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Schattenmacht

Schattenmacht

Titel: Schattenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Schulflügel. Die Angreifer hatten dafür gesorgt, dass in dieser Nacht keine Kommunikation mehr stattfinden würde.
    Unbedingt notwendig war das nicht, denn Colton Banes war schon da und beobachtete erstaunt den Angriff. Mittlerweile war ihm klar geworden, was die Angreifer längst gewusst haben mussten. Silent Creek war ein Hochsicherheitsgefängnis für jugendliche Straftäter. Es war so gebaut, dass ein Ausbruch nahezu unmöglich war. Aber niemand war auf die Idee gekommen, dass eine gut bewaffnete Truppe dort einbrechen würde. Die Lage in der Mojave-Wüste erwies sich jetzt als schlimmste Schwachstelle. Bis endlich Hilfe kam, würde es viel zu spät sein.
    Sein Wagen war jetzt auf gleicher Höhe mit einem der Angreifer, und einen Moment lang hatte er einen von ihnen im Fadenkreuz… einen Mann mit schwarzen Haaren und aufgeregt funkelnden Augen. Der Mann trug Jeans und ein zerlumptes TShirt, und er hatte sich rote und weiße Streifen auf die Wangen gemalt. Er war höchstens zwanzig Jahre alt. Banes zielte sorgfältig und feuerte eine Kugel ab. Doch im letzten Moment riss Koring das Lenkrad herum, um einem Schlagloch auszuweichen. Der Schuss ging ins Leere, während der Wagen von der Straße abkam. Banes fluchte. Der alte Laster mit den Angreifern raste auf das Gefängnis zu.
    »Wer sind diese Typen?«, schnaufte Koring entsetzt. Seine Augen waren riesig, und er schwitzte – doch das lag nicht nur an der Hitze der Nacht. Colton Banes machte ihm Angst. Die Lage war außer Kontrolle, und das machte ihm noch mehr Angst. »Was wollen die?«
    »Sie sind hinter dem Jungen her!«, fuhr Banes ihn an. »Jamie Tyler. Es kann keinen anderen Grund geben.«
     
    »Was sollen wir tun?«
    »Ihn töten! Tyler darf nicht am Leben bleiben! Was sonst noch passiert, ist egal. Er darf das Gefängnis nicht lebend verlassen.« Im Block hörte Jamie die Schießerei und die Explosionen. Nach einem besonders lauten Knall ging das Licht wieder aus. Seine Taschenlampe brannte zum Glück noch, und er schwenkte sie herum. Daniel McGuire hatte sich inzwischen angezogen. Jamie musste ihn bewundern. Er war sieben Monate lang eingesperrt gewesen, und jetzt wurde er mitten in der Nacht von einem Fremden aus dem Schlaf gerissen, der behauptete, seine Mutter zu kennen und ihn befreien zu wollen. Draußen tobte eine Schlacht. Und dieser Junge war vollkommen ruhig und wartete darauf, dass man ihm sagte, was er tun sollte.
    Joe kam mit einer zweiten Taschenlampe angerannt. »Meine Freunde sind hier!«, rief er. Mittlerweile war es ihm egal, ob noch einige der Überwachungskameras funktionierten. Jamie brauchte nicht viel Fantasie, um zu begreifen, dass der Aufseher nie wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren würde. »Wir müssen gehen!«
    »Was ist mit den anderen?«, fragte Jamie.
    Im Korridor waren zwanzig Zellen, zehn auf jeder Seite. Im Lichtkegel seiner Taschenlampe sah er Gesichter durch die Fenster in den Zellentüren und hörte die Schreie der Gefangenen. Nicht nur Jungen – auch Mädchen. Er erinnerte sich an das, was Alicia ihm erzählt hatte. Die Entführer waren an allen Kindern interessiert, die besondere Fähigkeiten besaßen. Jetzt war er überzeugt, dass all diese Kinder hier gelandet waren. Das war wirklich unglaublich. Ein Gefängnis in einem Gefängnis. Und er hatte immer noch keine Ahnung, was das alles sollte.
    Joe Feather wartete darauf, dass er mitkam, aber Jamie rührte sich nicht. »Wir können sie nicht zurücklassen!«, rief er.
    »Das müssen wir aber!«, entgegnete Joe. »Meine Freunde sind deinetwegen hierhergekommen. Nur deinetwegen. Es ist zu gefährlich, die anderen mit nach draußen zu nehmen…«
    »Aber sie haben doch nichts getan!« Das war Daniel. »Die sind genau wie ich. Sie sind alle entführt und hergebracht worden.«
    Joe trat nervös von einem Fuß auf den anderen, als stünde er auf glühenden Kohlen. »Ihr könnt ihnen helfen, wenn ihr in Sicherheit seid. Aber wenn wir jetzt nicht gehen, kommen wir nie weg.«
    Jamie war klar, dass Joe recht hatte. Es würde zu lange dauern, alle zwanzig Türen aufzuschließen – und was war mit seinen Freunden in den anderen Zellenblocks? Er konnte auch sie nicht befreien. Scott war nicht hier. Ihm blieb also nur, Daniel zu seiner Mutter zurückzubringen. Dann konnte Alicia zu John Trelawny gehen. Der Senator würde dann alles andere veranlassen.
    »Joe hat recht. Wir müssen gehen«, sagte er zu Daniel. »Aber ich verspreche, dass wir zurückkommen und die anderen

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