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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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erreicht. Die sichere, der Stadt zugewandte Seite. Ohne Schaden zu nehmen.
    Laura griff nach dem Seil, das sie mitgenommen hatte, band ein Ende um eines der wenigen verkrüppelten Gewächse - und machte sich auf den Rückweg.
    Sie frohlockte. Die Reichweite der beiden Thaíne gewährleistete ein Durchkommen für die Menschen und die Elfen. Sie würden ein wenig zickzack laufen müssen, entlang des Seils, das sie immer wieder mithilfe von Holzpflöcken im Boden verankerte und derart den Kurs vorgab. Der Kordon war vielleicht einen Meter breit - und damit ausreichend für sie alle.
    Sie kehrte zu ihren Gefährten zurück und lächelte. Sie fühlte sich ausgezeichnet. Die Zusammenarbeit mit den Elfen machte sich in der Tat bezahlt. Sie hatten ein Hindernis überwunden, wie es keinem der beiden Gruppen allein gelungen wäre.

    Trotz der tobenden Thaíne schafften sie es binnen einer halben Stunde, die Grenze zu passieren. Sie tranken Wasser, füllten ihre Flaschen und planschten im Wasser; selbst die Elfen beteiligten sich an den übermütigen Spielchen.
    Laura trat an Najid heran, der das Treiben teilnahmslos beobachtete und mit Steinchen um sich warf. Er trug nach wie vor keine Fesseln mehr.
    Sie setzte sich neben ihn. »Es ist nicht gut, sein Leben vom Zorn bestimmen zu lassen«, sagte Laura mit der Weisheit ihrer einundzwanzig Jahre zu dem kaum Jüngeren. »Schieb beiseite, was dir dein Vater angetan hat. Nutze deinen Verstand. Für dich und für mich geht es vorerst ums Überleben. Zieh deinen Vater zur Rechenschaft, sobald du ihm wieder begegnest. Aber lauf nicht blindlings in dein Unglück.«
    »Er hat mich im Stich gelassen!«, rief Najid trotzig und schleuderte einen weiteren Stein. »Ich wurde auf sein Geheiß im Glauben an Stolz und an die Familienehre der Wajun erzogen. Ich hatte die besten Lehrer. Sie brachten mir bei, was Verrat für ein schmähliches Verbrechen ist. Und nun muss ich feststellen, dass ausgerechnet derjenige, den ich bislang so sehr verehrt habe, keinerlei Sinn für all diese Tugenden besitzt.«
    »Was ist mit deiner Mutter?«
    »Tot. Verschwunden. Ich weiß es nicht. Es wurde nie über sie gesprochen.«
    Najid sagte es mit gleichgültig wirkendem Tonfall; dennoch fühlte Laura, dass es in dem Jungen heftig arbeitete.
    Sie wagte den entscheidenden Vorstoß. »Es wird Zeit, dass wir Tacheles reden. Wir sind hinter Belorion her. Wir möchten unsere Kameraden befreien - und deinen Vater zur Rechenschaft ziehen ...«
    »Ihr seid Sklavenmaterial!«
    »Wir sind denkende Wesen wie du und die Elfen. Standesdünkel sind hier fehl am Platz. Cwym und ich haben eben einen Pakt beschlossen und per Handschlag besiedelt. Selbst die sonst so stolzen Elfen erklären sich zur Zusammenarbeit auf Augenhöhe bereit; und du siehst uns nach wie vor als minderwertige Ware? Was gibt dir das Recht, derart über uns zu urteilen?«
    »Ich ...«
    »Sieh dich um: Rings um dich wirst du alle guten und alle schlechten Eigenschaften sehen, die uns Menschen ausmachen. Angst, Gier, Neid, Selbstlosigkeit, Hilfsbereitschaft, Liebe, Hass, Stolz, Bescheidenheit, Charakterstärke ... Und nun sag mir: Unterscheiden wir uns denn von deinen Leuten? Sind wir wirklich so viel anders?« Laura stand auf und legte Najid die Hand auf die Schulter. »Denk darüber nach. Überleg dir, ob Menschen oder Elfen oder ... Was bist du noch mal?«
    »Elefthi.«
    »... oder Elefthi besser oder schlechter als der jeweils andere sind. Und wenn du mir eine Antwort auf diese Frage geben kannst, kommst du zu mir. Dann reden wir über eine Zusammenarbeit.«
    »Zusammenarbeit?« Najid gab sich desinteressiert, doch die Bewegungen seiner Wurmzunge verrieten ihn. Er leckte sich mehrmals über seine schmalen Lippen.
    Laura lächelte. »Das ist der Deal: Du bringst uns in die Stadt. Wir befreien gemeinsam unsere verschleppten Freunde. Und wir finden Belorion. Um dir zu helfen, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Du erhältst die Gelegenheit, dich mit ihm auseinanderzusetzen, von Angesicht zu Angesicht. Wir werden alles im Rahmen unserer Möglichkeiten unternehmen, damit es so weit kommt. So lautet mein Vorschlag.«
    »Ich dachte, ihr sucht nach dem Rückweg in eur Welt?«
    »Tun wir ja. Ich habe nicht vor, nur einen einzigen meiner Begleiter zurückzulassen. Ich möchte Finn und die anderen von deinem Vater verschleppten Menschen ausfindig machen und sie befreien. Und Belorion werde ich ganz gewiss nicht entkommen lassen.«
    »Also werdet ihr auch von Rache

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