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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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getragen wurde.
    »Finn!«, rief ihm Karen zu. »Bitte! Hilf mir!«
    Niemand kümmerte sich im allgemeinen Durcheinander darum, dass die Sklavin ohne Erlaubnis des Zandsch redete. Die Peitschenbrüder sahen sich zwar misstrauisch um, doch angesichts des herrschenden Chaos konnten sie gewiss kein Wort verstehen.
    Karens Flehen war herzerweichend, und als Finn an das Schicksal dachte, das die Frauen in den Räumlichkeiten der Bet- und Bettschwester Sikhiom womöglich erwartete, drohte er seinen Verstand zu verlieren. Zuerst Gina, nun Karen! Er konnte die so zäh wirkende Frau unmöglich einem von Dekadenz gezeichneten Weibsbild überantworten!
    »Ich komme und befreie dich!«, rief er Karen zu. »Halte durch! Gib Sikhiom keinen Grund, dich zu schlagen oder Schlimmeres mit dir anzustellen! Dir wird nichts geschehen, das verspreche ich dir!«
    »Du bist ein miserabler Lügner«, sagte Anais verächtlich zu ihm. »Du redest ihre Lage schön, obwohl du und ich wissen, dass ihr Schicksal besiegelt ist. So, wie auch wir verloren sind. Sieh sie dir doch an, die Städter, diese widerwärtigen Geschöpfe! Alle sind von Wächtern und Sklaven umringt, die dich auf ihr Geheiß in Stücke reißen würden. Ein falsches Wort, eine falsche Bewegung, und es ist um dich geschehen. Wie kannst du es unter diesen Umständen bloß wagen, Karen irgendwelche Hoffnungen zu machen?«
    »Hoffnung ist alles, was uns bleibt«, sagte er bitter. Tatenlos musste er mit ansehen, wie die laut um Hilfe flehende Karen weggebracht und Frans und Rudy als Nächste aufs Podest geschleppt wurden. Erneut begann das unwürdige Schauspiel der Beschnüffelung ...
    Hoffnung - und die Ahnung, dass er einen unsichtbaren Verbündeten besaß, der ihm helfen würde, diesen Albtraum heil zu überstehen.

8
    Ein
    Segeltörn
     
    D er Vormittag verging mit harter, schweißtreibender Arbeit. Sie bereiteten sich auf die Weiterreise vor.
    Norbert Rimmzahn legte sich wie üblich quer und beteiligte sich nur unter Protest an den Vorbereitungen zur Weiterreise, an der Fertigstellung des Sandseglers. Er beschwerte sich über die, wie er sagte, »mit dem Erschaffen von Luftschlössern vertändelte Zeit« - und er plädierte dafür, die schwächeren Mitglieder der Gruppe zurückzulassen, um, sobald die Stadt erreicht worden war, eine Hilfsexpedition zu ihrer Rettung zu schicken und ...
    »Zum allerletzten Mal!«, brüllte Jack ihn an. »Wir lassen niemanden in diesem Geröllhaufen zurück, weil es sein Todesurteil wäre! Warten Sie! Vielleicht doch! Vielleicht sollten wir Sie hierlassen, um zu überprüfen, ob Ihre Idee etwas für sich hat.«
    Rimmzahn trat einen Schritt zurück. Er wurde blass. »Ich? Ich habe mich im Verlauf unserer Reise immer wieder als wertvoller Ratgeber und Mahner bewiesen, Mister Barnsby. Es ist dringend notwendig, dass ich Sie weiterhin begleite. Andernfalls würden Sie vollständig den Überblick verlieren ...«
    »Wen hätten Sie denn gern zurückgelassen?« Felix Müller trat näher und stemmte beide Hände in die Hüften. »Etwa meine Tochter? Wollen Sie sie bestrafen, weil sie in ihrer jugendlichen Naivität einen Fehler begangen hat und Najid entkommen ließ? Soll sie gemeinsam mit den Verletzten und mit meinem Sohn zurückbleiben?«
    »So war das doch nicht gemeint! Ich sagte bloß ...«
    »Niemand interessiert es, was Sie denken und was Sie sagen!«, stellte Andreas fest. »Wenn Sie weiterhin Bestandteil unserer Gruppe sein möchten, beteiligen Sie sich an den Arbeiten! Andernfalls steht es Ihnen frei, Ihrer eigenen Wege zu gehen.«
    »Blättern Sie meinen Ratgeber über gute Menschenführung durch«, sagte Norbert Rimmzahn leise und ohne besonderen Nachdruck, »dann wüssten Sie über Gruppendynamik Bescheid und würden nicht ständig Ihre hanebüchenen Ansichten durchzubringen versuchen. Eine Gruppe muss homogen bleiben, und Homogenität bedeutet, dass die Starken niemals von den Schwachen am Erreichen vorgegebener Ziele gehindert werden dürfen. Kapitel drei: Der gesunde Egoismus ...«
    Vater Müller hob beide Hände, zum Zuschlagen bereit, seine Wut kaum mehr unterdrückend. »Ein Wort noch, und ich haue Ihnen die Zähne aus der Fresse!«
    »Lass es sein, Felix«, fiel ihm seine Frau ins Wort. Sie zog ihn beiseite und redete beruhigend auf ihren Gatten ein, während sich Norbert Rimmzahn, bleich geworden, nach Unterstützung umsah. Jedermann wich seinen Blicken aus. Selbst Maurice Karys, der Franzose, dessen Einwürfe beinahe ebenso nervten

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