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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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sein, wenn sie meine Bekanntschaft machen. Verdreckt, angeschlagen und nach Unrat und Kot stinkend. Perfekt.
    Natürlich hatte der Lümmel, den Eremul angeheuert hatte, nicht ahnen können, dass der bejammernswerte Krüppel, den er den Hügel hinaufschob, ein Magier war. Hätte er es gewusst, dann hätte er Eremul gewiss nicht so unsanft auf den Arsch fallen lassen und sich bergab davongemacht.
    Beinahe hätte Eremul einen mächtigen Wind heraufbeschworen, um den heimtückischen Hundesohn von der Klippe zu fegen und weit unten auf den Felsen zu einem blutigen Haufen zu zerschmettern. Möglicherweise hatte er es nur vor Schreck nicht getan, weil er sich auf einmal hilflos am Boden gewälzt hatte. Er hatte seine ganze Kraft aufbieten müssen, um den Stuhl aufzurichten und sich wieder auf den Sitz zu ziehen.
    Verdammt, Isaac. Wo steckst du?
    Die kleine Rebellentruppe war noch nicht nach Dorminia zurückgekehrt, und allmählich machte Eremul sich Sorgen. Obwohl er oft Unsinn anstellte, war Isaac loyal und meistens gar nicht einmal so ungeschickt, wenn es wirklich darauf ankam. Der Bursche, den er angeheuert hatte, um sich auf die Rabenklippe schieben zu lassen, war typisch für das Gelichter, mit dem er sich jeden Tag herumschlagen musste. Nur eine Handvoll auserlesener Dorminianer wusste, dass er ein Magier war, und nur sie behandelten ihn mit dem gebührenden Respekt. Die anderen sahen lediglich den dürren, verkrüppelten Büchernarren, der leicht reizbar und deshalb ein willkommenes Ziel für alle möglichen grausamen Streiche war.
    Die brauchen Bücher sowieso nur, um in den kältesten Wintermonaten den Ofen anzuzünden oder sich im Notfall den Arsch abzuwischen.
    Er hatte mit dem Gedanken gespielt, in ein vornehmes Stadtviertel umzuziehen, aber dort hätte er ehrliche Verachtung gegen demonstrative Überheblichkeit und unerträglichen Pomp eingetauscht. Auf diesen Handel konnte er verzichten. Außerdem war es ihm ganz recht, dass sich die Einheimischen kaum um ihn scherten. Je größer die Entfernung zwischen ihm und den Herren im Edlen Viertel, desto besser.
    Vor ihm ragte der zerstörte Leuchtturm auf, droben am klaren mitternächtlichen Himmel stand die Mondsichel. Einst hatte der Turm auf der Rabenklippe die Stelle bewacht, an der sich der Hafen zum Totenkanal hin öffnete. Als Dorminia gewachsen war, hatte man auch den Hafen erweitert und ein Stück vor der Küste neue Leuchttürme errichtet, sodass dieses alte Gebäude überflüssig geworden war.
    Der Halbmagier betrachtete blinzelnd den Turm und suchte nach Spuren der geheimnisvollen Besucher. Alles war stockdunkel. Das Gebäude ragte vor ihm auf wie der knochige Finger eines Riesen, still und stumm wie eine Leiche.
    Bei diesem Gedanken war ihm nicht wohl. Wie man sich erzählte, benutzte Thelassas rätselhafte Magierfürstin eine seltsame Art von Zauberei und schirmte sich strikt gegen die anderen Länder ab. Händler benötigten eine spezielle Erlaubnis, wenn sie einreisen wollten, und alle Besucher wurden streng überwacht.
    Wer die Stadt der Türme gesehen hatte, beschrieb sie als wundervollen Ort, wo Gerechtigkeit und Gleichheit für alle galten, und als ebenso schön, wie Dorminia hässlich war. Allerdings gab es auch beunruhigende Berichte über eigenartige Vorkommnisse, wie etwa Erscheinungen, die blitzschnell auftauchten und wieder verschwanden, bleiche Frauen, die abgesehen von den toten Augen völlig normal wirkten, und nicht zuletzt die Massenorgien auf den Straßen, die so zügellos waren, dass der weiße Marmor der Stadt vor Wollust zu beben schien.
    Die Weiße Lady war im Prinzip eine wertvolle Verbündete, aber Eremul war von Natur aus eher skeptisch. Erwarte das Schlimmste, und du wirst nie enttäuscht. Optimismus ist der Luxus der Jungen, der Dummen und der Unbelehrbaren.
    Als der Halbmagier seinen Stuhl endlich zu der morschen alten Eingangstür des Turms rollte, zitterten ihm die Arme vor Anstrengung. Über ihm hingen dichte Spinnweben, die seit vielen Monden niemand mehr zerstört hatte. Er ließ die Schultern hängen.
    Sie sind nicht da. Hat man sie entdeckt? Zwischen Dorminia und Thelassa herrscht eigentlich Frieden, aber jeder Narr kann sehen, dass bald ein Krieg ausbrechen wird. Die Agenten der Weißen Lady beteuern wahrscheinlich schon in diesem Augenblick in den Verliesen des Obelisken ihre Unschuld.
    Ohne Vorwarnung ging die Tür knarrend auf. Vertrocknete tote Spinnen und losgerissene Spinnweben rieselten auf ihn herab, nachdem

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