Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
Vom Netzwerk:
Wendung nehmen können, hätte sie nicht kurz nach der ersten Blutung ihre Magie entdeckt. Der Hexenzirkel von Herzstein hatte erkannt, was in ihr steckte, und sie in seine Obhut genommen. Es war eine Schar verbitterter alter Hühner, aber die Lehren hatten sich als äußerst wertvoll erwiesen. Dabei hatten die anderen Hexen freilich nicht erkannt, dass ihr Findelkind eines Tages die Königin sein und ihre heikle Rangordnung auf den Kopf stellen würde.
    Der hünenhafte Krieger, der vor dem Großen Langhaus postiert war, nickte nur, als sie sich näherte, und winkte sie durch. Sie schritt an ihm vorbei durch das riesige Tor und atmete die Ausdünstungen von altem Edelholz, Rauch, Pelzen und Leder ein. So wird bald schon mein Heim riechen.
    Durch die große Eingangshalle erreichte sie den Thronraum und schenkte den Wächtern, die links und rechts Wache hielten, ein königliches Lächeln. Die Sechs zählten zu den besten Kriegern Herzsteins und hatten geschworen, den König mit dem eigenen Leben zu verteidigen. An den Holzwänden hingen die Waffen und Schilde legendärer Helden und schimmerten im dunstigen Licht der Fackeln, die überall in der Halle brannten. Eines Tages würde sie Söhne haben, und zweifellos würden auch deren Waffen einen Ehrenplatz unter den Hinterlassenschaften der Helden früherer Zeiten einnehmen.
    Sie hielt einen Augenblick inne, ehe sie den Thronsaal betrat, und rückte den Schal ein letztes Mal zurecht. Dann nickte sie den Wächtern links und rechts zu und schritt durch die weite Doppeltür.
    Magnar, der König der Hohen Klippen, saß auf seinem wuchtigen Eichenthron am Kopfende des langen, auf Böcken ruhenden Tischs, der den Raum beherrschte, und warf ihr einen Blick zu, sobald sie hereinkam. Acht der zehn kleineren Throne an den Längsseiten der Tafel waren leer. Einauge Krazka, der Schlächter von Beregund, beäugte sie lüstern von seinem Ehrenplatz rechts neben dem König. Links neben Magnar hatte Orgrim Hammertod die Arme vor dem dicken Bauch verschränkt und dräute mit finsterer Miene.
    Yllandris zögerte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Magnar Gäste hatte, und wenn, dann jedenfalls nicht diese beiden Männer. Krazka und Orgrim waren die mächtigsten Häuptlinge unter den Herrschern der zehn dem König unterstehenden Gemarkungen. Natürlich war der König seinerseits dem Schamanen untertan, sofern der Magierfürst sich in die Staatsangelegenheiten einzuschalten geruhte.
    »Yllandris«, begrüßte sie Magnar höflich und gedehnt. »Was führt dich zu mir?«
    »Eine Frau? «, unterbrach Orgrim und gab sich keine Mühe, seinen Widerwillen zu verbergen. Er knallte die Faust auf den Tisch. »Wir reden hier über den Krieg!«
    Krazka leckte sich über die Lippen. Yllandris war nicht sicher, was ihr unangenehmer war: das lüsterne Auge auf der rechten Seite des grausamen Gesichts oder das blinde, farblose Ding auf der linken Seite. »Ist das die, über die du gesprochen hast, Magnar? Deine Lieblingshexe, ja? Kein Wunder, dass du sie in der Nähe behältst.«
    Der König winkte ihr, sich ihm zu nähern. Verglichen mit den Häuptlingen neben ihm war er jung, den zwanzigsten Winter hatte er nur um wenige Jahre überschritten. Er war stark und außerordentlich groß und betrachtete sie mit stahlgrauen Augen. Es hieß, Magnas Fertigkeiten im Schwertkampf konnten sich mit jedem der sechs Elitewächter messen. In seiner noch kurzen Regentschaft hatte er sich als gewitzter Herrscher erwiesen.
    Ein beeindruckender Mann, der eine ebenbürtige Frau verdient hat. Sie knickste leicht. »Mein König, soeben ist ein Rudel Brüder zurückgekehrt. Sie wurden von einem Dämon angegriffen, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Zwei aus dem Rudel wurden getötet: Thorne und ein weißer Berglöwe, dessen Namen ich nicht kenne.«
    »Das ist beunruhigend«, erklärte der König. Er war ein gebildeter Mann, vielleicht sogar zu gebildet, wenn es nach einigen seiner Häuptlinge ging. Seine Tapferkeit im Kampf und die Rücksichtslosigkeit, die er als Herrscher an den Tag gelegt hatte, sorgten dafür, dass sie nur hinter seinem Rücken tuschelten, aber Yllandris wusste, dass einige von ihnen einen Groll gegen Magnar hegten, und nicht nur, weil er sich gewählt auszudrücken vermochte.
    »Beschreibe mir den Dämon«, verlangte der König.
    »Er war riesig und so schwarz wie die Nacht. Er flog mit Flügeln, die fast so breit waren wie dieser Thronsaal. Die Krallen waren so groß wie Langschwerter, und er konnte

Weitere Kostenlose Bücher