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Schattenmacht

Schattenmacht

Titel: Schattenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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einen Lutscher in der Hand, der sich drehte und die Spiele anpries, die dieses Casino zu bieten hatte. An der Straßenecke stand das Eldorado, dessen Eingang von einem niemals endenden Feuerwerk aus bunten Lichtern umrahmt war. Jamie konnte auf dem Bürgersteig niemanden entdecken. Es waren jedoch einige Autos unterwegs, deren Scheinwerfer auch das letzte bisschen Nacht vertrieben. Wohin? Jamie sah sich hektisch um. Er wusste es nicht. Er wusste nicht, wie viele Leute hinter ihnen her waren, und obwohl es schon spät war, war es nicht dunkel. Sie konnten sich nirgendwo verstecken.
    Jamie wollte weiterlaufen, aber dann merkte er, dass sein Bruder reglos dastand und die Hand am Kinn hatte, als hätte er schlimme Zahnschmerzen. Sein Gesicht war leichenblass. Langsam sank seine Hand herunter, und Jamie konnte das schwarze Federbüschel des Pfeils sehen, das aus seiner Wange ragte.
    »Oh nein«, flüsterte er.
    »Jamie, lauf!«, sagte Scott.
    »Nein. Ich lasse dich nicht allein.«
    »Tu es einfach! Du kannst mir nicht helfen, wenn sie dich auch kriegen.«
    Das stimmte natürlich. Ihm blieb nichts anderes übrig. Wenn er stehen blieb, würden die Männer sie beide schnappen. Jamie zögerte noch eine Sekunde, dann wandte er sich ab. Als er losrennen wollte, spürte er in der Schulter etwas, das sich anfühlte wie ein Wespenstich, und er wusste, dass sie ihn ebenfalls getroffen hatten. Inzwischen waren auch die beiden Männer, mit denen alles angefangen hatte, aus der Vordertür des Theaters nach draußen gerannt und waren nur noch zwanzig Meter weit weg. Der Kahlkopf hatte den Schuss abgegeben. Jamie sah, wie er die Waffe senkte. Er war stehen geblieben, denn ihm war klar, dass ihre Flucht vorüber war. Auf dem Parkplatz rief jemand. Die Alarmanlage des Motels schrillte immer noch. Jamie hörte Gummisohlen auf Asphalt. Scott fiel auf die Knie. Jamie sah ihn hilflos an und wusste, dass es ihm selbst in wenigen Sekunden genauso ergehen würde. In gewisser Weise war er froh darüber. Was immer die Männer mit ihnen vorhatten, wenigstens war sein Bruder bei ihm.
    Plötzlich kam aus dem Nichts ein zweites Auto angerast und kreuzte den entgegenkommenden Verkehr. Jamie hörte das Hupen. Die Neonlichter verschwammen vor seinen Augen, und die ganze Nacht schien in sich zusammenzufallen. Er war sicher, dass das Auto ihn überfahren würde, und er fragte sich, was das sollte. Warum betäubten sie ihn erst und töteten ihn dann? Das ergab doch keinen Sinn.
    Das Auto kam schlitternd und mit einem Rad auf dem Bürgersteig zum Stehen. Eine Tür wurde aufgestoßen, und jemand rief ihm etwas zu.
    »Steig ein!«
    Der schwarzhaarige Mann zog eine zweite Waffe. Sie verschoss keine Pfeile. Ein scharfer Knall ertönte, und eines der Autofenster bekam erst Millionen Risse und zerplatzte dann. Der zweite Schuss riss den Außenspiegel ab.
    »Steig ein!«, befahl die Stimme wieder.
    Jamie warf einen letzten Blick auf seinen Bruder. Scott lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Bürgersteig, eine Hand ausgestreckt, die andere unter dem Körper. Der Pfeil steckte immer noch in seiner Wange. Seine Augen waren geschlossen. Jamie konnte nichts für ihn tun. Er kippte nach vorn in das Auto.
    Er wollte wissen, wer der Fahrer war, aber er hatte keine Kraft, den Kopf zu heben. Er war halb drin und halb draußen, aber sie fuhren schon. Er fühlte, wie seine Füße über die Straße schleiften und suchte nach etwas, um sich weiter in den Wagen zu ziehen.
    Eine Hand kam zu ihm herab und zog ihn ins Auto.
    »Festhalten!«, befahl die Stimme.
    Sie fuhren rückwärts. Jamie hörte einen dritten Schuss, das Aufheulen eines Motors und noch ein Hupkonzert. Irgendwie hatte er es geschafft, in den Wagen zu kommen. Er spürte das Leder des Rücksitzes an seinem Gesicht, und seine Füße schienen nicht mehr auf der Straße zu sein.
    Danach erinnerte er sich an nichts mehr. Während ihn die Dunkelheit einhüllte, wusste er nur, dass er irgendwie entkommen war.
     
    Don White wartete in seinem Büro, als Mr Banes zurückkam. Kyle Hovey war bei ihm. Sein Jackett war zerrissen und sein ganzer Arm voller Blut. »Haben Sie sie?«, fragte Don.
    »Wir haben einen«, antwortete Banes.
    »Pech.« Don hatte eine Flasche Whisky vor sich stehen und schenkte sich ein Glas ein. »Trotzdem müssen Sie für beide zahlen.« Keiner der beiden Männer sagte etwas, was Don White für eine Zustimmung hielt. Er hob sein Glas und trank. »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Sie haben uns nichts

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