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Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Knie fallen und kroch durch die enge Öffnung zwischen dem Gang und dem Keller des Internats.
    Jeden Moment erwartete ich, dass das Ding mich an den Füßen packte, um mich in sein Reich zurückzuzerren. Als ich unversehrt den Heizraum erreicht hatte, drehte ich mich auf den Rücken und schob mich von der Öffnung weg, jederzeit darauf vorbereitet, dass irgendein zangenartiger Auswuchs erschien und nach mir forschte.
    Von jenseits der Wand war weder ein Heulen zu hören noch das Klickklack sich zurückziehender Beine. Allerdings war es möglich, dass das Dröhnen der Heizungspumpen jedes leisere Geräusch übertönte.
    Ich lauschte meinem pochenden Herzen und freute mich darüber, es noch zu besitzen. Auch meine Finger, sämtliche Zähne, meine kostbare kleine Milz und beide Pobacken besaß ich noch.
    Angesichts der Fähigkeit des wandelnden Knochenhaufens, zahllose Formen anzunehmen, sah ich keinen Grund, weshalb er mir nicht in den Heizraum folgen sollte. Selbst in seiner aktuellen Konfiguration hätte er keine Probleme gehabt, durch die über einen Meter breite Öffnung zu gelangen.
    Falls das Ding tatsächlich hereinkam, so besaß ich keinerlei Waffe, um es zurückzutreiben. Wenn ich mich jedoch überhaupt nicht wehrte, dann gab ich sang- und klanglos den Zugang zum
Internat frei, in dem sich in diesem Augenblick fast alle Kinder unten im Speisesaal befanden.
    Mit dem Gefühl, lachhaft unterlegen zu sein, sprang ich auf, riss einen Feuerlöscher von der Wand und hielt seine Düse bereit, als könnte ich das Knochenbündel mit einem Nebel aus Ammoniumphosphat zur Strecke bringen. In schlechten alten Science-Fiction-Filmen entdeckten die Helden in der letzten Szene schließlich auch, dass man das durch die Gegend tobende, scheinbar unzerstörbare Monster durch etwas so Banales wie Salz, Wäschebleiche oder Haarspray mit Lavendelduft einfach auflösen konnte.
    Eigentlich war ich mir nicht einmal sicher, ob dieses Ding überhaupt lebendig war, so wie Menschen, Säugetiere, Insekten oder auch nur Pflanzen lebendig waren. Selbst wenn die dreidimensionale Collage aus Knochen erstaunlich komplex war – wie konnte sie am Leben sein, wenn es ihr an Fleisch, Blut und sichtbaren Sinnesorganen ermangelte? War sie jedoch nicht lebendig, dann konnte sie logischerweise auch nicht getötet werden.
    Auch eine übernatürliche Erklärung fiel mir nicht ein. Nichts in der Theologie irgendeiner Religion verwies auf die Existenz einer solchen Erscheinung, und auch nichts in einer mir bekannten Sagenwelt.
    Zwischen den Heizkesseln tauchte Boo auf. Er betrachtete mich und meine Ammoniumphosphatwaffe. Dann hockte er sich hin, legte den Kopf schief und grinste. Offenbar fand er mich amüsant.
    Bewaffnet mit dem Feuerlöscher, ohne den ich nur meine Packung Black-Jack-Kaugummi zu bieten hatte, stand ich eine, zwei, drei Minuten auf meinem Posten.
    Nichts kam durch die Öffnung in der Wand. Nichts wartete an deren Schwelle und klopfte ungeduldig mit fleischlosen Zehen an den Beton.

    Ich stellte den Feuerlöscher ab.
    In etwa drei Metern Abstand von der Öffnung ließ ich mich auf Hände und Knie nieder, um hindurchzuschauen. Ich sah den erleuchteten Flur, der in optischer Verkürzung zum Kühlturm führte, aber nichts, was mir Anlass geboten hätte, die Ghostbusters zu rufen.
    Boo ging näher an die Öffnung heran, als ich es gewagt hatte, spähte hinein und sah mich dann verblüfft an.
    »Ich weiß auch nicht«, sagte ich. »Das kapiere ich einfach nicht.«
    Vorsichtig setzte ich die Stahlplatte vor die Öffnung. Noch während ich den ersten Bolzen einsetzte und festzog, erwartete ich, dass etwas an die andere Seite der Platte prallte, sie wegstieß und mich aus dem Heizraum zerrte. Nichts dergleichen geschah.
    Was immer das knochige Ungeheuer davon abgehalten hatte, mir das anzutun, was es mit Bruder Timothy angestellt hatte, wusste ich nicht. Ich war jedoch ziemlich sicher, dass es eigentlich vorgehabt hatte, mich einzukassieren. Fast ebenso sicher war ich, dass die Beleidigung, die ich ihm an den nicht vorhandenen Kopf geworfen hatte, es nicht dazu gebracht hatte, sich mit verletzten Gefühlen ein für alle Mal zu verziehen.

34
    Als Rodion Romanovich die Garage betrat, trug er eine hübsche Bärenfellmütze, einen weißen Seidenschal, einen schwarzen, dreiviertellangen Ledermantel mit Pelzkragen und Pelzmanschetten und – nicht verwunderlich – Gummistiefel mit Reißverschluss, die ihm bis zu den Knien reichten. Kurz, er sah aus,

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