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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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auf, dass ich Sterne sah.
    Die Glock war immer noch in meiner rechten Hand, mein Finger am Abzug. Die Waffe war nicht in der richtigen Position und mein Finger in einem unnatürlichen Winkel abgebogen. Ich konnte nicht schießen, aber ich hob die Waffe und knallte den Griff so fest ich konnte gegen Chad Seabrights Kopf. Er stöhnte auf, Blut rann ihm über die Wange, während er versuchte, meine Kehle zu umklammern.
    Ich holte aus und traf ihn erneut, wobei der Lauf der Glock über sein rechtes Auge schrammte. Der Augapfel explodierte, Flüssigkeit und Blut spritzten heraus. Chad schrie, wälzte sich von mir herunter, bedeckte das Gesicht mit den Händen.
    Ich rollte mich weg, versuchte auf die Füße zu kommen, rutschte durch den Farbverdünner, griff nach allem, was mir Halt geben konnte.
    »Du Hure! Du verdammte Hure!«, schrie Chad hinter mir.
    Ich erwischte das Bein des Metallschreibtischs, zog mich hoch und schaute zu Chad zurück, der sich mit einer Hand das zerstörte Auge hielt und in der anderen eine Farbdose schwenkte. Die Dose traf mich an der linken Wange und drückte meinen Kopf zur Seite.
    Ich fiel über die Schreibtischplatte, packte den Rand mit einer Hand und zog mich hinüber, während Chad mit der leeren Dose immer wieder auf mich einschlug.
    Ich knallte auf der anderen Seite auf den Boden und zerrte meine Waffe von dem gebrochenen Finger. Adrenalin blockierte den Schmerz. Den würde ich später fühlen – wenn ich Glück hatte.
    Ich erwartete, dass Chad über den Tisch kam, aber als ich aufblickte, sah ich stattdessen das durchscheinende Aufflammen von Orange und Blau auf der anderen Seite des Raumes, als der Farbverdünner angezündet wurde und die Gase zur Decke hin explodierten.
    Die Glock fest umklammert, den linken Finger am Abzug, schob ich mich hoch und schoss, als Chad aus der Tür rannte und sie hinter sich zuknallte.
    Die hintere Seite des Raumes stand in Flammen, das Feuer leckte hungrig an der billig getäfelten Wand zur Decke hinauf, entzündete die Papierstapel auf dem Boden. Das Feuer kam auf mich zu. Es kam auf den zweiten Raum zu. Der Wohnwagen würde innerhalb weniger Minuten vom Feuer verschlungen werden. Und so weit ich sehen konnte, gab es keinen Weg hinaus.
     
    Landry sah den Flammenschein schon aus einer Meile Entfernung, hoffte entgegen aller Erwartungen – selbst als er aufs Gas trat und mit Blaulicht und Sirene weiterraste –, dass die Feuersbrunst nicht dort, wo er sie vermutete, sondern woanders ausgebrochen war. Aber als er sich der Adresse näherte, die Elena ihm angegeben hatte, wusste er, dass dem nicht so war. Die Zentrale gab bereits den Code über Funk durch.
    Landry bog in die Einfahrt, sprang aus dem Wagen und rannte zum hinteren Teil des Grundstücks.
    Die Wände und Fenster des kleinen Wohnwagens waren als Silhouette vor dem orangefarbenen Schein zu erkennen.
    »Elena!« Er schrie ihren Namen, um über dem Flammengebrüll gehört zu werden. »Elena!«
    Guter Gott, wenn sie da drinnen war …
    »Elena!«
    Er rannte auf den Wohnwagen zu, aber die Hitze stieß ihn zurück.
    Wenn sie da drinnen war, dann war sie tot.
     
    Hustend rannte ich in den zweiten Raum, verfolgt von den Flammen, die bereits an der Wand um den Durchgang hochschossen. Ich roch den Farbverdünner, der mein Hemd durchtränkt hatte. Ein Überspringen der Flammen, und ich war eine lebende Fackel.
    Ganz hinten im zweiten Raum gab es eine weitere Ausgangstür. Der Rauch war so dicht, dass ich sie kaum sehen konnte. Ich stolperte über Stühle, rannte auf die Tür zu, prallte dagegen, drehte den Türknauf und drückte. Verschlossen. Ich drehte am Türknauf und versuchte es erneut. Von außen verschlossen. Die Tür gab nicht nach.
    Das Feuer rollte wie eine Flutwelle über die Decke in den Raum.
    Ich stopfte die Waffe in den hinteren Hosenbund, zerrte die Videokamera vom Stativ und schlug damit gegen das Fenster, auf das Erin Seabright das Wort HILFE in den Staub gemalt hatte. Einmal. Zweimal. Das Glas splitterte, blieb aber im Rahmen.
    Wieder knallte ich die Videokamera gegen die Scheibe, wollte das Glas rausschlagen und befürchtete gleichzeitig, dass die Flammen auf den frischen Sauerstoff zurasen würden. Sie würden meine Haut absengen und meine Lunge schmelzen lassen, und wenn ich nicht auf der Stelle starb, dann würde ich mir das sehr rasch wünschen.
    Ich sah die Flammen kommen und dachte an die Hölle.
    Wo ich doch gerade gedacht hatte, ich könnte mich selbst erlösen …
    Ein

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