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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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geworden war. Der Rat war nachlässig geworden und hatte tatsächlich einen unfähigen Grobian wie Halendorf an die Spitze des Heeres gestellt, weil man glaubte, die Rote Wache werde sich sowieso nie in einem ernsten Kampf bewähren müssen. Viele Jahre lang war dies auch so gewesen, denn die großen Städte des Trigon hatten einen Jahrzehnte währenden Frieden genossen, und wer hätte es schon gewagt, gegen eine Metropole anzugehen, die vom mächtigsten Magier im Norden regiert wurde? Unter dem Zorn eines Magierfürsten konnte ein ganzer Wald aus Stahl dahinschmelzen.
    Salazar war jedoch nur noch ein Schatten seiner selbst. Vielleicht fand Dorminias Herrscher nie mehr zu seiner früheren Macht zurück. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten war die Graue Stadt verletzlich, und Dorminias Truppen waren völlig überfordert. Die Schläger und Rowdys waren geeignet, die eigene Bevölkerung im Zaum zu halten, gaben aber schlechte Soldaten ab.
    Wieder einmal fragte Barandas sich, warum sein Herr sich bei der Zerstörung von Schattenhafen derart verausgabt hatte. Warum hatte er nicht Marius direkt herausgefordert und das Schicksal der Himmelsinseln in einem Duell zwischen den beiden Magierfürsten entschieden, statt eine ganze Stadt zu massakrieren? Die Welt war ein unfreundlicher Ort, aber es gab Dinge, die sich einfach nicht rechtfertigen ließen.
    Das waren allerdings ketzerische Gedanken, die er am besten unterdrückte. Er musste sich auf das konzentrieren, was wichtig war. Lena beobachtete ihn beunruhigt. »Du bist müde«, sagte sie. »Du hast in der letzten Zeit nicht gut geschlafen.«
    »Sobald die Stadt wieder sicher ist, kann ich schlafen, so viel ich will«, entgegnete er. Lächelnd nahm er zur Kenntnis, dass sie den grünen Kristall trug, den er im Tempel der Großen Mutter gefunden hatte. Ein ganz besonderes Strahlen schien sie zu umgeben. Ein Strahlen, mit dem sie sogar noch schöner war als sonst.
    »Ran«, sagte sie. Es klang seltsam. Erschrocken suchte er ihren Blick.
    »Ja? Was ist?«
    »Ich bin schwanger.«
    Er keuchte, ihm wurde einen Moment lang schwindlig, und auf einmal lag sie in seinen Armen. Der warme Körper schmiegte sich an ihn, der Jasminduft ihrer goldenen Haare stieg ihm in die Nase.
    »Wie lange schon?«, quetschte er schließlich hervor.
    »Ich habe es letzte Woche entdeckt. Ich … ich war nicht sicher, ob ich es dir sagen sollte. Ran. Du warst in der letzten Zeit so sehr beschäftigt, und …«
    »Still«, antwortete er zärtlich. Er fühlte sich, als würde er schweben. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel mir dies bedeutet, Lena. Ich dachte … ach, es spielt keine Rolle, was ich dachte. Ich werde Vater.«
    Mit Tränen in den Augen lächelte sie ihn an. »Versprich mir, dass dir nichts zustößt.«
    Er drückte sie an sich und streichelte ihr über die Haare. »Ich verspreche es dir«, sagte er.
    Das eiserne Ding, das in seiner Brust schlug, schien anzuschwellen. In diesem einen, kostbaren Augenblick erschienen ihm all die Bürden, die er trug, so leicht wie eine Feder.

    Er schlenderte durch die erwachende Stadt, während die aufgehende Sonne die Straßen feuerrot färbte. Bis jetzt war in den Wirtshäusern und auf den Märkten, von denen sich die Gerüchte wie Strohfeuer ausbreiteten, nichts über die vor den Toren stehenden Feinde bekannt geworden, aber das würde sich bald ändern, und dann würde in Dorminia das Chaos ausbrechen.
    Seine Schritte waren nicht mehr ganz so federnd, als er über den Haken ging und sich bemühte, die Männer, die über ihm in den Käfigen hingen, nicht anzusehen. Flehend starrten sie zu ihm herab und blökten wie Vieh mit den Mündern, aus denen die Zungen herausgeschnitten waren. Abgesehen vom Gluckern des Rotbauchflusses, der in der Nähe vorbeiströmte, waren dies die einzigen Laute, die an diesem Morgen die Ruhe störten.
    An der Tyrannenstraße bog er ab und ging auf dem Händlerweg weiter. Diese uralte Straße verlief vom Westen der Stadt über den Haken bis zu Dorminias Osttor. Dahinter führte sie weiter bis zur Grenze des Freilands. Links erinnerte ihn der Tempel der Großen Mutter an Dinge, die er lieber vergessen wollte. Er fragte sich, ob Remy nach dem Verrat an den Rebellen, die sich bis vor Kurzem in den alten Ruinen getroffen hatten, von Schuldgefühlen geplagt wurde. Er bezweifelte es.
    Unser neuer Meister des Geheimdiensts besitzt jetzt im Edlen Viertel ein großes Anwesen und bezieht ein Einkommen, für das sich selbst die

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