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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Menschen zu verlassen, die sich in dem betreffenden Bereich besser auskennen, halte ich nicht unbedingt für die schlechteste Lösung.«
    »Richard Goldstein ist bestimmt kein schlechter Unterhändler«, räumte der BKA-Mann bereitwillig ein, aber in den Augen hinter den eckigen Brillengläsern lag wieder jenes gefährliche Funkeln, das Verhoeven bereits bei seiner ersten Begegnung mit Werner Brennicke aufgefallen war. »Genau genommen ist er sogar verdammt gut in seinem Job. Aber das betrifft leider nur die Gelegenheiten, in denen er auch in der Lage ist, diesen seinen Job seinem Talent entsprechend zu erledigen.«
    »Verzeihen Sie, aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie reden«, entgegnete Verhoeven, der langsam, aber sicher die Geduld verlor. »Und jetzt muss ich ...«
    »Es gibt nur wenige Menschen, die über Richard Goldsteins ... nun ja: Problem Bescheid wissen«, fuhr Brennicke in aller Gemütsruhe fort. »Und er ist ja auch seit Jahren bei den Anonymen Alkoholikern ...«
    Ich will dieses Gespräch nicht führen, dachte Verhoeven mit einem Anflug von Ekel. Laut sagte er: »Dann ist ja alles bestens.«
    »... gewesen.« Die Augen des BKA-Mannes wurden hart. »Leider geht er seit ein paar Monaten nicht mehr hin.«
    »Vielleicht ist er inzwischen gesund genug, um allein klarzukommen.«
    »Vielleicht«, versetzte Brennicke, bevor er sich unter Verhoevens Blick von der sorgsam taktierenden Schildkröte mit der eckigen Brille in eine brandgefährliche Schlange verwandelte. »Vielleicht aber auch nicht ...«
    Oh ja, ich habe schon gehört, dass Ihr Ehrgeiz nicht der ausgeprägteste ist.
    Wie viel weiß die Behörde, für die wir arbeiten, tatsächlich über uns?, überlegte Verhoeven einmal mehr. Wie viel ist gespeichert, was steht in den Akten? Und was bleibt für uns, für uns ganz privat?
    Leider geht er seit ein paar Monaten nicht mehr hin ...
    »Sind Sie sicher, dass Sie das Leben Ihrer Partnerin einem Mann anvertrauen wollen, der sich in Stresssituationen nicht im Griff hat?« Brennicke fixierte seine Augen, und einmal mehr dachte Verhoeven, dass der BKA-Mann ein ganzes Stück größer war, als er auf den ersten Blick wirkte. »Dessen eigene Töchter schon seit Jahrzehnten nichts mit ihm zu tun haben wollen, weil sie sich vor seiner Überheblichkeit fürchten, und der, ohne mit der Wimper zu zucken, sieben Menschenleben riskieren würde, wenn ihm zufällig mal wieder nach Pokern zumute ist. Na los, sagen Sie mir ...« Brennickes Beamtengesicht schwebte jetzt direkt vor Verhoeven. »Fühlen Sie sich allen Ernstes wohl bei einer solchen Konstellation?«
    »Ob ich mich wohl fühle oder nicht, tut nichts zur Sache«, antwortete Verhoeven, indem er sich mit einer entschlossenen Kopfdrehung aus dem Klammergriff von Werner Brennickes Blick befreite. »Die Situation an sich ist das Problem.«
    »Es gibt Faktoren, die eine Situation verschärfen können«, entgegnete der BKA-Mann mit einem kryptischen Lächeln.
    »Von was für Faktoren sprechen Sie?«
    Werner Brennicke antwortete mit einer Gegenfrage: »Sagen Sie, ist Ihnen diese komische Kappe aufgefallen, die Goldstein immer trägt?«
    Wem nicht?, dachte Verhoeven. Laut sagte er: »Ja.«
    »Soll ich Ihnen verraten, was es damit auf sich hat?« Ich würde nicht sagen, dass sie ein Glücksbringer ist. Verhoeven schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Es interessiert Sie also nicht, dass Richard Goldstein den Tod einer jungen Frau verschuldet hat, um sich selbst zu retten?«
    Er blufft, dachte Verhoeven. Er versucht, meine Neugier zu wecken, weil er einen Verbündeten sucht, um Goldstein auszubooten. Ihn interessiert weder, was aus Winnie wird, noch interessieren ihn die anderen Geiseln. Alles, was er erreichen will, ist, dass Goldstein die Segel streichen muss, damit er am Ende derjenige ist, der die Lorbeeren einheimst. So es denn welche einzuheimsen gibt, fügte er einschränkend hinzu.
    »Wenn ich mich recht besinne, war das Mädchen gerade mal siebenundzwanzig.«
    So alt wie Winnie ...
    »Sie hatte nicht den Hauch einer Chance. Und wissen Sie auch, warum?«
    Ich kann ein ziemliches Arschloch sein .
    »Nun, ich will’s Ihnen sagen: Die Frau starb, weil Richard Goldstein Phasen hat, in denen er sich für Gott hält.«
    Genau genommen war ich schon während meiner Ausbildung ein verdammt arroganter Hund. Und wenn ich mir nicht ständig selbst in den Hintern treten würde ...
    »Auch wenn der Absturz natürlich auf dem Fuße folgt.« Verhoeven straffte die

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