Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
Vom Netzwerk:
erkennen.
    Aber es war nicht Tom. Es war Tim, Kiras Freund.
    „Was machst du hier??“, rief ich überrascht aus.
    „Neve, bist du es?“ Seine Augen mussten sich erst an das schummrige Licht gewöhnen, aber dann erkannte er mich und strahlte. „Toll, dass du da bist. Kira hat mir gemailt, ich könnte dich hier treffen.“
    Er nahm seinen Rucksack ab und holte ein in bemaltes Packpapier eingewickeltes Geschenk heraus. Es trug eine dicke rote Schleife.
    „Würdest du das Kira geben?“
     

Kapitel 17
     
    Kaum war ich in der magischen Blase gelandet, schon stand ich hinter meinem Turmhaus. War ich so in Gedanken versunken gewesen, dass mir der Weg durch den Wald nur ein paar Schritte lang vorgekommen war? Und warum kam ich plötzlich am Bach, der hinter meinem Haus entlangfloss, heraus? War ich vom Weg abgekommen, ohne es zu merken? Mir fiel auf, dass ich die ganze Zeit über Tom und Charlie nachgedacht hatte.
    „Neve!“, rief es hinter mir. Ich drehte mich um. Kira hockte am Bach und wrang gerade ihre Wäsche aus. Sie sprang auf, lief auf mich zu und umarmte mich. „Da bist du ja!“
    Erwartungsvoll schaute sie mich an. Dann fiel mir ein, warum. Natürlich, das Geschenk von Tim! Ich wühlte in meiner großen bunten Stofftasche, in der sich noch einige Einkäufe befanden, und förderte es zutage. Es war in Packpapier eingepackt, das Tim mit Landkarten bemalt hatte, verrückten Weltentwürfen, die es in Wirklichkeit alle gar nicht gab. Kira packte es sofort aus. Zum Vorschein kam ein T-Shirt – einfach, schwarz, nichts Besonderes, irgendwie sah es nicht mal neu aus. Sie nahm es hoch, hielt es sich vor die Nase und sog tief Luft ein. Erst da verstand ich: Es war ein Shirt von Tim, das nach ihm duftete!
    Des Weiteren enthielt das Päckchen ein Büchlein. Kira blätterte darin und war sichtlich ergriffen. „Stell dir vor, er hat jeden Tag, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, darin gezeichnet und seine Träume aufgeschrieben, Tagträume – und Nachtträume.“
    Sofort versuchte ich mir vorzustellen, wie Tom etwas für mich zeichnen würde, und wurde auf der Stelle traurig, weil ich es mir nicht vorstellen konnte.
    „Was ist? Du guckst so bekümmert“, fragte Kira.
    „Äh, nein, nichts. Alles okay.“
    „Wegen Tom?“
    „Tom? Mit Tom ist alles gut.“
    Sie sah mich misstrauisch an.
    „Wirklich. Er hat endlich den Traum vom Blütenwald geträumt, mit mir darin. Stell dir vor.“
    „Tatsächlich? Das musst du mir genau erzählen!“ Sie setzte sich auf einen der Findlinge, die auf der Wiese verteilt lagen.
    Ich setzte mich zu ihr und erzählte alles, was sich zugetragen hatte. Auch von Charlie. Ich ließ nur weg, dass ich glaubte, Tom wäre von ihr beeindruckt. Aber Kira nahm den Faden natürlich genau an diesem Punkt auf.
    „Das mit dem Traum ist schon toll. Und dass er sich jetzt irgendwie für dich interessiert. Aber da müssen sich trotzdem schnellstens ein paar Dinge ändern.“
    „Wie meinst du das?“
    „Na, du musst aus dieser hilflosen Position raus.“
    „Hilflos? Aber ich bin doch nicht hilflos.“
    „Natürlich nicht. Aber er hat nicht die geringste Ahnung von deinem wahren Leben. Und das muss sich ändern.“
    „Wie ändern? Soll ich ihm etwa erzählen …“
    „Dass du in einer magischen Blase lebst? Nein, aber du brauchst eine Geschichte. Wieso du in das Haus geflüchtet bist. Zum Beispiel, dass du von ’nem Typen abgehauen bist und auf der Suche nach einer Wohnung. Vor allem brauchst du einen Job. Normale Menschen werden schließlich nicht aus magischen Blasen finanziert.“
    „Ich bin doch nicht von einem Typen abgehauen.“
    „Okay, dann was anderes. Aus einer chaotischen WG oder so. Irgendwas muss es aber sein. Und du solltest nicht einfach so in den lieben, langen Tag hineinträumen. Sonst denkt er, du wärst ein verwöhntes Häschen, was nur auf den nächsten Beschützer wartet.“
    „So ein Quatsch. Ich komme seit sieben Jahren hervorragend alleine klar.“
    Kira lachte und umfasste mein Handgelenk.
    „Ja, weiß ich doch. Aber Tom nicht!“
    Das stimmte natürlich. Ich war ganz durcheinander.
    „Aber vor allem“, fuhr sie fort, „kann es nicht angehen, dass ihm so ein aufgedrehtes Huhn wie diese Charlotte den Kopf verdreht.“
    „Meinst du, das könnte sie ernsthaft tun?“
    „Keine Ahnung. Ich kann schlecht einschätzen, was Tom für ein Typ ist. Jedenfalls, schau nicht zu, wie dir jemand den Mann deines Herzens vor der Nase wegschnappt!“
    Unwillkürlich

Weitere Kostenlose Bücher