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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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Ich will dich nicht im Stich lassen. Aber ich werde.“
    „Warum sagst du so was?“ Luisa hielt still in Gretes Umarmung, die eher wie eine Umklammerung aussah.
    „Weil es so ist. Und weil ich will, dass du es vorher weißt. Dass du weißt, es ist nicht gegen dich. Es geht nur nicht anders.“
    „Aber …“ Luisa wollte was erwidern, doch Grete fuhr fort: „Und jetzt muss ich los. Was Wichtiges erledigen.“ Sie ließ Luisa los, robbte zur Luke und kletterte in das Haus, während Luisa noch eine Weile auf dem Dach kniete und sich nicht vom Fleck rührte.
    Kurze Zeit später hörte ich Grete das Treppenhaus hinunterpoltern und in ihrer Wohnung verschwinden.
    Luisa verließ ebenfalls das Dach, klingelte noch einige Male bei Grete, die jedoch nicht öffnete, und verließ dann mit hängendem Kopf das Haus.
    Grete blieb in ihrem Zimmer und ging nirgendwohin. Was hatte sie noch erledigen wollen? Vielleicht war es nur eine Ausrede gewesen, um Luisa loszuwerden.
    Ich wartete ungefähr eine Stunde, dann ging ich hinauf und klingelte ebenfalls.
    Gretes Mutter Emma fragte durch die geschlossene Tür: „Wer ist da?“
    „Ich bin’s, Neve. Ich wollte zu Grete.“
    „Sie hat sich eingeschlossen und will ihre Ruhe. Tut mir leid.“
    „Okay, ich wollte nur sagen, ich bin wieder da.“
    „Ich werde es ihr ausrichten.“
     
    Statt abends noch einmal etwas Fieber zu bekommen, fühlte ich mich so gut wie gesund. Kurz vor Mitternacht versuchte ich vorsichtig, mich unsichtbar zu machen und stellte erleichtert fest, dass es wieder spielend leicht funktionierte. Ich flog in den Hinterhof, schaute durch Gretes Fenster und sah, dass sie friedlich schlief. Okay, alles schien in Ordnung zu sein.
    Während ich es mir auf der Matratze bequem machte und mir die Zeit bei Janus durch den Kopf gehen ließ, erklang Toms Klavierspiel und zog durch das Haus, nur für mich hörbar. Langsam dämmerte ich dabei weg.
     
    Ein Schrei riss mich abrupt aus dem Schlaf. Es folgten weitere Schreie. Jemand kreischte mit hoher Stimme, dann wurde das Kreischen von einer tiefen männlichen Stimme unterbrochen. Ich brauchte einen Moment, um meine Orientierung zu finden. Es rumste, als wenn ein Schrank umkippte.
    „Das ist ein Gefängnis! Du mit deinem ganzen Zeug erstickst alle. Kein Mensch kann hier atmen! Ich halte das nicht mehr aus!“
    Wieder ging etwas Schweres zu Boden. Über mir bebte die Decke, sodass die einzelne Glühlampe, die an einem Kabel herunterhing, hin- und herpendelte.
    „Was ist denn los? Bist du völlig übergeschnappt?“ Das war die Stimme von Viktor.
    „FASS MICH NICHT AN! Säufer! Ich habe die Nase voll von diesem Leben. Ihr werdet mich nicht wiedersehen!“
    Grete!! Sofort war ich auf den Beinen, rannte in den Flur, legte dabei meine Sichtbarkeit ab, fegte die Treppen hinauf und schlüpfte durch den Briefschlitz in die Wohnung über mir.
    Dort war das absolute Chaos ausgebrochen. Grete hatte alles umgeworfen, was ihr in die Quere gekommen war. Sämtliche Türme aus Zeitschriften, Kisten, Büchern und allerlei Krempel waren zusammengestürzt. Nirgends gab es mehr ein Stück Fußboden zu sehen. Ihre Mutter saß verbarrikadiert auf dem Sofa. Grete war dabei, über das ganze Zeug zu klettern, um in den Flur zu gelangen.
    „Sie hatte bestimmt einen Albtraum“, versuchte Emma Viktor zu beruhigen.
    „Einen Albtraum? Deine Tochter ist selbst ein Albtraum!“
    Viktor befreite sich von einem umgekippten Regal und versuchte Grete zu fassen zu kriegen. Er trug nur ein T-Shirt und eine Unterhose. Es war nachts um zwei. Grete hatte ihre Eltern wohl aus dem Schlaf geholt. Sie musste einen Traum gehabt haben. Einen, der sie zwang, sofort zu handeln.
    Grete schaffte es in den Flur und lehnte sich wimmernd gegen eine Wand. „Ich sterbe. Ihr seid der Albtraum!“
    Viktor erreichte Grete, packte ihre Arme und hielt sie fest. Grete wehrte sich nicht.
    „So machst du es nur noch schlimmer!“, zischte sie nur.
    Viktor drückte sie auf einen Stapel alter Zeitschriften, damit sie sich setzte. „Schlimmer kann es nicht mehr werden. Ich rufe jetzt die Polizei und dann soll sich ein Jugendheim um dich kümmern, wenn wir es angeblich nicht können.“
    „Doch nicht die Polizei“, drang Emmas Stimme schwach in den Flur.
    „Dann eben den psychologischen Notdienst und die schicken die Polizei. Das ist doch das Gleiche.“
    Grete spähte zur Tür. Viktor wirkte hilflos. Er konnte Grete nicht festhalten und gleichzeitig sein Handy holen.
    Er ließ

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