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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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wochen- und monatelang irgendwohin verschwindet.«
    »Folglich müsste Jonas derjenige sein, der den Fluchtwagen gesteuert hat«, schloss Hinnrichs.
    Die Psychologin nickte.
    »Apropos Fluchtwagen«, sagte Goldstein. »Was hat die Auswertung des Bildmaterials aus den Außenkameras rund um die Hohenzollernstraße ergeben?«
    »Wir haben ein verdächtiges Fahrzeug entdeckt, das ein paar hundert Meter von der Filiale entfernt an der Ecke Röderstraße erstmals erfasst wurde, ein heller VW-Bus ohne Aufschrift.« Luttmanns Beamer warf eine Reihe von Bildern an die Wand, die sich stockend bewegten und von der Qualität her sehr zu wünschen übrig ließen. »Von der Zeit her würde es hinkommen, und alle anderen Vans oder Lieferwagen, die in Frage kamen, haben wir bereits überprüft und ausschließen können.«
    Goldstein starrte auf die Wand. »Haben wir das Kennzeichen?«
    »Leider nur unvollständig«, antwortete Luttmann. »Ich konnte ein F für Frankfurt und danach ein A rekonstruieren. Und dar über hinaus die letzte Ziffer der darauf folgenden Nummer. Sie lautet 4.«
    Goldstein nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. »Habt ihr das schon durchlaufen lassen?«
    Luttmann verneinte. »Aber ich habe auf Grundlage der Bilder einfach mal den Radius meines Suchgebietes in Fahrtrichtung des Wagens erweitert. Und siehe da: Das besagte Fahrzeug wurde zwei Minuten später noch einmal hier, in der Schwalbacher Straße, von einer Kamera erfasst. Dort und kurz darauf noch einmal ein Stück weiter südlich, wo die Straße bereits Oranienstraße heißt.« Er projizierte eine Karte auf die Wand und markierte beide Stellen mit seinem Cursor.
    »Das bedeutet wahrscheinlich, dass sie entweder nach Mainz oder auf die Autobahn Richtung Frankfurt wollten«, brummte Goldstein, der jetzt nicht mehr nach der Wand sah, sondern eine gewöhnliche Straßenkarte auf den Knien hielt und mit dem ausgestreckten Zeigefinger über die Straßen fuhr.
    »Falls der Wagen überhaupt zu unseren Geiselnehmern gehört«, gab Hinnrichs vorsichtig zu bedenken.
    Doch Goldstein walzte auch über diesen durchaus nicht unberechtigten Einwand hinweg wie ein Bulldozer. »Dann schränken wir unsere Suche nach dem Versteck zunächst ein und konzentrieren uns auf Objekte, die in dieser Richtung liegen.«
    »Ist das nicht voreilig?«, fragte nun auch Monika Zierau. »Wir haben doch nicht den geringsten Beweis dafür, dass es sich bei diesem Wagen tatsächlich um den der Geiselnehmer handelt. Und selbst wenn er es wäre, hätten sie von dort aus, wo sie zum letzten Mal erfasst wurden, auch eine ganze Reihe von anderen Möglichkeiten gehabt.«
    »Leider Gottes haben wir nicht die Zeit, um auf Sicherheit zu gehen«, hielt Goldstein ihr entgegen. »Und das bedeutet, dass wir mitten in den großen Lostopf greifen müssen und hoffen, dass wir keine Niete erwischen.«
    Die Psychologin zog zweifelnd die Augenbrauen hoch. »Wenn du das so siehst ...«
    »Ja«, versetzte Goldstein. »Genau so sehe ich das. Denn das heute ist definitiv das letzte Ultimatum, das wir kriegen werden. Und dieses Ultimatum läuft in ...« Er sah auf die Uhr, die gnadenlos rückwärts zählte. »Es läuft in exakt drei Stunden und siebzehn Minuten ab.«
     
     
     
    3
     
    Die Stimmung in der Grube begann langsam, aber sicher zu kippen, das spürte Winnie Heller deutlich. Da waren Schwingungen, die ihr Sorge bereiteten, ohne dass sie sie näher definieren konnte. Unterschwellige Befindlichkeiten und ein stetig steigender Pegel von Aggression.
    Seltsamerweise hatte sie den Eindruck, dass zumindest ein Teil dieser Veränderungen irgendwie gesteuert war. Initiiert von jemandem, der die Kunst der verdeckten Manipulation beherrschte. Sie versuchte, sich die Gespräche der vergangenen Stunden ins Gedächtnis zu rufen, und sie überlegte fieberhaft, von wem bestimmte Impulse ausgegangen sein konnten. Aber sie fand nichts, das Hand und Fuß gehabt hätte. Sichtbar war einzig und allein das Ergebnis: ein emotional aufgeladener Zustand, der jederzeit in etwas umschlagen konnte, das brandgefährlich war.
    Tja, zumindest scheint meine versteckte Kampfansage angekommen zu sein, dachte sie grimmig. Malina fühlt sich bemüßigt, Unfrieden zu stiften ...
    Ihr Blick blieb an Jenna hängen, die eben von der Toilette zurückkehrte und nun langsam die eiserne Treppe herunter stieg. Sie sah verändert aus, und erst mit einer gewissen Verzögerung erkannte Winnie Heller, was der Grund dafür war: Die blonde

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