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Schattenreiter

Schattenreiter

Titel: Schattenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Nikolai
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ein.
    »Du deinen Verstand verloren hast?«, fuhr sie mich an.
    »Wenn du mir nicht zuhörst, vielleicht tut es der Häuptling.«
    Sie hielt mich fest. »Nein, das zu gefährlich für dich ist.«
    »Mir egal.« Ich versuchte, mich aus ihrem Griff zu befreien, doch sie war zu stark.
    »Ich mir besser nicht vorstellen, was sie mit dir machen.«
    »Das Risiko muss ich wohl eingehen«, erwiderte ich entschlossen.
    Ein tiefes Seufzen drang aus ihrer Kehle. »Du bist …« Sie suchte nach dem richtigen Wort, und als sie es fand, sagte sie es mit voller Überzeugung: »Nervensäge.«
    »Ich weiß.«
    »Also gut«, gab sie nach. »Ich dich nur so von großeDummheit abhalten kann. Wir gehen nach Hokatriri. Es besser ist, es zu tun, als es später zu bereuen.«
    Ich atmete auf. Endlich! Ich hätte sie am liebsten umarmt.
    »Geh zu Sylvan Lake, warte auf mich dort. Ich nicht sofort mitkommen, sonst schöpfen andere Verdacht. Ich mir etwas einfallen lasse.«
    »Aber wie soll ich dich finden, wenn …?«
    »Ich dich finden. Vertrauen.«
    Ich nickte.
    »Danke, Hevova. Das … werde ich dir nie vergessen.«
    »Es auch gehen um meinen Bruder, Jorani. Du das nicht vergessen. Nun geh.«
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich lief, so schnell ich konnte, durch den Tunnel, ignorierte die eisige Kälte der Steinwände und zwängte mich durch das Gestrüpp am Eingang. Auf der anderen Seite des Berges wartete wie versprochen Isaac auf mich. Ich fiel ihm unendlich erleichtert in die Arme.
    »Jorani! Was ist geschehen? Du zitterst ja.«
    »Weißt du, wo der Sylvan Lake ist?«
    »Na klar. Der ist sechs Meilen südlich vom Harney Peak. Aber … wieso?«
    »Das erkläre ich dir unterwegs. Bring mich bitte schnell dorthin.«
    Isaac verstand sofort, stellte keine unnötigen Fragen und rannte los. Ich folgte ihm zum Truck. Das Adrenalin pumpte so stark durch meine Adern, dass mich selbst Seitenstiche nicht aufhalten konnten. Völlig verschwitzt stiegen wir ein und fuhren los. Ich hatte das Gefühl, förmlich am Sitzpolster festzukleben, so schweißnassfühlten sich meine nackten Beine an. Während ich allmählich wieder zu Atem kam, erzählte ich Isaac die ganze Geschichte, der mir aufmerksam und fasziniert zuhörte.
    Wir erreichten den See wider Erwarten sehr schnell und waren lange vor Hevova da. Nervös lief ich am Ufer auf und ab und fragte mich, was ich machen sollte, falls sie nicht kam. Falls sie meine Geschichte doch als Hirngespinst abtat.
    »Ganz ruhig, sie wird schon kommen«, versicherte mir Isaac.
    »Hoffentlich.«
    Ich hatte mich nur einen Moment von ihm abgewandt, da stürzte etwas aus einem Gebüsch auf ihn zu. Er stieß einen leisen Schrei aus, der mich herumfahren ließ. Wie aus dem Nichts war Hevova vor ihm aufgetaucht. Die Spitze ihres Speers lag an seiner Kehle.
    Isaac hob geschockt beide Hände und wich zurück. »Ganz ruhig, die Dame«, sagte er und deutete zu mir. »Ich bin ein Freund von Jorani. Ein Freund.«
    »Wer ist das?«, zischte Hevova.
    »Isaac Wright.«
    »Und was der hier sucht?«
    Obwohl Hevova mehr als einen Kopf kleiner als Isaac war, wirkte sie sehr bedrohlich. Ihre Haltung war geduckt. Die Hände umklammerten fest ihren Speer.
    »Er wird uns helfen. Nimm bitte deine Waffe runter.«
    Isaac setzte sein freundlichstes Lächeln auf, doch Hevova war nicht so leicht zu überzeugen. »Er uns in Schwierigkeiten bringen. Was du dir dabei gedacht, Jorani?«
    »Er hat einen Truck. Mit dem kommen wir schnell in die Badlands.«
    »Wir auch andere Möglichkeiten haben.«
    Ich wusste, worauf sie anspielte. Wenn sie sich verwandelte, würde sie ebenfalls sehr schnell sein. Aber nicht schneller als der Truck.
    Sie sog die Luft durch die Nase. »Er von seltsames Geruch umgeben. Irgendetwas nicht mit ihm stimmen.«
    »Wir können ihm vertrauen.«
    »Das ist richtig, was sie sagt«, mischte sich Isaac hastig ein. »Ihr könnt mir vertrauen.« Er versuchte, locker zu bleiben, doch ich sah eine Schweißperle an seiner Schläfe herunterlaufen.
    »In Ordnung«, sagte Hevova und senkte den Speer. Isaac und ich atmeten gleichzeitig auf. »Wenn er zurück sich hält, er darf mitkommen.«
    »Ja, das mache ich natürlich. Ihr werdet gar nicht merken, dass ich da bin«, versprach er und fuhr sich mit zitternder Hand über die Kehle.
    Isaac führte uns zum Truck. Hevova untersuchte ihn genau. Sie schlich um den Wagen herum, berührte ihn vorsichtig, und nachdem sie sicher war, dass keine Gefahr drohte, war sie bereit

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