Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers

Titel: Schattenlord 4 - Der Fluch des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
Vom Netzwerk:
mussten.
    Aswig ging mit dem Kessel Suppe immer voran, Luca trug Fleisch und Fisch, Sandra die Beilagen und Früchte. Dann mussten sie sich beeilen, für die Getränke zu sorgen.
    Der Schiffsjunge hatte ihnen eingeschärft, niemals den Mund aufzumachen, und die beiden hielten sich ausnahmsweise daran. Die Offiziere kümmerten sich nicht im Mindesten um sie, als wären sie Luft. Leider unterhielten sie sich nie über bevorstehende Aktionen oder Planungen, sodass nichts in Erfahrung zu bringen war, wohin die Reise ging und was unternommen werden sollte. Die Unterhaltungen drehten sich hauptsächlich um Anekdoten früherer Begebenheiten, dazu gab es zotige Witze, oder sie machten sich über andere lustig. Über ihre Mission an sich sprachen sie ebenfalls nie. Höchstens über dringend benötigte Vorräte oder allgemein, was sie zur Unterhaltung von Schiff und Besatzung brauchten.
    Der Sitz am Kopfende blieb stets frei, er war dem Kapitän vorbehalten. Niemand schien zu erwarten, dass er jemals aufkreuzte, und es redete auch keiner über ihn. Doch es musste ihn geben, denn Aswig machte jeden Tag seine Kajüte sauber. Der Schiffsjunge war der Einzige, der den bedeutendsten Raum des Schiffes betreten durfte, doch er ließ nie ein Wort darüber verlauten. Im Gegenteil, er bekam ängstliche Augen, als Luca ihn mit Fragen bestürmte, und deutete auf seine Lippen.
    »Wahrscheinlich ein Schweigebann«, vermutete Sandra.
    Nach einiger Zeit kamen die drei ganz gut miteinander zurecht; Aswig war gar nicht so übel, sein Gehabe nur aufgesetzt, um unter der rauen Mannschaft bestehen zu können. Luca und Sandra verstanden ihn und versprachen, ihn nicht öffentlich bloßzustellen.
    Daraufhin steckte er ihnen ab und zu heimlich ein paar kandierte Früchte zu, die er aus der Kombüse gemopst hatte. Aswig hatte kaum Erinnerung an sein Leben »davor«, er war wohl zur See gewesen, seit er laufen konnte. Er hatte keine Freunde und war einsam, hatte nie spielen gelernt oder einfach draufloszulachen. Insofern war er mit den beiden Menschen sehr viel geduldiger und nachsichtiger, als sein Auftrag lautete.
    »Der Vorteil ist aber, dass wir so weit unten sind, uns bemerkt man nicht«, sagte er. »Und weil ich den Käpt'n persönlich bediene, lässt auch Kramp mich in Ruhe.«
    Er kannte den Herrn der Galeone also. Aber er konnte nicht über ihn sprechen. Luca und Sandra waren mehr als neugierig, umso mehr, als die ganze Mannschaft, wenn sie denn überhaupt über ihn sprach, sich nur im Flüsterton äußerte und nie viel sagte. »Er und das Schiff sind eins«, hieß es. »Verflucht sind sie beide.«
    Der Kapitän war also unsichtbar. Er verließ seine Kajüte im Heck niemals am Tage. Lediglich nachts hörte Luca ab und zu einmal ein schweres Stampfen, das zu keinem anderen der mittlerweile gewohnten Schiffsgeräusche und Bewegungen gehörte. Die meiste Zeit war Kramp der Führer des Schiffes, und ihm wurde ungeteilter Respekt zuteil.
    Die Hierarchie an Bord war streng, und niemand schlug über die Stränge, obwohl es so viele unterschiedliche Wesen waren. Sandras Furcht, weil sie ein Mädchen war, legte sich bald. Von der Mannschaft interessierte sich niemand für sie, ebenso wenig für die weiblichen Sklaven. Alle schienen viel zu sehr mit dem Schiff und seiner Mission beschäftigt zu sein. Sklaven und Geiseln waren augenscheinlich unter ihrer Würde; sie nahmen kaum Notiz von ihnen, außer um sie zu maßregeln oder zu strafen.
    Von diesen schweigsamen Seeleuten brauchbare Auskünfte zu erhalten war mehr als schwierig. Was Aberglauben und Gruselgeschichten betraf, da zeigten sie sich als aufgeschlossen und versuchten sich gegenseitig mit immer scheußlicheren Ausschmückungen zu übertreffen. Aber darauf war nichts zu geben, weil es sich dabei nie um die Galeone und ihren Kapitän handelte.
    Seeleute waren sie in der Tat alle, jeder wusste von früheren Fahrten zur See zu berichten; durch den Himmel zu tauchen, immer abhängig vom Wind, schien für sie so gut wie keinen Unterschied zu machen. Meere gab es in Innistìr nicht, aber große Seen, deren jenseitiges Ufer man tagelang nicht sehen konnte, und das Wasser war oft unberechenbar und tückisch.
    Die Frage, ob sie sich auf dem Fliegenden Holländer befanden, wurde nie beantwortet. »Ich kenne nur den Seelenfänger«, hörten die Geschwister oft. »Einen anderen Namen gibt es für das Schiff nicht.«
    Hatte er vielleicht deswegen keine Galionsfigur mehr? Einst hatte er eine besessen - der

Weitere Kostenlose Bücher