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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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Auto. Wessel wollte etwas sagen, aber Steenhoff schüttelte den Kopf. «Wir reden später.»
    Kurz darauf setzte sich die Kolonne in Bewegung. Schweigend fuhren Steenhoff und Wessel zurück ins Präsidium.
     
    Auf dem Hof des Präsidiums bat Steenhoff Andrea Voss, ihn in sein Büro zu begleiten. Sie zögerte.
    «Bitte, Andrea, wir müssen miteinander reden.» Steenhoff ging einen Schritt auf sie zu.
    «Was soll’s noch zu reden geben?»
    «Dann lass uns zusammen schweigen. Mir ist alles recht, wenn ich nur verstehe, warum du dich den ganzen Tag nicht gemeldet hast und dich stattdessen mit unserem Hauptverdächtigen am Ende der Welt triffst.»
    Sie sprang sofort auf die kleine Provokation an. «Wir waren noch auf Bremer Gebiet», antwortete sie bissig.
    Steenhoff wollte die Vernehmung nicht vor der Tür beginnen. Aber zugleich hoffte er, dass der dünne Gesprächsfaden zwischen ihnen nicht wieder abreißen würde. Aber es half nichts, er musste zunächst einmal heiß duschen und endlich die nassen Sachen loswerden.
    Stumm gingen sie die Treppe bis zur dritten Etage hinauf, auf der sich sein Büro befand. Er öffnete die Tür und ließ sie eintreten.
    «Ich bin in 20 Minuten wieder da, Andrea. Michael Wessel wird dir einen Kaffee kochen.»
    Die Journalistin antwortete nicht. Steenhoff war schon halb draußen, als er es sich noch einmal anders überlegte und ins Zimmer zurückkehrte. Andrea Voss hatte sich mit verschränkten Armen auf einen Stuhl fallen gelassen. Verwundert schaute sie hoch.
    Steenhoff setzte an, doch dann drehte er sich um, ging wieder hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
    Auf der Treppe kam ihm der Einsatzleiter des SEK entgegen. Demonstrativ blieb der Mann stehen und wartete. Steenhoff, der sich nichts sehnlicher als eine heiße Dusche wünschte, hätte die Auseinandersetzung gerne verschoben, aber er blieb ebenfalls stehen.
    «Okay. Spuck’s aus. Es war ein Fehler, darauf zu bestehen, dass ihr so weit hinten bleibt.»
    «Allerdings.» Der SEK -Leiter taxierte ihn unerbittlich. «Deine Alleingänge kannst du dir für eure Nullachtfünfzehn-Mörder aufsparen, Frank. Wenn du uns anforderst, dann lass uns auch den Job machen. Der Junge wäre um Haaresbreite weg gewesen.»
    Steenhoff sagte nichts.
    «Und falls du dich fragst, wieso der Krankenwagen so schnell kam, obwohl du doch möglichst wenig Aufsehen erregen wolltest – den hatte ich angefordert und in Lesumbrok warten lassen. Wenn ich mit meinen Leuten im Einsatz bin, habe ich im Gegensatz zu dir immer gern eine Rückversicherung.»
    Steenhoff nickte. Die selbstgefällige Arroganz des Beamten brachte sein Blut zum Kochen. Aber er ließ sich nichts anmerken. Er wusste, dass der SEK -Leiter recht hatte.
    ‹Ich habe zu viel riskiert, nur um im Fall eines Irrtums vor Andrea Voss nicht wie ein Idiot dazustehen›, dachte er. Doch am Ende war es genau so gekommen.
    «Danke für eure Hilfe», zwang er sich zu sagen, als der Beamte schon weitergehen wollte. «Ohne euch wäre es eng geworden.»
    Der Mann drehte sich auf der obersten Stufe noch einmal um. Seine Stimme klang eine Spur versöhnlicher: «Glückwunsch übrigens zu deiner Kollegin. Die hat Mumm in den Knochen.»
     
    Als Steenhoff eine halbe Stunde später sein Büro betrat, war es leer. Von Andrea Voss fehlte jede Spur.
    Vergeblich suchte er auf seinem Schreibtisch nach einer Nachricht von ihr. Dann stieß er einen lauten Fluch aus und rief die Wache am Eingangstor an. Doch die Beamten hatten keine Frau bemerkt, die das Gelände in den letzten 20 Minuten verlassen hatte.
    Vor der Tür hörte er plötzlich jemanden mit Michael Wessel reden. Erleichtert erkannte er die Stimme der Journalistin.
    «Da bist du ja», sagte Steenhoff, als er auf den Flur trat.
    «Ich war auf Toilette», erwiderte Andrea Voss knapp und folgte ihm ins Büro.
    Wessel schob ihr einen Stuhl zu und machte ihr ein Zeichen, sich hinzusetzen. Er nahm vor dem Computer von Petersen Platz, bereit, sofort mitzuschreiben.
    Steenhoff versuchte vergeblich, an die freundschaftliche Beziehung anzuknüpfen, die ihn seit Jahren mit Andrea Voss verband. Aber die Frau saß wie versteinert vor ihm. Fieberhaft suchte er nach einem passenden Einstieg.
    Eine unangenehme Stille breitete sich in dem kleinen Raum aus.
    Schließlich gab er sich einen Ruck. «Okay, Andrea. Vielleicht hast du recht. Vielleicht haben wir uns heute Abend wie Idioten benommen. Wenn das so ist, dann werde ich mich bei dir und den beiden Afghanen in aller Form

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