Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons

Titel: Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
ihm die Luft nichts auszumachen. Er bewegte sich ganz normal.
    Jack zog Luca an der Schulter zurück, als der Junge sich dem alten Mann nähern wollte. »Geh zu deinen Eltern!«, sagte er.
    Luca nickte.
    Er hat die Leiche nicht vergessen, nur verdrängt. Laura korrigierte die Meinung, die sie sich zuvor gebildet hatte. Er ist unsicherer geworden und vorsichtiger.
    In diesem gefährlichen Land war das vielleicht keine schlechte Veränderung. Laura hoffte, dass der Junge dadurch nicht das Vertrauen in sich selbst verlor.
    »Etwas stimmt nicht mit ihm«, sagte Milt. Einen Augenblick lang glaubte Laura, er spräche von Luca, doch dann folgte sie seinem Blick und erkannte, dass er den alten Mann anstarrte. »Was ist denn mit seiner Haut?«
    Jack schien das im gleichen Moment zu bemerken, denn er blieb plötzlich stehen und hob die Hand. Laura kniff die Augen zusammen. Das Gesicht des alten Mannes verschwamm in der wabernden Luft. Sie trat einen Schritt vor und wäre beinahe gestolpert, als der Druck mit einem Mal nachließ und sie wieder frei atmen konnte. Das Wabern verschwand; es war, als habe jemand eine Milchglasscheibe zur Seite geschoben, sie sah alles klar vor sich.
    Erschrocken hielt sie die Luft an. Neben ihr legte sich Milt unwillkürlich den Ärmel seiner Jacke über Mund und Nase.
    Etwas stimmte mit dem alten Mann nicht, da hatte er recht. Seine Haut war von faustgroßen Geschwüren bedeckt, seine Augen trüb und müde. Die meisten Finger seiner rechten Hand fehlten, die seiner linken, in der er den Stab hielt, waren schwarz verfault. Er hatte keine Zehen mehr.
    »Lepra«, flüsterte jemand hinter Laura. Sie wusste nicht, wer.
    Der alte Mann humpelte einen Schritt auf sie zu. Blaue, verblichene Symbole bedeckten die Stellen seiner Haut, die nicht durch Geschwüre entstellt waren. Es handelte sich um die gleichen Formen, die sich Zoe in der Stadt der goldenen Türme hatte aufmalen lassen. Damals hatte Laura das für eine Mode gehalten, eine unbedeutende Spielerei, doch der alte Mann wirkte nicht wie jemand, der sich um solche Dinge kümmerte. Die Symbole mussten demnach eine andere, tiefere Bedeutung haben, eine, die weder sie noch Zoe geahnt hatten. War das der Grund ihrer Entführung gewesen? Laura schluckte besorgt.
    Der alte Mann humpelte ihnen noch einen Schritt entgegen. Jack zog seine Waffe, richtete sie auf den Boden vor den Füßen des Mannes. »Ich muss Sie bitten, stehen zu bleiben, Sir«, sagte er wie ein Polizist, der einen Verdächtigen gestellt hatte. »Kommen Sie nicht näher.«
    Eine Regung glitt über das zerstörte Gesicht des alten Mannes. Die Krater in seinen Wangen glitten nach hinten, sein eingefallener zahnloser Mund öffnete sich.
    Oh Gott, er lächelt, dachte Laura. Ihr wurde übel.
    »Seltsam, das wollte ich gerade zu euch sagen.« Seine Stimme war rau und hoch, knirschte wie ein rostiges Eisengitter, das im Wind hin und her schwang. »Kommt nicht näher.«
    Jack wich langsam zurück, bis er neben Laura stehen blieb. »Weiß jemand von euch, wie ansteckend Lepra ist?«, fragte er.
    »Nicht besonders«, antwortete sie leise. »Ich glaube, solange wir ihn nicht anfassen, müssen wir uns keine Sorgen machen,«
    »Okay, danke.« Jack trat wieder einen Schritt vor, die Waffe weiterhin im Anschlag. »Ich möchte Sie bitten, zur Tür Ihrer Hütte zu gehen und uns passieren zu lassen, Sir. Es wird Ihnen nichts geschehen, wenn Sie den Anweisungen Folge leisten.«
    »Warum redet er so?«, fragte Milt leise.
    Laura hielt ihren Blick auf eine Stelle über dem Kopf des alten Mannes gerichtet. Ihre Übelkeit verging langsam. Sie verstand, weshalb Jack so förmlich mit dem Fremden sprach. Es gab ihm Sicherheit im Angesicht von etwas, das ihn offensichtlich entsetzte. Jeder fand eine Möglichkeit, damit umzugehen. Sie sah einfach nicht hin.
    »Es hilft ihm«, sagte sie knapp.
    Der alte Mann stützte sich schwer auf seinen Stab. »Ich mache mir keine Sorgen um mich. Was könnt ihr mir schon antun, das schlimmer wäre als das, was ich habe, hm?«
    Er ließ die Worte einen Moment in der Luft hängen. Als Jack nicht antwortete, seufzte er. »Ich mache mir Sorgen um euch.«
    Mit einem schwarz verfärbten Daumen zeigte er über seine Schulter auf die Dächer des Dorfes, die in der Ferne zwischen Blättern und Ästen zu sehen waren. »Ihr wollt dahin, oder?«
    Jack nickte.
    »Und deshalb mache ich mir Sorgen.«
    »Wieso?«, fragte Laura. »Ist der Ort gefährlich?«
    »Nein, gefährlich ist er nicht. Er ist

Weitere Kostenlose Bücher