Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons
Trennung von Johannes bereits überwunden hatte.
Gemeinsam mit Milt ging sie den Pfad hinunter, bis die Stimmen hinter ihr nicht mehr zu unterscheiden waren vom Säuseln des Windes und den Rufen der Vögel. Dämmerung senkte sich über das Land. Es wurde dunkel und auf seltsame Art still, als hielte die Natur für ein paar Minuten den Atem an.
Milt fand einen Baumstumpf am Rande des Wegs und setzte sich. Er war so klein, dass er nur knapp zwei Personen Platz bot. Im ersten Moment wollte Laura sich auf den Boden setzen, dann nahm sie aber doch neben Milt Platz. Ihre Knie berührten sich.
Eine Weile lang schwiegen sie, dann, zuerst stockend, dann immer flüssiger, unterhielten sie sich über die normale Welt, über Dinge, die sie mochten, Menschen, die sie getroffen, und Geschichten, die sie erlebt hatten. Milt war ein guter Erzähler. Laura lachte einige Male laut. Er tat ihr den Gefallen, ebenfalls zu lachen, obwohl sie sicher war, dass sie ihre Erlebnisse nicht halb so gut schilderte wie er seine.
Sie redeten, bis die Dunkelheit Milts Gesicht in einen verschwommenen hellen Fleck vor Lauras Augen verwandelte. Kein Wort verloren sie über die Gruppe, die Welt, in der sie gelandet waren, oder die Sorgen, die sie beschäftigten. Es tat gut, für ein paar Stunden normal zu sein.
Doch irgendwann holten Laura ihre Gedanken ein.
»Da ist eine Sache, über die wir reden sollten«, sagte sie.
»Kann das nicht bis morgen früh warten?«, fragte Milt. »Solange wir hier zusammensitzen, kann ich so tun, als wären wir bei mir zu Hause auf der Veranda.«
»Nein, wir ...«
»Es ist eine sehr schöne Veranda. Ich kann sie dir gern beschreiben, wenn du willst.«
Sie hörte das Lächeln in seiner angenehm weichen Stimme. Es fiel ihr schwer, ihm zu widersprechen, aber sie tat es trotzdem. »Wir müssen darüber reden, solange die anderen nicht in der Nähe sind.«
»Okay.« Das Lächeln verschwand. »Wenn das jetzt noch eine Hiobsbotschaft ist ...«
»Nein.« Dann berichtete Laura. Sie sprach von den fünf Maskierten, die sie beobachtet hatte, von der Suche, über die sie gesprochen hatten, und von ihrer Angst vor einem Wesen, das sie als Schattenlord bezeichneten. All dies hatte sie bislang nur Zoe erzählt - aber Zoe war verschwunden.
»Ich glaube, dass die fünf Elfen sind. Sie leben unter uns, aber haben sich irgendwie getarnt. Ich habe keine Ahnung, wer aus der Gruppe zu ihnen gehört. Seit Tagen beobachte ich alle, aber sie verraten sich nicht - zumindest sind sie mir nicht aufgefallen.«
Milt schwieg einen Moment. »Du nimmst das irgendwie alles lockerer als ich«, sagte er dann. »Mir fällt es schon schwer zu akzeptieren, dass es Elfen unter uns gab oder vielleicht noch gibt, aber die Vorstellung, dass ein Wesen wie der Schattenlord tatsächlich existieren könnte, will mir einfach nicht in den Kopf.«
»Aber mit Geistern und Voodoo ...«
»Obeah. Das ist was anderes als Voodoo.«
»... Obeah, wie auch immer, hast du kein Problem.«
Seine Kleidung raschelte. Laura nahm an, dass er die Schultern hob. »Nein«, antwortete er knapp. »Ich weiß ja, dass sie existieren. Aber der Schattenlord ...«
Es raschelte erneut. Was macht er da?, fragte sich Laura. Steht er auf? Ohne Sterne am Himmel konnte sie fast nichts mehr von ihrer Umgebung erkennen. Die schwarze Savanne verschmolz mit einem ebenso schwarzen Himmel.
»Versuch mal so zu tun, als gäbe es den Schattenlord«, sagte sie. »Die Elfen verstecken sich vor ihm, deshalb ihre Tarnung. Gleichzeitig sind sie die Einzigen, die sich in dieser Anderswelt auskennen. Wenn wir sie enttarnen könnten, wenn sie uns nichts mehr vormachen müssten, gäbe es doch für sie keinen Grund, uns nicht zu helfen. Sie könnten uns zum Palast Morgenröte führen.«
»Aber wie willst du sie enttarnen?«, fragte Milt über das Rascheln seiner Kleidung.
»Ich weiß es nicht. Ich dachte, dein Obeah-Dingsbums könnte dabei vielleicht helfen.«
»Dingsbums?« Das Lächeln kehrte in seine Stimme zurück. »Wäre schon möglich, aber du weißt ja, wie unberechenbar Geistermagie hier ist.«
Das stimmt, dachte Laura. Beim ersten Versuch hatte die Magie zwar Milts Wunsch erfüllt, doch auf eine sehr eigenwillige und lebensgefährliche Weise. Sie konnte verstehen, dass er sie nicht noch einmal einsetzen wollte.
»Dann lass uns etwas anderes versuchen. Es muss doch eine Möglichkeit ...«
»Sag mal«, unterbrach Milt sie plötzlich. »Was machst du da eigentlich?«
»Was meinst
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