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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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erschienen. Brodar Kayne drückte Jerek sanft zu Boden und warf sich neben ihm nieder. Vorsichtshalber presste er sich die Hände auf die Ohren.
    Die ganze Welt färbte sich rot.

    Eine unbestimmte Zeitspanne verging, ehe er es riskierte, das Auge wieder einen Spalt zu öffnen. Endlich hatte das Grollen nachgelassen, nur eine pilzförmige Rauchwolke stand noch über dem Jammertal. Er blickte zu Jerek. Sein Freund war kreidebleich und atmete flach, war aber immer noch bei Bewusstsein. Vicard stand auf und klopfte sich den Staub vom Gewand. Sasha und Isaac starrten entsetzt in die Runde.
    Schließlich richtete sich auch Brodar Kayne auf und spähte über den Rand der Schlucht. Die Südseite war teilweise zusammengebrochen. Tausende Tonnen Gestein waren auf die unglücklichen Bergleute herabgedonnert. Diesen Erdrutsch hatte keiner von ihnen überlebt. Verdammt, dachte er nicht zum ersten Mal an diesem Tag. Sie hatten den Abbau behindern und die Gerätschaften zerstören wollen, die sie erreichen konnten. Ein Massaker dieser Größenordnung hatten sie nicht geplant.
    »Vicard, was zum Teufel, sollte das?«, grollte Sasha aufgebracht. »Das waren unschuldige Männer. Sie haben nur ihre Arbeit verrichtet.«
    Vicard wischte sich etwas Dreck von der Schulter und schüttelte den Kopf. »Ich hatte keine Wahl. Sie hätten uns getötet. Und dir wäre noch etwas viel Schlimmeres passiert.«
    »Es gibt nichts Schlimmeres als den Tod«, erwiderte Sasha. Sie ging zu Jerek hinüber. »Wie sieht es aus?«, fragte sie.
    Kayne schloss einen Moment die Augen. Das war nicht so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte, und wahrscheinlich würde es noch viel schlimmer kommen. »Er ist übel dran, er hat viel Blut verloren.«
    Isaac kniete schon neben dem Hochländer und untersuchte ihn. »Die großen Blutgefäße sind unverletzt. Vielleicht überlebt er. Vicard, kann ich dein Messer haben?«
    Der Alchemist warf dem Diener die kleine Klinge zu und humpelte zu Kayne. »Gib mir mein Pulver zurück«, flehte er. »Das ist nur gerecht. Ich habe dir das Leben gerettet.«
    »Nimm den verdammten Beutel«, knurrte Kayne und warf ihn dem Alchemisten vor die Füße. Vicard hob ihn auf und zog sich ein Stück zurück. Fast ehrfurchtsvoll öffnete er die Klappe und hielt sich den Beutel an die Nase.
    »Der Sprengstoff war zwanzig Golddukaten wert«, erklärte er. Dann inhalierte er tief. Sein Gesicht erschlaffte, und gleich darauf war wieder das dümmliche Grinsen zu sehen. »Ihr habt keine Ahnung, wie viel von diesem Zeug man für zwanzig Golddukaten bekommt. Ich sage euch, ich könnte auf einem ganzen Berg von hashka sitzen. Auf der besten Ware, die man für Geld kaufen kann. Ich …«
    Hinter ihm gab es eine schnelle Bewegung, und der Alchemist keuchte. Er stieß ein kaum hörbares Winseln aus und stand noch einen Moment schwankend da. Blut rann ihm aus dem Mund. Dann kippte er nach vorn und fiel aufs Gesicht. In seinem Rücken steckte das Heft eines Dolchs.
    »Genau durch die Wirbelsäule«, erklärte der Mörder mit dem Kindergesicht, der nun hinter Vicard auftauchte. Er lächelte zufrieden und zeigte ihnen zwei Reihen perfekter weißer Zähne. Der Meuchelmörder strich sich eine blonde Locke aus den blauen Augen und zog einen weiteren Dolch aus dem Gürtel.
    Brodar Kayne bemerkte das Glühen an den Füßen des Mannes und spannte sich an. Diese Stiefel. Magisch verstärkt. Der Drecksack ist ein Augmentor. Er holte tief Luft und trat vor. »Es erfordert sicherlich eine Menge Mut, einen Mann von hinten abzustechen. Aber nun zieh die Stiefel aus und stelle dich mir wie ein echter Krieger.«
    Wieder lächelte der Augmentor, als fände er den Vorschlag lustig. Lässig reinigte er sich mit dem Dolch die Fingernägel. Seine Hände waren makellos gepflegt, wie die einer Edelfrau. »Das könnte dir so passen, was?«, antwortete er schließlich. »Schau dich doch an. So alt, dass du wahrscheinlich keinen mehr hochkriegst, und trotzdem plusterst du dich auf wie ein dreißig Jahre jüngerer Mann. Es gibt nichts Schlimmeres als einen alten Wilden.«
    Der Drecksack. Der gemeine Dreckskerl. Kaynes Hände spannten sich um das Großschwert. Isaac, der neben Jerek gekniet hatte, richtete sich auf. Sasha tastete insgeheim unter dem Mantel nach der Armbrust. Kayne warnte die beiden mit einem energischen Kopfschütteln. Sie zögerten und ließen ihre Waffen, wo sie waren.
    »Ich sag dir was, alter Mann«, fuhr der Augmentor im Plauderton fort. »Verschaffe mir etwas

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