Schattenlord 7 - Das blaue Mal
zusehen, dass wir ins Bett kommen.«
»Du bleibst schön hier.« Gloria hielt ihn fest, bevor er sich erheben konnte. »Die Angelegenheit ist noch längst nicht erledigt. Wie viel Geld hast du bei dir?«
»Den heutigen und den gestrigen Tagessold.«
»Gib es mir!«
»Bist du verrückt geworden?«
»Mach schon!« Gloria winkte Darye, die Dreiäugige, herbei, flüsterte ihr etwas ins Ohr und ließ dann ihre und Ruairidhs Barschaft in deren Ausschnitt kullern. Die Frau sah sich nach allen Richtungen um, nickte dann zögernd und zog sich zurück, ohne sich um die empörten Rufe anderer Kunden zu kümmern.
»Was sollte das?«, fragte Ruairidh.
»Folge ihr zu den Latrinen. Du wirst für zehn Minuten ihre Rolle übernehmen. Lass dir Daryes Schürze geben und nimm ihre Rolle ein. Nimm die Bestellung des Löwenmanns und seiner Begleiter auf. Hör gut zu, was sie zu besprechen haben.«
»Du bist verrückt geworden!«
»Du verstehst nicht, Ruairidh! Der Kerl heißt Leonidas, ist ein bedeutender Heerführer im Sold Alberichs, ein General - und er fragt jedermann nach dieser Menschenfrau, nach Laura.«
So viele Fragen, so wenig Zeit ... Der Löwenmann war auf der Suche nach Laura, Milt, Finn und den anderen Reinblütigen. Warum? Was hatte er mit ihnen zu tun? Welche Rolle spielte Alberich, dessen Name Ruairidh nur allzu bekannt war?
Er huschte in Richtung der Latrinen, ließ sich von Darye die Schürze und einige gute Ratschläge geben - »Halte den Kerlen niemals deinen Hintern hin und, bei allen Göttern, bück dich auf keinen Fall, was auch immer geschieht!« um sich dann von ihr das Versprechen abringen zu lassen, so rasch wie möglich zurückzukehren. Sie drückte ihm acht ungewaschene Krüge in die Hände und sagte ihm, was er damit machen sollte; völlig unvermutet gab sie ihm dann einen Schmatz auf den Mund, der vom Vordringen einer zweigeteilten Zungenspitze begleitet wurde, die sich tief in seinen Rachen schob.
»Das war Teil der Abmachung«, sagte sie in einer kurzen Pause des Atemholens, um Ruairidh in ihren stählernen Griff zu zwingen und ihn weiter zu malträtieren.
Nach einer gefühlten Unendlichkeit entließ sie ihn, schleckte über seinen Hals und sein Gesicht und grinste mit zwei geschlossenen und einem weit aufgerissenen Auge. »Das hatte ich dringend nötig, Kleiner. Und wenn du dir deine Münzen zurückverdienen möchtest, dann kommst du heute nach Dienstschluss in die Gasse-zum-flüssigen-Wombatauswurf, drittes Haus links. Ich stelle eine Kerze ins Fenster ...«
Ruairidh torkelte davon. Er flüchtete. Völlig benommen, kaum in der Lage, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Da war nur unbändige Wut auf Gloria, die ihn verkauft hatte!
Vorbei an zwei Besoffenen, die einen dritten malträtierten, der in der Gosse lag, kehrte er ins Wirtshaus zurück und brachte die Krüge zur Schenke. Ruairidh achtete kaum darauf, was der Helfer zu sagen hatte. Er griff nach vollen Gefäßen und eilte davon, vorbei am Tisch der »Salzer und Birner«, eine gefällige Umschreibung für tumbe Schlagetots, hin zu den Giftmischern, die ihre Getränke aus verständlichem Misstrauen nur zögerlich annahmen und nur gleichzeitig zu trinken begannen.
Ruairidh nahm Münzen an sich, putzte achtlos über Tische, deren Schmutzkrusten auf Jahrzehnte der Vernachlässigung hinwiesen, und achtete kaum auf die lauten Proteste derjenigen, die schon allzu lange auf weitere Humpen Bier warteten. Er pirschte sich an jenen Tisch ran, den General Leonidas und seine Gefährten besetzt hielten. Im Vorbeigehen trat er Gloria mit aller Kraft gegen das Schienbein. Es war ihm eine kleine, aber nicht unbedeutende Genugtuung, dass seine Begleiterin vor Schmerz laut aufschrie.
»Wird Zeit, dass sich jemand um uns kümmert!«, dröhnte der Mann rechts vom General, ebenfalls ein Löwenmähniger. »In meinem Rachen brennt ein Feuer, das gelöscht werden muss.« Er griff nach einem der Krüge, die Ruairidh bei sich trug, und leerte ihn in einem Zug. Noch bevor einer seiner Begleiter reagieren konnte, hielt er den zweiten in der Hand.
»Lass das, Samwee!«, sagte Leonidas streng. »Wir sind nicht zum Vergnügen hier.« Er bedeutete Ruairidh, die Humpen zu verteilen, und griff nach dem letzten.
Erneut fühlte sich der Elf vom Löwenmenschen beäugt - und durchschaut. Der General hatte etwas an sich, was ihn nervös machte.
»Hast du nicht grad eben noch zwei Nischen weiter gesessen?«, fragte Leonidas misstrauisch.
»Stimmt. Ich habe eine
Weitere Kostenlose Bücher