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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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auch, meinetwegen.«
    »Sag dem Rudergänger, er soll langsamer fahren und nach Norden beidrehen«, befahl er. »Gebt mir fünf Minuten. Wenn wir dann nicht zurück sind, segelt ihr los, als wäre der Teufel hinter euch her.«
    Er holte noch einmal tief Luft, sprang über die Reling und tauchte in das kabbelige Wasser.

Unruhige Zeiten

    »Und was haltet Ihr von dieser Angelegenheit, Erster Augmentor?«
    Die Frage riss Barandas aus seinen angenehmen Tagträumen. Er blickte den Großmagistrat Timerus an, der die Ellenbogen auf den Tisch gestemmt, die Hände vor dem Kinn gefaltet und erwartungsvoll eine Augenbraue hochgezogen hatte. Was redete der Mann denn da?
    Ach, richtig, unsere Aussichten in einem Krieg gegen Thelassa.
    Barandas räusperte sich. »Unsere Marine ist zerstört. Thelassa besitzt keine nennenswerte Flotte, und wenn an den Gerüchten, die wir hören, etwas dran ist, hat die Weiße Lady nicht weniger als drei Söldnerkompanien aus Sumnia angeheuert. Die Männer aus dem Sonnenland finden allerdings nur wenig Gefallen an einem Seekrieg.«
    »Was wollt Ihr damit sagen, Erster Augmentor?«, bohrte Timerus nach. »Meint Ihr, wir hätten von unserer Nachbarin im Trigon nichts zu befürchten?«
    Barandas seufzte. »Ich bin der Ansicht, dass es reine Zeitverschwendung wäre, unsere Marine wieder aufzubauen. Die Weiße Lady wird über Land und nicht von See her angreifen.«
    »Wann müssen wir denn mit dieser Invasion rechnen?«
    »Sumnische Söldner sind unglaublich teuer. Die Magierfürstin von Thelassa wird nicht wollen, dass die Krieger allzu lange untätig herumsitzen.«
    Kanzler Ardling hob eine Hand. Er war ein alter Mann mit weißen Haaren, silbernen Augenbrauen und kranker Gesichtsfarbe. Sogar seine Magistratsrobe hatte die Farbe von Holzkohle, und ganz im Gegensatz zu den kostbaren Gewändern der anderen zwölf Magistrate, die sich an dem mächtigen Edelholztisch im Großen Ratssaal versammelt hatten, trug er keinerlei Zierrat. Neben ihm hätte eine Leiche lebhaft gewirkt, doch Ardling war ein gewitzter Schatzmeister und verwaltete Dorminias Vermögen mit beinahe künstlerischer Geschicklichkeit. Angeblich war Geld seine einzige Leidenschaft. Seine Frau hatte angeblich durch einen Sprung von ihrem fünfstöckigen Wohnhaus Selbstmord begangen, und die einzige sichtbare Wirkung, die dies auf den Witwer gehabt habe, sei dessen leicht gereizte Feststellung gewesen, er werde nun wohl zusätzliche Hausangestellte einstellen müssen.
    »Unsere Schatzkammer ist beinahe leer«, erklärte der Kanzler mit monotoner Stimme. »Wir können es uns nicht leisten, noch mehr Geld in die Konstruktion von Schiffen zu stecken. Die letztjährige Ernte war schlecht, und eine beträchtliche Summe Goldes blieb der Bezahlung für die Produkte vorbehalten, die wir aus den Freistädten einführen mussten. Allein Emmering schulden wir immer noch mehr als tausend Dukaten.«
    »Pah«, machte Marschall Halendorf von der Roten Wache. »Wen kümmert es, wie viel wir ihnen schulden? Was wird Emmering tun? Verlangen, dass wir die Schulden begleichen?« Er zuckte mit den Schultern und rieb sich den Bauch.
    Barandas kniff die Augen bei Halendorfs Worten zusammen. Der Kommandant des Heeres von Dorminia war weder ein asoziales Genie wie Ardling noch ein grausamer, aber kompetenter Ränkeschmied wie Timerus. Er war einfach nur ein Hohlkopf. Wie der Kerl seine gegenwärtige Position erreicht hatte, war ein Rätsel.
    »Wir sind nicht die Einzigen, die mit dem Freiland Handel treiben«, erklärte Timerus. »Wenn wir unsere Schulden nicht begleichen, werden die Freistädte uns einfach nichts mehr verkaufen. Jeder Versuch, sie dennoch zu zwingen, wird von der Konföderation als Feindseligkeit aufgefasst werden. Wir können nicht noch mehr Feinde brauchen.«
    »Nein«, flüsterte der Tyrann von Dorminia. »Wirklich nicht.«
    Es wurde still im Sitzungssaal. Aller Augen richteten sich auf den Magier, der am Kopfende des Tischs auf einem Obsidianthron mit hoher Lehne saß.
    Seit der Zerstörung von Schattenhafen waren drei Tage vergangen, und der Magierfürst schien immer noch so erschöpft wie direkt nach dem Angriff. Die gewaltigen Energien, die er aufgeboten hatte, um die Stadt unter dem Wasser ihrer eigenen Bucht zu begraben, hatten dauerhafte Spuren hinterlassen. Salazar hatte jedoch nicht nur körperlichen Schaden davongetragen; in den uralten Augen stand ein völlig abwesender Blick.
    »Die Konföderation hat ihren Standpunkt deutlich

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