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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Position bezogen hatte, hielt inne und blickte verblüfft herüber.
    »Ist Ihnen dieses Wort schon irgendwo mal begegnet?«, wandte sich Goldstein an Inger Lieson, ohne auf die ratlosen Gesichter seiner Mitstreiter einzugehen. »Vielleicht im Zusammenhang mit einer Person oder einem Ort?«
    Walther Liesons Frau schüttelte den Kopf. Es war keine besonders nachdrückliche Geste, aber Verhoeven war bereits zuvor aufgefallen, dass alle Reaktionen der Bankiersgattin an diesem Morgen ein wenig sparsam ausfielen. Im Stillen tippte er darauf, dass sie irgendein Beruhigungsmittel geschluckt hatte.
    »Und auch sonst nicht?«
    Wieder Kopfschütteln.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.« Jetzt klang Inger Liesons Stimme mit einem Mal überraschend scharf, fast gereizt. »Da bin ich ganz sicher.«
    »Dann müssen wir wohl oder übel Ihren Mann fragen«, entgegnete Goldstein. »Vielleicht weiß er etwas damit anzufangen.« Er wies Luttmann mit einer knappen Geste an, ihm eine entsprechende Verbindung herzustellen.
    »Und die Lippenleserin ist sich ganz sicher, dass sie das Wort richtig verstanden hat?«, hakte unterdessen der für seine penible Gründlichkeit bekannte Hinnrichs noch einmal nach.
    Goldstein nickte. »Hundertprozentig. Der Entführer sagt ganz eindeutig nur ein einziges Wort. Und dieses Wort lautet MALINA.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und schleuderte den Beeper, der ihm diese auf den ersten Blick wenig hilfreiche Information geliefert hatte, quer über den Tisch. »Das Wort, das er sagt, lautet MALINA, und was noch viel bezeichnender ist: Der Kerl wiederholt es.«
    Hinnrichs fixierte den Verhandlungsspezialisten des BKA, als wolle er ihn mit seinen Blicken aufspießen. »Und warum tut er das?«
    »Vielleicht, weil er keine Antwort bekommen hat.«
    »Antwort? Von wem?«
    »Was weiß denn ich«, entgegnete Goldstein, indem er zerstreut nach seinem Basecap griff.
    Doch mit einer derart nichtssagenden Antwort gab sich der Leiter des KK 11 nicht zufrieden. »Sie meinen, der Wortführer hat ganz gezielt jemanden angesprochen?«, fragte er, wobei er sich ein Stück vorlehnte, damit Goldstein ihn ansehen musste.
    »Scheint doch so, oder?«
    »Und wen?«
    »Der Mann stand mit dem Gesicht zu den hinteren Schaltern, als er sprach«, versuchte Verhoeven, die Sache mit Logik anzugehen. »Und das bedeutet aller Wahrscheinlichkeit nach, dass sich die Person, an die seine Rede gerichtet war, im hinteren Teil der Filiale aufgehalten hat ...«
    »Nicht unbedingt«, widersprach ihm Monika Zierau. »Der Wortführer könnte sich genauso gut auch an einen Komplizen gewandt haben. An jemanden, zu dem er sich nicht umdrehen wollte, weil es ihm zu gefährlich erschien, die Geiseln aus den Augen zu lassen.«
    Stimmt, das wäre auch eine Möglichkeit, dachte Verhoeven, indem er sich – dem durchaus berechtigten Einwand der Psychologin zum Trotz – die Gesichter jener Geiseln in Erinnerung rief, die im hinteren Teil der Sparkasse auf dem Boden gelegen hatten. Eigenartigerweise waren es ausnahmslos Frauen, weil Albert Schweh, der einzige Mann, der sich während des Überfalls in der Nähe der hinteren Schalter befunden hatte, zu diesem Zeitpunkt bereits tot gewesen war.
    Folglich hätten wir dort außer Winnie nur Evelyn Gorlow, Jenna Gercke und Iris Kuhn, resümierte Verhoeven. Drei Frauen ... Drei Frauen und ein mysteriöser Name.
    MALINA.
    »Die Verbindung zu Lieson steht jetzt«, verkündete Luttmann von seinem Laptop aus, und Verhoeven beobachtete, wie die Ehefrau des Bankiers leise zusammenzuckte.
    »Gut«, sagte Goldstein. »Dann gib ihn mir rüber.«
    Luttmanns Finger flitzten über die Tastatur. »Lautsprecher?«
    Der erfahrene Unterhändler zögerte kurz, bevor er nickte. »Guten Morgen, Herr Lieson«, begrüßte er den Filialleiter gleich darauf. »Und? Gut geschlafen?«
    »Machen Sie Witze?«, entgegnete Lieson mit beißender Ironie, während Verhoeven im Gesicht seiner Frau nach einer Regung suchte. Etwas, das ihm verriet, wie es um die Ehe des erfolgreichen Bankers tatsächlich bestellt war.
    Doch Inger Lieson schien sich von einem Augenblick auf den anderen vollkommen in sich selbst zurückgezogen zu haben und starrte mit leerem Blick auf die Tischkante hinunter.
    »Ich habe nur eine kurze Zwischenfrage«, erklärte Goldstein unterdessen ihrem Mann.
    »Ja?«
    »Ist Ihnen eine Person namens Malina bekannt?«
    Walther Liesons Antwort kam schnell und eindeutig. »Nein. Wieso?«
    »Sie haben nicht vielleicht einen

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