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Schattenriss

Schattenriss

Titel: Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Bankangestellte trug keine Strümpfe mehr, ein Umstand, der Winnie angesichts der unangenehmen Kühle auf dem Grund der Grube sofort zu denken gab.
    Ich bin mir sicher, dass Jenna vollkommen bekleidet war, als sie da rauf ist, dachte sie, während sie versuchte, den ungewohnt selbstbewussten Ausdruck im Gesicht der Blondine mit deren derangiertem Äußeren in Einklang zu bringen.
    »Ach du je, Herzchen«, gluckste Evelyn, kaum dass die junge Bankangestellte den Fuß der Treppe erreicht hatte. »Wie siehst du denn aus?«
    Jenna blickte auf, und Winnie Heller entdeckte für einen flüchtigen Moment etwas wie Triumph in den nichtssagenden blauen Augen.
    »Sag nur, du hast eine Möglichkeit zum Duschen gefunden! In dem Fall würde ich ...« Die dicke Krankenschwester brach ab und blickte zum Grubenrand hinauf, von wo sich Schritte näherten.
    Mittlerweile war Winnie Heller sogar im Schlaf in der Lage, am Gang des Betreffenden zu erkennen, welcher der Entführer ein paar Augenblicke später erscheinen würde. Und die Schritte, die sie jetzt hörte, erfüllten sie mit einer eigentümlichen Mischung aus Wut und Angst. Das Erste, was sie von Bernd Hoff zu sehen bekam, war der helle Mantel, den er bereits bei ihrer ersten Begegnung getragen hatte. Und nur Augenblicke, nachdem sie den Mantel als gegeben hingenommen hatte, bemerkte sie voller Schreck, dass der Entführer eine Hand in seinem Schritt hatte.
    »Hey, Honey«, rief er Jenna nach, die sich daraufhin träge umdrehte und zu ihm hinaufsah. »Du hast was vergessen!«
    Von einer Sekunde auf die andere wurde der Blick der Blondine leer. So als ob man sie einfach ausgeknipst hätte. »Echt?« »Ja.« Der Mantel wehte wie schwerelos die Stufen hinunter. »Und was?«
    »Das hier.« Brutalo-Bernd griff in den Bund seiner Hose, und die Szene erinnerte Winnie Heller so frappierend an die Situation, die Iris Kuhns Tod vorausgegangen war, dass sie leise aufschrie.
    Doch das, was Brutalo-Bernd mit eleganter Lässigkeit aus seinem Hosenbund zauberte, war dieses Mal keine Waffe, sondern eine anthrazitfarbene Damenstrumpfhose. Offenkundig die, die der blonden Bankangestellten – wobei auch immer – abhandengekommen war.
    »Danke«, erwiderte Jenna mechanisch und wollte danach greifen.
    Doch der Entführer zog die Nylons weg, und die Hand der jungen Bankangestellten griff ins Leere. »Sag bitte, bitte.«
    Die Leere in Jennas Blick füllte sich mit jäher Angst. Vielleicht, weil auch sie mit einem Mal an ihre tote Kollegin denken musste. »Bitte ...«
    »Ist das höflich?« Bernd schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Ich denke, das kannst du besser, nicht wahr, mein kleiner blonder Engel?«
    »Ich ...« Jenna begann, am ganzen Körper zu zittern. »Ich weiß nicht, wie ich ... Ich meine, was ... wollen Sie denn hören?«
    »Wie wäre es, wenn du erst mal auf die Knie gingst?«, höhnte Bernd, während Winnie Heller urplötzlich Blut sah, das an den nackten Beinen der Blondine herunterlief.
    Dieser elende Scheißkerl hat sie vergewaltigt!, dachte sie fassungslos. Und sie ist derart neben der Spur, dass sie hier herunterkommt, als ob nichts geschehen wäre.
    »Ich ...« Die Angst ließ Jenna nahezu ungebremst auf die Knie krachen. Ein hohler, beinerner Ton, der die Gesichter ihrer Mitgefangenen mit Entsetzen und Bernds Augen mit einer amüsierten Genugtuung erfüllte. »Ist es so richtig ... Ich meine ...« Sie senkte den Kopf. »Oder soll ich ...?«
    Die Hilflosigkeit in der Stimme der Bankangestellten mobilisierte Winnie Hellers Beschützerinstinkte. Ohne Rücksicht auf die Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens sprang sie auf und stellte sich schützend vor die Blondine.
    »Oho, Honey, hier kommt dein Freund und Helfer«, spottete Bernd. Und mit einem verächtlichen Blick auf Winnie Hellers noch immer geschwollene Lippen fügte er hinzu: »Dass unsere Frau Bulle sich so was überhaupt noch traut ...«
    »Lassen Sie sie in Ruhe!«, rief Winnie tapfer und bewusst so laut, dass Alpha es hören musste, falls er irgendwo dort oben war.
    Er wird dir nicht ein zweites Mal zu Hilfe kommen, mahnte ihr Verstand . Du riskierst hier deinen Arsch für eine Frau, die vollkommen neben sich steht, und dieses Mal wirst du ein für allemal und endgültig den Kürzeren ziehen! Verlass dich drauf!
    »Was meinst du?«, fragte Bernd, indem er ihr mit Jennas Nylons durch das lädierte Gesicht strich. »Was soll ich?«
    »Sie sollen sie in Ruhe lassen. Uns alle.«
    »Damit erst gar keine

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