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Schattenlord 7 - Das blaue Mal

Titel: Schattenlord 7 - Das blaue Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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bis Baran einen tiefen Kotau vor Zoe tat und sie mit einem Wink seiner Arme einlud, auf dem Thron Platz zu nehmen.
    »Ausgezeichnet!«, flüsterte er ihr zu, sobald sie saß und er neben ihr Aufstellung genommen hatte. »Deine Vorvorgängerin wusste bei diesem Test nicht zu überzeugen. Sie musste ihren Dienst an den Bürgern Dar Anuins bereits wenige Stunden später beenden.« Der Zwerg kicherte, und seine Mimik ähnelte der Brad Pitts nun mehr als jemals zuvor. »Sie stolperte unglücklich und fiel in ein Zierschwert. Dreimal hintereinander; ist das denn zu glauben, Gesandte? «
    Zoe gab so leise wie möglich zurück: »Und du, Zeremonienmeister von Gnaden der Priesterschaft? Was wird mit dir geschehen, wenn deine Herren der Meinung sind, sich nicht mehr auf dich verlassen zu können? Wird auf dich auch ein Schwert warten, in das du unglücklich stürzen wirst? Wobei ich mir sicher bin, dass angesichts deiner Leibesgröße ein Frühstücksmesserchen reicht.«
    Barans Gesicht färbte sich rot, selbst im Zwielicht, das im Thronsaal herrschte, gut zu erkennen. Der Zeremonienmeister beugte sich weit über den Stuhl. »Du gehst sehr leichtfertig mit deiner Gesundheit um. Mag sein, dass wir auf dich angewiesen sind; doch Laycham ist rasch wieder auf den Weg geschickt, um sich nach einer neuen Herrin umzusehen.«
    Dumme, dumme Zoe! Warum konnte sie bloß ihre große Klappe nicht halten? In der Modewelt der Schönen und Törichten erwartete es man nachgerade von einem Model wie ihr, dass es sich zickig benahm. Aber doch nicht hier, wo es um ihr Leben ging!
    »Verzeih mir, Baran«, flüsterte sie. »Manchmal geht mein Temperament mit mir durch.«
    »Temperament und Intelligenz sind zwei Eigenschaften, die auf deinem Posten nur schwer miteinander vereinbar sind, Frau. Dies ist meine letzte Warnung: Du fügst dich ab nun in deine Rolle. Andernfalls werde ich mich höchstpersönlich um dich kümmern. Nein, ich werde dich nicht töten - zumindest nicht gleich. Es gibt Methoden, eine hübsche Frau wie dich weiterhin strahlend aussehen zu lassen, sie aber gleichzeitig in einem Maß zu verunstalten, wie du es dir in deinen schlimmsten Albträumen nicht vorstellen kannst.«
    »Ich ... ich habe verstanden, Zeremonienmeister.«
    »Sehr gut. Und nun lächle. Einige unserer Wächter möchten dir ihre Aufwartung machen und Treue schwören. Du wirst ihnen aufmerksam zuhören, jedem der Männer die Worte wiederholen, die ich dir vorbete, und dich dann gemeinsam mit Lirla zurückziehen. Sie wird dich während der nächsten Tage weiterhin unter ihren Fittichen behalten, sodass du deine Auftritte in einer weitaus kritischeren Öffentlichkeit hinbekommst, ohne dass jemand Verdacht schöpft.«
    »Ja.«
    »Als kleine Erinnerung daran, wozu ich in der Lage bin ... Wag es ja nicht, auch nur einen Ton von dir zu geben ...« Baran tat einige ungelenk wirkende Handbewegungen und grinste sie dann an. Mit Dackelaugen wie Hugh Grant.
    Zoe konnte das Stöhnen kaum unterdrücken. Sie fühlte einen Stich an ihrer rechten Schläfe. Als würde ihr jemand ein glühendes Messer durch die Haut treiben und es in den Knochen schieben, tiefer, immer tiefer ...
    »Kein Wort«, wiederholte Baran. »Sei ein braves Mädchen.«

2
    Intermezzo:
    Die Wahrheit über
    Dar Anuin (I)
     
    S hire betrachtete das Innere des Kraters und atmete tief durch. Sie hatten das Ziel ihrer langen Reise erreicht.
    »Wir sind angekommen.« Sie bedeutete ihren Begleitern, das wenige Gepäck, das sie bei sich trugen, von den schmerzenden Schultern zu nehmen.
    »Bist du dir sicher, Shire?«
    »Ich fühle es. Wir sind angelangt. Dies wird unser neues Zuhause.«
    Die drei Männer und fünf Frauen sahen sich um, reckten die Nasen in die Luft und schnupperten. Sie versuchten wohl zu spüren, was sie spürte, zu riechen, was sie roch. Die Instinkte der anderen waren bei Weitem nicht so gut ausgeprägt wie ihre eigenen.
    »Und nun?« Abelae, der Riese, dem der Bart mittlerweile bis zum Bauch reichte, drehte sich einmal im Kreis. Er wirkte ratlos.
    »Wir ruhen uns aus. Wir warten den morgigen Tag ab. Dann beginnen wir mit dem Bau unseres neuen Zuhauses. Der Fluss muss gebändigt und teilweise umgeleitet, der Kratergrund von störenden Einflüssen gereinigt werden. Uns steht eine Menge Arbeit bevor.«
    »Viel zu viel«, warf Arachie Larma ein, eine Schwarzseherin, deren Gabe der Vorausschau sie hatte bitter werden lassen wie alle Frauen ihrer Zunft. »Wir sind bloß zu neunt. Wir werden tausend

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