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Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons

Titel: Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Füße und den Umhang aus dem gleichen verschimmelten Stoff, den er in dem Geschäft gesehen hatte.
    »Hier ist noch eine«, sagte Laura leise. Sie versuchte das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken, aber er hörte es trotzdem.
    Die Gestalt stand schräg hinter ihr, ebenso reglos wie die andere. Finn entdeckte eine dritte nur wenige Meter entfernt. Das Schlurfen wurde lauter, aber es ging nicht von ihnen aus, sondern näherte sich langsam dem Platz.
    Gina blieb neben Jack stehen, während Laura und Milt vorsichtig zurückwichen. Die drei Gestalten waren fast nicht zu unterscheiden. Sie alle trugen die gleichen verschimmelten Umhänge und Kleidung, die über Hände und Füße fiel.
    »Ganz ruhig«, sagte Jack. Der Lauf seiner Pistole richtete sich abwechselnd auf die Gestalten. »Solange sie nichts tun, tun wir auch nichts.«
    »Da«, flüsterte Rimmzahn plötzlich. »Da vorn.«
    Finn sah zurück zu den breiten Planken und wäre beinahe gegen Milt geprallt, der sichtlich erschrocken einen Schritt rückwärts machte. Weitere Gestalten tauchten aus der Dämmerung auf. Auch sie hielten die Köpfe gesenkt, verbargen sie unter den Kapuzen ihrer Umhänge. Ihre Füße verließen den Boden nicht, schlurften über das Holz in einer monotonen, gleichbleibenden Bewegung. Es klang, als würden sie die Planken abschmirgeln. Zu Dutzenden näherten sie sich dem Platz.
    Finn beschloss, dass dies der falsche Zeitpunkt war, Jack nach der Anzahl der Kugeln in seiner Pistole zu fragen.
    Die Gestalten teilten sich auf. Drei von ihnen betraten das Stoffgeschäft, eine größere Gruppe die Taverne. Andere gingen weiter, vorbei an den Menschen auf dem Platz, die sie nicht einmal zu bemerken schienen. Sie verschwanden zwischen den Häusern. Ein paar der Gestalten blieben scheinbar ziellos auf dem Platz stehen. Niemand sagte ein Wort.
    »Und was jetzt?«, fragte Simon nach einem Moment.
    Finn nahm seinen Rucksack von den Schultern, öffnete den Reißverschluss und nahm eine der Wasserflaschen heraus. Er fasste sie am Verschluss und ging auf die Gestalt zu, die hinter Laura gestanden hatte.
    »Was machst du da?«
    Er ignorierte Milts Frage. Vor der Gestalt blieb er stehen. Sie roch nach altem Stoff und vergammeltem Essen. Finn spürte, wie Übelkeit in ihm aufstieg, kämpfte sie aber nieder. Sein Herz klopfte, als er die Hand langsam ausstreckte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich der Lauf von Jacks Pistole auf die Gestalt richtete.
    Finn schob die Flasche unter die Kapuze und hob sie langsam hoch. Die Gestalt blieb reglos stehen. Er konnte nicht erkennen, ob sie überhaupt verstand, was er tat, oder ob es sie interessierte.
    Und dann sah er ihr Gesicht.
    Sie war einmal hübsch gewesen, glaubte er, eine junge Frau mit langem braunem Haar und ebenmäßigem Gesicht. Doch das war damals gewesen, als sie noch lebte. Das Gesicht, in das Finn blickte, war eine Ruine, ein Stück graues, verwestes Fleisch, bedeckt von aufgeplatzter Haut. Ihre Augen waren getrübt und leblos, sahen mit dem starren Blick der Toten ins Nichts.
    Finn zwang sich zur Ruhe. Trotz des Gestanks atmete er tief durch.
    »Was ist los?«, fragte Laura hinter ihm. Sein Rücken verdeckte wohl das Gesicht der Gestalt.
    Bevor er antworten konnte, hallte der klagende tiefe Laut, der wie ein Nebelhorn klang, erneut über den Platz. Ein Ruck ging durch die Frau vor ihm. Ihre Arme zuckten, ihre Augenlider flatterten.
    Sie sah Finn an.

11
    In dunkelster
    Nacht
     
    L aura unterdrückte einen Schrei, als der Blick der Frau, deren Kapuze Finn hochgehoben hatte, plötzlich wach wurde. Überall auf dem Platz bewegten sich die Gestalten nun, seufzten und stöhnten, als stiegen sie aus einem tiefen Schlaf empor. Manche warfen einen Blick auf die Menschen, die vor ihnen zurückwichen, andere wandten sich einfach ab und schlurften einem Ziel entgegen, das nur sie kannten.
    »Das sind Zombies, oder?«, fragte Luca leise.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sein Vater.
    Finn ließ die Flasche sinken und entfernte sich langsam von der toten Frau, die nun den Kopf hob und sich umsah.
    Jack richtete seine Waffe weiter auf sie, doch Laura sah, dass sein Blick über den Platz glitt. Er suchte nach einem Fluchtweg.
    »Geht weg ...« Die Stimme der Frau war wie ein Hauch. Sie hob den Arm. Ihre Gelenke knackten, als sie einen grauen Zeigefinger ausstreckte und ihn auf Finn richtete. »Weg.«
    Der Wind wehte ihren Gestank in Lauras Richtung. Die schwere, faulige Süße raubte ihr fast den Atem.

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