Schattenpakt - Roland, L: Schattenpakt - Viper Moon (01 The Novel of the Earth Witches)
schenkte Flynn ein warmherziges Lächeln. »Detective Flynn, herzlich willkommen. Das Abendessen ist fertig. Ich hoffe, Sie mögen Gemüse.«
»Ach, komm schon, Abby. Ich bin jemandem auf der Spur.« Ich sagte es ohne großen Nachdruck, denn der Essensduft nahm mich wie ein Liebeselixier gefangen und ließ mich nicht mehr los.
»Ich weiß.« Abby deutete auf den Tisch. »Setzt euch, bitte.«
Sie nahm eine Vase mit roten und gelben Blumen vom Tisch und legte stattdessen einen Untersetzer hin, auf den sie den Topf vom Herd stellte.
Mein Magen zog sich zusammen. »Wir haben keine Zeit …«
»Doch, das habt ihr. Ich möchte nähere Informationen, ehe ich Medikamente ausgebe.«
»Warum? Hast du das früher auch immer so gemacht?«
Auf Abbys Gesicht lag dieser Ausdruck strenger Eltern: Ich schicke dich gleich auf dein Zimmer, du naseweises kleines Ding. Sie würde keinen Einwand gelten lassen. Ich setzte mich hin und informierte sie über alles, was geschehen war. Währenddessen verdrückte ich zwei Schüsseln Gemüsesuppe, ein paar Gläser Eistee und mehrere Scheiben selbst gemachtes Vollkornbrot mit Butter. Mein Hals tat immer noch weh, aber das hielt mich nicht vom Essen oder Reden ab.
Flynn aß auch und hörte nur zu, während wir uns unterhielten. Er hatte wohl Hunger, nachdem er sich vor ein paar Stunden die Seele aus dem Leib gereihert hatte.
»Das wär’s erst einmal.« Ich lehnte mich zurück und fühlte mich besser als den ganzen Tag über – außer kurz nachdem Flynn und ich uns heute Morgen geliebt hatten.
Abby lächelte Flynn an. »Und was halten Sie von dem Ganzen? Dem Schatten, den Wesen in den Abwasserkanälen? Der Magie ganz allgemein?«
Flynn lehnte sich zurück. »Cass sagt, die Wesen in den Abwasserkanälen wären biologische Lebensformen, keine Magie.«
»Das stimmt, aber was genau sind sie und wie sind sie dorthin gekommen?«
Flynn schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal. Ich habe alle rationalen Erwägungen hintangestellt, bis meine Schwester wieder zu Hause ist.«
Abby lächelte Flynn an, doch es war ein trauriges Lächeln. Sie wusste genau wie ich, dass er die rationale Welt für immer verlassen hatte. Er würde nie wieder derselbe sein.
Abby stand auf, ging zu einem Küchenschrank aus dunklem Holz, öffnete die Türen und holte eine winzige blaue Flasche heraus. Sie gab sie mir zusammen mit einem Pipettenfüller. »Um ihn zum Reden zu bringen. Versuche dieses Mal, nicht so viel zu nehmen.« Sie reichte mir eine weitere, grüne Flasche. »Damit er alles vergisst.«
Ich zuckte zusammen. Beim letzten Mal, als ich den Zaubertrank aus dem blauen Fläschchen benutzt hatte, war mir bei der Dosierung ein Fehler unterlaufen, und der Mann hatte zwei Tage lang ununterbrochen geredet, sodass ich in dieser Zeit das Kindermädchen für ihn spielen musste, weil ich ihn in dem Zustand nicht wieder auf die Straße hatte lassen können. Ich sagte nichts, aber ich wusste, dass ich den Trank des Vergessens wahrscheinlich nicht benutzen würde. Zwar würde ich mein Möglichstes tun, aber es war unwahrscheinlich, dass Dacardi Hammer laufen ließ und ihn der Polizei übergab. Darüber würde ich mich auch noch mit Flynn auseinandersetzen müssen. Vielleicht konnte ich Dacardi ja dazu überreden, Hammer in Ruhe zu lassen, bis Flynn nicht mehr da war. Ich stopfte die Fläschchen und die Pipette in die Tasche meiner Jeans.
Abby lächelte. »Schließ die Augen.«
Ich tat es, und sie legte mir beide Hände sanft aufs Gesicht. Meine Haut kribbelte, wurde warm und dann wieder kalt. Ich war mir sicher, dass mein Gesicht jetzt wieder normal aussah und auch die letzten Spuren der Prellungen allmählich verschwanden. Mein Hals fühlte sich auch wieder gut an.
Abby gab einen erschöpften Seufzer von sich und ließ die Hände sinken.
»Ihr Gesicht«, sagte Flynn. »Was haben Sie getan?«
»Flynn, ich bin die Hohepriesterin der Erdmutter. Sie gewährt mir einen Teil ihrer Macht. Ich schlage vor, dass Sie weiter alle rationalen Erwägungen hintanstellen. Das wird viel weniger traumatisch für Sie sein.« Abby tätschelte mich liebevoll. »Unsere Jägerin ist nicht immer rational, vernünftig oder beständig. Aber sie ist tapfer und loyal, und Sie bedeuten ihr etwas. Etwas sagt mir, dass Sie gut daran täten, das nicht zu vergessen. Sie wird Ihre Schwester finden. Haben Sie Vertrauen zu ihr.«
Flynn murmelte: »Entschuldigen Sie mich«, dann stand er auf und ging durch die
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