Schattenmacht
sich diese Leute vornehmen wollen, wenn es so weit ist, Senator«, sagte Alicia. »Aber uns läuft die Zeit davon. Wir müssen sofort etwas unternehmen.«
Jemand klopfte an die Tür, und ohne auf Antwort zu warten, stürmte Warren Cornfield ins Zimmer. Trelawnys Sicherheitschef kochte vor Wut. Er blieb im Türrahmen stehen, den er fast vollständig ausfüllte. Hinter ihm drängten sich neugierig die Mitarbeiter des Senators.
»Entschuldigung, Sir«, sagte er. »Es tut mir leid, so hereinzuplatzen…«
»Was gibt es, Warren?«, fragte Trelawny, der nicht im Geringsten beunruhigt wirkte.
»Sir, diese Frau hat mich belogen.« Er deutete anklagend auf Alicia. »Dieser Junge, den sie da bei sich hat – Sie sollten wissen, dass sein Name nicht David ist. Er kam mir gleich bekannt vor, und jetzt weiß ich, wer er ist. Sein Name ist Jamie Tyler, und er wird wegen Mordes gesucht.«
»Alicia hat mich bereits darüber aufgeklärt, wer er ist«, sagte Trelawny.
»Das hat sie?« Cornfield war verblüfft. »Sir, die Polizei von Nevada fahndet nach diesem Jungen. Wenn ihn jemand hier bei Ihnen findet, kann das das Ende Ihres Wahlkampfes bedeuten.«
»Kommen Sie herein, Warren. Und schließen Sie die Tür.«
Der Sicherheitschef gehorchte. Trelawny wartete, bis er sich beruhigt hatte.
»Haben Sie die Polizei gerufen?«, fragte Trelawny.
»Nein, Sir. Noch nicht.«
»Das ist gut. Belassen wir es dabei.« Trelawny sah Alicia an. »Sie sollten jetzt lieber gehen. Geben Sie mir Ihre Mobilfunknummer. Ich werde mich melden. Es sollte möglich sein zu arrangieren, worüber wir gesprochen haben. Ich habe Freunde…« Er ging zu Jamie und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich werde unsere Begegnung nicht vergessen«, sagte er. »Und was ich über meinen Sieg bei der Wahl denke, hast du genau richtig erkannt.« Er lächelte. »Ich hoffe, du findest deinen Bruder.«
»Sir…« Warren Cornfield konnte nicht glauben, was er sah. »Diese beiden Personen gehören ins Gefängnis!«
»Das geht in Ordnung, Warren. Ich weiß, was ich tue. Ich möchte, dass Sie meine Gäste hinausbegleiten. Verhaften Sie sie nicht. Rufen Sie auch nicht die Polizei. Sorgen Sie vielmehr dafür, dass sich ihnen niemand in den Weg stellt.«
»Sehr wohl, Sir.«
Cornfield murrte immer noch vor sich hin, als er Alicia und Jamie zur Tür brachte. Im letzten Augenblick drehte Jamie sich noch einmal um und warf einen Blick auf den Mann, der vielleicht bald Präsident war. Er hatte das kleine Holzkästchen in der Hand und betrachtete es so eingehend, als versuchte auch er, die Geheimnisse in seinem Innern zu sehen. Dann schloss sich die Tür. Jamie ging davon aus, dass er Trelawny nie wiedersehen würde.
Schmerz.
Scott Tyler wusste nicht, wie lange er schon hier war. Er wusste nicht einmal, wo »hier« war oder wie er dorthin gekommen war.
Er lag auf einem Bett. Anfangs war er mit Handschellen angekettet gewesen, aber das war jetzt nicht mehr nötig. Er war zu schwach, um sich zu bewegen. Hätte er sich selbst sehen können, hätte er gemerkt, dass er immer noch dieselben Sachen trug wie im Theater; allerdings war sein T-Shirt aufgerissen worden, und die Hose war zerknittert und zerrissen. Nicht, dass er sich noch an das Theater oder an die Nacht seiner Entführung erinnern konnte. Sie hatten ihm einen Großteil seiner Erinnerung genommen. Die Drogen, die in seinen rechten Arm tropften, hatten das bewirkt. Die Dosierung wurde sorgfältig überwacht, und die Injektionen erfolgten nach einem genauen Zeitplan. Sie wollten ihn nicht umbringen oder in den Wahnsinn treiben. Sie verfolgten ein anderes, schwierigeres Ziel. Sie wollten ihn aus dem Leben reißen, das er bisher geführt hatte, und ihn so lange hilflos treiben lassen, bis er so weit war, einer der ihren zu werden.
Er hatte seit drei Tagen nichts gegessen, und sie hatten ihm kaum genug Wasser gegeben, um ihn am Leben zu erhalten. Er hatte auch nicht geschlafen. Jedes Mal, wenn ihm die Augen zufielen, bombardierten sie den Raum mit Lärm. Trommeln, Musik, Maschinengewehrfeuer. Das Licht brannte die ganze Zeit. Scott hatte keine Ahnung, ob es Tag oder Nacht war. Es machte keinen Unterschied, denn er war kaum bei Bewusstsein. Und er war bereit für das nächste Stadium.
Die Tür ging auf. Scott versuchte nicht einmal nachzusehen, wer gekommen war. Er hatte Angst, etwas zu tun, ohne dass man es ihm befohlen hatte. Stoff raschelte, als sich jemand hinsetzte, und er roch etwas, das ihn an Blumenduft
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