Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenpferd

Titel: Schattenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
Es war ihm scheißegal, was diese Leute einander antaten. Aber er musste sich dafür rechtfertigen, was mitten in der Nacht im Büro vorgegangen war, warum Estes nur mit ihm sprechen wollte, kein Bericht geschrieben worden und das alles ein Albtraum gewesen war. Sein Lieutenant würde ihm nicht abnehmen, dass Estes keine Anzeige erstatten und die Sache auf sich beruhen lassen wollte. Landry musste die Sache weiterverfolgen.
    Er seufzte und drehte sich um, betrachtete das Mädchen.
    »Arbeiten Sie hier?«
    Ihre kleinen Augen weiteten sich. Sie sah aus, als wüsste sie nicht, ob sie sich in die Hose machen oder einen Orgasmus haben sollte. Sie nickte.
    Landry trat ins Zelt zurück und zog seinen Notizblock aus der Hosentasche. »Ihr Name?«
    »Jill Morone. M-O-R-O-N-E. Ich bin Mr. Jades Chefpferdepflegerin.«
    »Ach ja. Und wo waren Sie letzte Nacht gegen zwei Uhr?«
    »Im Bett«, erwiderte sie selbstgefällig, konnte sich kaum beherrschen, ihr Geheimnis herauszuposaunen. »Mit Mr. Jade.«

12
    Die Büros der Gryphon-Baugesellschaft befanden sich in einem etwas protzigen, auf Spanisch gestylten Gebäude auf den Greenview Shores gegenüber dem Westeingang des Poloclubs. Ich parkte auf dem Besucherparkplatz neben Bruce Seabrights Jaguar.
    Eine plakatgroße Anzeige für Fairfields füllte das Vorderfenster des Büros, mit Bruce Seabrights Foto in der rechten unteren Ecke. Er hatte die Art von Lächeln, die besagte: Ich bin ein toller Hecht, lass mich dir was Überteuertes verkaufen. Offensichtlich funktionierte das bei manchen Leuten.
    Die Büroräume waren professionell so ausgestattet, dass sie teuer und einladend aussahen. Ledercouches, Mahagonitische. An der Wand hingen die Fotos von vier Männern und drei Frauen, deren berufliche Auszeichnungen jeweils auf Messingplaketten an den Bilderrahmen aufgeführt waren. Krystal Seabright war nicht dabei.
    Die Empfangsdame sah Krystal Seabright ziemlich ähnlich. Zu viel Goldschmuck und Haarspray. Ich fragte mich, ob Krystal und Bruce sich auf diese Weise kennen gelernt hatten. Der Chef und die Sekretärin. Abgedroschen, aber nur zu wahr in den meisten Fällen.
    »Elena Estes. Ich möchte zu Mr. Seabright«, sagte ich. »Ich hätte da ein paar Fragen wegen Fairfields.«
    »Herrliches Gelände«, erwiderte sie und zeigte mir das Lächeln einer Verkäuferin in der Ausbildung. »Da werden ein paar spektakuläre Stallungen entstehen.«
    »Ja, ich weiß. Ich hab’s mir angesehen.«
    »Das Hughes-Grundstück und was da gebaut wird«, ergänzte sie mit einem fast euphorischen Blick, »ist das nicht zum Sterben?«
    »Ich fürchte ja.«
    Sie meldete mich über die Sprechanlage bei Seabright an. Einen Augenblick später öffnete sich die Tür am anderen Ende des Empfangsbereichs und Bruce Seabright kam heraus, hielt den Türknauf fest. Er trug einen frisch gebügelten, beigefarbenen Leinenanzug und eine gestreifte Krawatte. Sehr formell für Südflorida, Land der grellbunten Hawaiihemden und Yachting-Schuhe.
    »Ms. Estes?«
    »Ja. Danke, dass Sie mich empfangen.«
    Ich ging an ihm vorbei in sein Büro und lehnte mich auf der gegenüberliegenden Seite mit dem Rücken an ein Sideboard aus Mahagoni.
    »Nehmen Sie doch Platz«, bot er an und trat hinter seinen Schreibtisch. »Möchten Sie etwas trinken? Kaffee? Wasser?«
    »Nein, nichts. Danke, dass Sie mich auch ohne vereinbarten Termin empfangen. Sie sind bestimmt ein viel beschäftigter Mann.«
    »Zum Glück ja.« Er schenkte mir dasselbe Lächeln wie auf dem Foto neben dem Fairfieldsposter. »Das Geschäft boomt. Unser kleines Juwel Wellington wird entdeckt. Grundstücke stehen hier genauso hoch im Kurs wie sonst wo in Südflorida. Und das Gebiet, nach dem Sie sich erkundigen wollen, ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür.«
    »Ich bin eigentlich nicht hier, um ein Grundstück zu kaufen, Mr. Seabright.«
    Das Lächeln wich leichter Verwirrung. Seine Gesichtszüge hatten etwas Verbissenes und Scharfes, wie die eines Frettchens. »Ich verstehe nicht. Sie sagten, Sie hätten Fragen wegen Fairfields.«
    »Das hab ich auch. Ich bin Ermittlerin, Mr. Seabright. Ich ermittle wegen eines Vorfalls im Reiterzentrum, in den einer Ihrer Kunden verwickelt ist: Trey Hughes.«
    Seabright lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, unglücklich über diese Wendung der Dinge. »Natürlich kenne ich Trey Hughes. Es ist kein Geheimnis, dass er in Fairfields gekauft hat. Aber ich laufe sicherlich nicht herum und rede über meine Kunden, Ms. Estes. Das

Weitere Kostenlose Bücher