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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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hinunterkletterte.
    »Jetzt du«, rief Bernd.
    Winnie Heller blickte zu ihm hinauf und stellte fest, dass er nicht sie, sondern Jenna meinte. Was im Klartext hieß, dass sie tat sächlich die Letzte sein würde. Ganz so, wie sie vermutet hatte ...
    Das flaue Gefühl in ihrer Magengegend verstärkte sich.
    Was, wenn er mich angreift? Wenn er den Jungen dazu bringt, uns allein zu lassen? Dann könnte er mich erschießen. Oder vergewaltigen. Oder sonstwie quälen. Ganz, wie es ihm gefällt. Sie dachte an Alpha. Der Anführer der Geiselnehmer war nicht in der Nähe, davon war sie felsenfest überzeugt. Und das bedeutete, dass seinem brutalen Komplizen das Regulativ fehlte.
    Ist die Katze aus dem Haus ...
    »Ich ... Könnte ich ... Ich meine, wir ...«
    Jenna.
    Winnie Heller fluchte still vor sich hin. Diese Mimose brachte es doch tatsächlich fertig, ihr einen dicken, fetten Strich durch die Rechnung zu machen!
    »Wäre es möglich, dass wir ...«
    »Was?«
    Die drei Buchstaben peitschten zu ihnen hinunter wie eine Gewehrkugel.
    »Zusammen«, keuchte die junge Bankangestellte erschrocken. »Ich ... Vielleicht könnten Frau Heller und ich ... Ich meine, das würde Ihnen doch auch Zeit sparen.«
    »Hast du das gehört?«, wandte Bernd sich an seinen jungen Komplizen, der ein Stück hinter ihm stand, und obwohl er lachte, hatte Winnie Heller eigentlich nicht das Gefühl, dass er amüsiert war. »Ich hab doch schon immer gesagt, dass diese verdammten Weiber am liebsten im Pulk pinkeln.«
    Der Junge ließ ein halbherziges Lachen hören, in das sich jedoch deutlich auch der kalte Hauch der Angst mischte.
    Er hat einen Heidenrespekt vor seinem Kumpel, dachte Winnie Heller bei sich. Aber das wundert mich nicht. Vermutlich hat er verdammt gute Gründe!
    »Was bringt euch das eigentlich, wenn ihr zusammen aufs Klo rennt?«
    Doch Jenna war inzwischen so verängstigt, dass sie nicht zu antworten wagte. Stattdessen blickte sie auf ihre lädierten Pumps hinunter.
    »Antworte mir!«
    Jennas Kopf ruckte hoch. »Ich ... Wir fanden ...«
    Lass mich da raus, dachte Winnie Heller.
    »Es war nur so eine Idee.« Die blonde Bankangestellte strich sich eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn. Erstaunlicherweise hatte die Geste etwas unerwartet Laszives, von dem sich Winnie Heller nicht sicher war, ob es auf Zufall oder Absicht beruhte. »Bitte ... Vergessen Sie’s einfach.«
    Brutalo-Bernd zögerte, während sein Röntgenblick über den Körper der Blondine zu gleiten schien. Doch auch das konnte Winnie Heller nicht mit letzter Sicherheit sagen. Dazu war die Entfernung einfach zu groß.
    »Na schön«, sagte er schließlich. »Komm rauf!«
    »Ich ...« Jenna nahm die Schultern zurück und wich dann langsam, Schritt für Schritt, bis zur Rückwand der Grube zurück, ohne den brutalen Geiselnehmer auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Der Ausdruck von aufreizender Laszivität, der Winnie Heller zu denken gegeben hatte, war verflogen. Stattdessen dominierte wieder nackte Angst.
    »Was ist jetzt, Schlampe?«, drängte der Entführer, der von unten betrachtet geradezu unverhältnismäßig groß wirkte. »Musst du oder musst du nicht?«
    Jenna schüttelte stumm den Kopf.
    Vom Grubenrand erklang ein heiseres Lachen. »Du weißt, das ist deine einzige Chance für heute.«
    »Ich ...« Die blonde Bankangestellte versuchte verzweifelt, sich dicht an Evelyn zu drücken, doch die rückte sogleich ein Stück von ihr ab, und als auch das nichts half, gab sie ihr kurzerhand einen kräftigen Schubs, sodass Jenna wie ein ungelenkes Füllen nach hinten wegknickte und reichlich unsanft auf dem staubigen Boden landete.
    Brutalo-Bernd kommentierte die Aktion mit einem schadenfrohen Lachen, während die korpulente Krankenschwester offenkundig genug damit zu tun hatte, ihren vorangegangenen Sturz zu verarbeiten. Vielleicht auch eine gezielte Attacke des Geiselnehmers.
    Erst jetzt bemerkte Winnie Heller, dass ihre Hose über dem rechten Knie zerrissen war. Darunter schien die Haut offen zu sein. Blutig.
    »Okay, ganz wie du willst.« Bernds Augen ließen von Jenna Gercke ab, und er wandte den Kopf. »Dann du.«
    Winnie Heller straffte die Schultern. Dann stand sie auf und ging langsam auf die rostige Treppe zu.
    »Geht’s vielleicht noch ein bisschen schneller?«, erkundigte sich Bernd mit beißendem Sarkasmus.
    Leck mich, dachte Winnie, während sie sich beeilte, ihre ausgekühlten Füße die wackligen Stufen hinauf zu quälen.
    Oben angekommen, stellte

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