männer am Tisch würdigten ihn kaum eines Blickes, solange er nicht direkt angesprochen wurde und eine Frage beantworten musste, und das war ihm nur recht. Er wollte so unauffällig wie möglich bleiben.
Ein geprügelter Hund. Salazars kleines Spielzeug. Er fragte sich, was aus den Agentinnen der Weißen Lady geworden war, die angeblich mit ihm Verbindung aufnehmen sollten.
Vielleicht waren auch sie zu dem Schluss gelangt, er sei nicht beachtenswert.
Als ein Wächter abgeordnet wurde, ihn ins Archiv zurückzurollen, fühlte Eremuls Kopf sich an, als wollte er unter der Anspannung gleich explodieren. Deshalb war er nicht erbaut, einen unangenehm aussehenden Kerl mit leicht panischem Gesichtsausdruck vor seiner Tür herumschleichen zu sehen. Er entließ den Soldaten mit einem Winken und widmete sich stirnrunzelnd dem unerwarteten Besucher.
Der Mann riss erstaunt den Mund auf. »Was ist mit deinen Beinen passiert?«, fragte er.
Eremul seufzte. »Anscheinend habe ich sie vorübergehend aus den Augen verloren. Wer bist du, und was hast du hier zu suchen?«
»Lashan«, stellte sich der Mann
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