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Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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auch unter der Kutte des toten Mönchs eine heftige Bewegung.
    Wenn Popcorn, Cola und ein bequemer Sessel zur Verfügung gestanden hätten, so hätte ich es mir vielleicht gemütlich gemacht. Leider war der Raum mit dem Kühlturm ein ungastlicher, staubiger und zugiger Ort, der keinerlei Annehmlichkeiten bot.
    Außerdem hatte ich in der Tiefgarage eine Verabredung mit
dem Kuchen backenden Bibliothekar aus Indiana. In solchen Fällen komme ich nicht gern zu spät, das wäre äußerst unhöflich.
    Einer der Pflöcke sprang aus der Wand. An dem fasrigen Band, mit dem er zusammenhing, wurde er in das kaleidoskopische Knochengebilde gezogen und war im nächsten Augenblick schon darin integriert. Sogleich löste sich der nächste Pflock und wurde aufgespult.
    Sobald diese merkwürdige Bestie sich endlich ganz entpuppt hatte, war sie mit Sicherheit sofort voll einsatzfähig. Scharfe, weiße Klingen schlitzten die Kutte von innen her auf und zerlegten sie in Fetzen. Die Brutzeit war offenbar beendet.
    Nun war der Augenblick gekommen, entweder schwarze Kerzen anzuzünden und eine ehrfürchtige Litanei anzustimmen – oder schleunigst das Weite zu suchen.
    Boo war bereits abgehauen. Ich tat dasselbe.
    Im Gang angelangt, zog ich die Tür zum Kühlturm zu und fummelte kurz mit meinem Schlüssel im Schloss, bis mir klar wurde, dass dieses nur dazu diente, unerwünschten Besuchern den Zutritt zu verwehren. Jemanden einsperren konnte man damit nicht.
    Die hundertzwanzig Meter bis zum Keller des Internats kamen mir unendlich lang vor, die Deckenlampen verschwanden förmlich in der Ewigkeit.
    Boo war bereits außer Sicht. Vielleicht hatte er eine Abkürzung durch eine andere Dimension genommen, um zum Heizraum drüben zu gelangen.
    Leider hatte ich es versäumt, mich rechtzeitig an sein Fell zu klammern.

33
    Ich war gerade etwa dreißig Meter weit gekommen, als ich hörte, wie die Tür hinter mir an die Wand krachte. Das Geräusch dröhnte wie ein Kanonenschuss durch den Flur.
    Tommy Cloudwalkers Kumpel aus der Wüste, dieser dreiköpfige Beweis für die Schädlichkeit des Rauchens, kam mir plausibler vor als die Existenz des monströsen Skelettgebildes, das mir gerade an die Wäsche wollte. Dennoch war die Angst vor Letzterem durchaus rational.
    Bruder Timothy war liebenswert, freundlich und fromm gewesen, aber das hatte ihm offensichtlich nichts geholfen. Ein träger, arbeitsloser Sprücheklopfer wie ich, der darauf verzichtete, sein wertvolles passives Wahlrecht auszuüben, und der sich nicht schämte, sich wohlwollend mit James Dean vergleichen zu lassen, hatte da eigentlich ein noch grässlicheres Schicksal zu erwarten, obwohl ich mir kaum eines vorstellen konnte.
    Ich warf einen raschen Blick zurück.
    Weil mein Verfolger abwechselnd durch Schatten und Licht kam, war nicht klar erkennbar, auf welche Weise er sich fortbewegte, doch es waren eindeutig keine Schritte, wie man sie im Tanzkurs lernt. Scheinbar hatte das Ding einen Teil seiner zahlreichen Knochen in Stummelbeine verwandelt, die jedoch nicht dieselbe Form hatten. Sie bewegten sich auch unabhängig voneinander, wodurch sie sich gegenseitig in den Weg kamen und dazu führten, dass ihr Besitzer ständig torkelte.

    Während ich mich wiederholt umblickte, lief ich natürlich weiter, statt nachdenklich dazustehen und meine Eindrücke zu notieren. Was mich dabei am meisten durcheinanderbrachte, war die Tatsache, dass sich das Ding nicht auf dem Boden fortbewegte, sondern teils an der Decke, teils an der rechten Wand entlang. Es konnte also klettern, was bedeutete, dass die Zimmer der Kinder im ersten Stock schwieriger zu verteidigen waren, als ich gehofft hatte.
    Außerdem schien sich die ganze Struktur unablässig zu drehen wie ein Bohrer, der sich durch ein Stück Holz fraß. Wie in dem Moment, in dem sich ein anderes von diesen Dingern ans Fenster der Eingangshalle gepresst und aus einem komplexen Muster in ein anderes verwandelt hatte, kam mir das Wort Maschine in den Sinn.
    Als die Beine meines Verfolgers wieder einmal durcheinandergerieten, verlor er den Halt und rutschte klappernd an der Wand herab zu Boden. Knochige Streben spreizten sich, um ihn aufzurichten, dann bewegte er sich wieder vorwärts, emsig, aber unsicher.
    Vielleicht lernte er gerade erst, seine Fähigkeiten zu benutzen, wie jedes Neugeborene es tat. Waren das etwa Babys erste Schritte?
    Als ich die Stelle erreicht hatte, wo der Gang zur Abtei abzweigte, war ich mir ziemlich sicher, dem Ding

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