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Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons

Titel: Schattenlord 3 - Herrscher de Drachenthrons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Theke, neben der sich hüfthohe Fässer stapelten. Holzkrüge und einige bauchige Flaschen standen in den Regalen. Eine Treppe führte in den ersten Stock.
    Finn hob den Kopf, als er über sich Schritte hörte. Instinktiv griff er nach dem Stuhl neben sich, atmete dann jedoch auf, als er Laura und Milt am Treppenabsatz auftauchen sah.
    »Hier oben ist niemand«, sagte sie.
    »Nebenan auch nicht.« Finn ging durch den Raum zur Theke und klopfte gegen die Fässer. Sie klangen hohl. Kein einziges war gefüllt, ebenso wenig die Flaschen in den Regalen. In dieser Taverne gab es nichts zu trinken und nichts zu essen, trotzdem waren die Becher gespült und die Teller, die man unter der Theke gestapelt hatte, sauber.
    Laura blieb in der Mitte des Raums stehen. »Hier sieht es aus wie in einem von diesen Freilichtmuseen, in denen man sich ansehen kann, wie die Leute früher gelebt haben.«
    Finn nickte. »Alles so, als sei es gerade verlassen worden, aber weder Speisen noch Getränke, nichts, was verderben kann.«
    »Oder regelmäßig aufgefüllt werden muss«, sagte Milt.
    Gemeinsam verließen sie die Taverne.
    Finn sah, wie Jack und Andreas aus dem größten Haus am Platz kamen. »Was habt ihr gefunden?«, fragte er.
    »Leere Vorratslager und eine Schreibstube mit verschimmeltem Papier und eingetrockneter Tinte. Und ihr?«
    »So was Ähnliches. Vergammelte Stoffe und eine Taverne ohne Getränke.«
    »Verdammt«, murmelte jemand aus der Gruppe. Es klang wie Simon.
    »Ich hatte auch auf einen Abend im Pub gehofft«, sagte Finn. Ihm fiel auf, wie lang ihre Schatten geworden waren. Der Himmel färbte sich dunkel. Es wurde Nacht. »Ich schlage vor, dass wir in der Taverne übernachten. Das Gebäude ist groß genug für uns alle und hat einen Kamin.«
    »Was ist mit Betten?«, fragte Karys.
    »Es gibt Strohlager«, sagte Laura, »aber auf die würde ich mich nicht legen.«
    Jack warf Andreas einen kurzen Blick zu, holte wohl dessen Zustimmung ein. »Also gut, dann also die Tav...«
    Ein durchdringender, klagender Laut, tief und lang gezogen wie ein Nebelhorn, unterbrach ihn. Die Pistole lag so plötzlich in seiner Hand, dass Finn nicht sagen konnte, wie sie dorthin gekommen war. Er presste sich die Handflächen auf die Ohren und verzog das Gesicht. Bis in den Magen spürte er den düsteren Ton. Es schien ewig zu dauern, bis er endlich leiser wurde und schließlich ganz abbrach.
    Auch die anderen nahmen die Hände von den Ohren.
    »Was war das?«, fragte Milt.
    Niemand antwortete ihm. Felix stellte sich schützend vor seine Kinder, obwohl keine Bedrohung zu sehen war. Der Ton hallte wohl in ihnen allen nach wie in Finn. Etwas hatte darin gelegen, was ebenso traurig wie gefährlich war.
    Und dann begann es. Luca hörte es als Erster. »Was ist das für ein Geräusch?«, fragte er. Schon drehte er den Kopf in Richtung der breiten Planken, die auf den Platz führten. Zwischen den Häusern gab es noch andere Wege, aber sie waren schmaler und fielen kaum auf.
    Finn lauschte in die einsetzende Dunkelheit. Etwas schlurfte ihnen entgegen, nein, nicht etwas, das waren viele, eine ganze Gruppe.
    »Bleibt dicht zusammen«, sagte Jack. Er stieg auf die Bank, auf der Franz und Agnes saßen. Der Österreicher hielt seinen Rucksack mit beiden Händen an die Brust gepresst und sah mit schreckgeweiteten Augen zu den Planken, auf denen immer noch niemand zu sehen war. Alle starrten dorthin, Jack, Andreas, Laura, Milt und auch Finn.
    Gina schrie.
    Finn fuhr herum und entdeckte sie auf der anderen Seite der Bank am Rand der Gruppe. Keine zwei Meter von ihr entfernt stand eine Gestalt. Er konnte nicht sagen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Reglos und mit gesenktem, halb von einer Kapuze verdecktem Kopf stand sie da. Ihre Arme hingen nach unten, schwangen ganz leicht hin und her, als setzte der Wind sie in Bewegung.
    Wo zum Teufel kommt die Gestalt her?, fragte sich Finn nervös. Jack drehte sich auf der Bank, sah in die eine, dann in die andere Richtung, stellte sich offensichtlich die gleiche Frage.
    »Bleib ganz ruhig, Gina«, sagte er, die Waffe auf die Gestalt gerichtet. »Geh langsam rückwärts von ihr weg. Ganz ruhig und langsam.«
    Gina wich zurück, genau so, wie er gesagt hatte. Die Gestalt regte sich nicht. Finn war sich nicht sicher, ob sie die Menschen auf dem Platz überhaupt bemerkte. Er musterte sie, betrachtete die langen Ärmel, die über die Hände fielen, die einfache zerrissene Hose, die mit Stoffen umwickelten

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