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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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Übelkeit seinen Rippen weitere Qualen zuzufügen drohte. Er atmete einige Male ruhig durch, bis das Schwindelgefühl abklang.
    Dann ging er von der kleinen Schlafkammer in den Hauptraum hinüber, wo er sich im Spiegel in der Ecke begutachten konnte.
    Entsetzt starrte Cole sein Ebenbild an. Die Nase war grässlich geschwollen und vom Nasenbein bis fast zur Spitze hässlich rot verfärbt. Unter dem rechten Auge prangte ein fetter blauer Fleck, und die Wangen waren zerkratzt und aufgeschürft.
    Er wurde wütend. Was hatte er getan, dass er so etwas verdiente? Er wollte nach Magierfluch greifen, entschlossen, die Klinge nach dem grauenhaften Zerrbild zu werfen, das ihn aus dem Spiegel anstarrte. Zu spät fiel ihm ein, dass er die Waffe nicht mehr besaß. Das machte ihn sogar noch wütender.
    Er stürmte zum Kleiderschrank, der gegenüber an der Wand stand, suchte rasch einige frische Sachen zusammen und zog sich an. Dann kniete er in einer anderen Ecke des Raumes nieder und tastete nach einem losen Dielenbrett. Er hob es ein wenig an, bis er die Hand unter das Holz schieben und es ganz herausnehmen konnte.
    Nun plünderte er sein geheimes Lager. Er nahm einen schlichten Dolch sowie eine Handvoll Kupferkronen und Silberzepter an sich, die er in den Hosen verstaute. Ein winziger Behälter ganz hinten in der kleinen Schatzkammer enthielt ein Dutzend hellgrüne Pillen. Er schob sich eine in den Mund und schluckte sie herunter. Als er das Dielenbrett wieder anbringen wollte, bemerkte er den kleinen Lederbeutel, in dem er oft seinen Anhänger aufbewahrt hatte. Reumütig erinnerte er sich daran, dass er ihn am vergangenen Abend ins Feuer geworfen hatte. Obwohl sie ihn so schändlich behandelt hatten, war er immer noch ein Splitter.
    In einem Anflug von Großmut beschloss Cole, Garrett aufzusuchen und ihm eine Gelegenheit zu bieten, sich zu entschuldigen, nachdem er auf dem Markt erstanden hatte, was er brauchte. Andere Männer mochten an ihrem Groll festhalten, aber das lag ihm nicht. Sein Herz war einfach zu groß.
    Nach einem letzten bekümmerten Blick in den Spiegel und auf sein geschundenes Ebenbild verließ Davarus Cole sein Heim in der westlichen Hälfte der Stadt und machte sich nach Süden auf den Weg zum Markt.

    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als er den Basar erreichte. Der Markt war eine weitläufige Ansammlung von Zelten und Ständen, die das ganze Jahr über besetzt waren und Kunden aus dem ganzen Trigon anlockten. Hier konnten sie in einer halbwegs friedlichen Umgebung zusammenkommen und plaudern oder Handel treiben. Waren und Kaufleute aus Schattenhafen waren gegenwärtig vom Markt verbannt. Zwei Händler hatte man in den letzten vierzehn Tagen festgenommen und zum Haken geschleppt. Jetzt hingen sie in winzigen Käfigen am Galgen, und ihre Leibesfülle diente nur noch dazu, ihr Leiden zu verlängern.
    Der ausgedehnte Fußmarsch hatte Cole geholfen, seine Gedanken zu ordnen. Er hatte sich beruhigt, die Situation aus allen Blickwinkeln beleuchtet und gefolgert, dass in Wirklichkeit er selbst der Einzige war, dem man wegen der unschönen Ereignisse des vergangenen Abends Vorwürfe machen musste.
    Brodar Kayne. Der Hochländer hatte ihm Magierfluch gestohlen, sein kostbares Erbstück. Der Mann hatte sich nicht damit zufriedengegeben, Coles Ansehen bei den anderen Splittern zu untergraben, sondern obendrein auch noch untätig zugesehen, als Garrett erklärt hatte, Cole werde nicht an der Mission teilnehmen. Der alte Krieger hätte sich ruhig für ihn verwenden und etwa erklären können, dass Cole trotz seiner Jugend genau die Art von Mut besaß, die bei ihrer Queste unverzichtbar war. Stattdessen hatte er einfach nur ins Feuer gestarrt und in seinen Zähnen herumgepult.
    Welches Recht hatte dieser hergelaufene Barbar eigentlich, sich eine kostbare Waffe wie Magierfluch auszuborgen? Schließlich war er im Gegensatz zu Davarus Cole, der die Waffe am Totenbett seines legendären Vaters erhalten hatte, kein Held.
    Der junge Splitter lächelte traurig, wie er es oft tat, wenn er an den tragischen Tod seines Vaters dachte. Illarius Cole war ein großer Anführer der Rebellen gewesen. Drei der besten Augmentoren des Magierfürsten hatte es gebraucht, um ihn in einem erbitterten und langen Kampf zu bezwingen. Vor seiner Flucht hatte Illarius zwei von ihnen getötet, ehe er, auch selbst tödlich verletzt, den jungen Davarus aufgesucht und seine letzten Worte gesprochen hatte.
    » Nimm diese Waffe, Sohn«, hatte sein

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