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Schattenschmerz

Schattenschmerz

Titel: Schattenschmerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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vorn an und müssen unseren Hauptverdächtigen vermutlich heute Abend laufenlassen.»
    «Das tut mir leid», sagte Chris Lorenz. «Und dann hacken auch noch die Medien auf euch rum.» Sie legte ihre Hand auf seine. «Kann ich irgendetwas etwas für dich tun, Frank, damit es dir bessergeht?»
    In ihrem Blick lag beides zugleich: Fürsorge und Versprechen.
    ‹Sie hat wunderschöne Augen›, schoss es Steenhoff durch den Kopf.
    Das Dunkelgrün mit den braunen Tupfern war von einer fast übernatürlichen Leuchtkraft. Zum wiederholten Male fragte er sich, ob sie gefärbte Linsen trug oder ob es ihre echte Augenfarbe war. Sein Blick wanderte ein paar Zentimeter tiefer und blieb an ihren vollen Lippen hängen. Plötzlich kam ihm die gemeinsame Nacht in den Sinn. Lust regte sich in ihm. Was würde er dafür geben, nur noch einmal diese Augen über sich zu sehen, ihre Brüste zu streicheln und in ihr zu versinken …
    Steenhoff zog seine Hand weg und griff zur Karte.
    «Ich fürchte, im Augenblick kann niemand etwas für mich tun», beantwortete er ihre Frage so beiläufig wie möglich. «Wir müssen erst diesen Fall lösen, dann gibt es auch wieder ein Leben nach der Arbeit.»
    Sie sah ihn fragend an. Aber Steenhoff ging nicht darauf ein. Stattdessen sagte er: «Was möchtest du trinken, Chris?»
    «Einen Sekt?», schlug sie vor und fügte schnell hinzu: «Aber nur, wenn du auch einen nimmst.»
    Steenhoff schüttelte den Kopf. «Ich habe heute noch einen langen Tag vor mir.»
    «Oh, ich dachte, wir würden uns auch heute Abend noch sehen. Du musst doch auch mal abschalten.» Sie fuhr sich durch ihre langen, dunkelbraunen, perfekt gestuften Haare. «Ich könnte uns etwas Kleines kochen. Meine Freundin ist heute Abend verabredet, und ich habe die Wohnung für mich.»
    Steenhoff, der gerade die Kellnerin an den Tisch rufen wollte, ließ den Arm wieder sinken und sah Chris Lorenz direkt an.
    «Chris, ich bin verheiratet. Korsika war …»
    «Schon gut, Frank.» Sie legte ihm den Zeigefinger ihrer rechten Hand auf den Mund.
    Steenhoff raubte diese sanfte Berührung fast den Verstand. Er hätte am liebsten an ihrem Finger gesogen, sie mit einem Ruck an sich herangezogen und auf der Stelle entkleidet. Was änderte es, wenn er heute Nacht noch einmal mit ihr schlief. ‹Ira habe ich sowieso betrogen›, dachte er aufgewühlt. ‹Ob einmal oder zweimal, spielt da auch keine Rolle mehr.›
    Außerdem hatte Chris Lorenz recht. Er musste den Kopf frei kriegen, durfte sich nicht verkrampfen.
    Chris Lorenz beobachtete ihn gespannt und schien seine Gedanken lesen zu können. «Denk doch noch mal drüber nach, Frank. Vielleicht tut es dir und eurem Fall ja gut, wenn du mal für ein, zwei Stunden an etwas völlig anderes denkst und dich einfach entspannst.»
    Steenhoff wollte widersprechen, doch er schwieg. Ira war in Portugal, Marie nicht zu Hause, der Hund versorgt.
    ‹So schnell wird eine solche Gelegenheit nicht wiederkommen›, spukte es in seinem Kopf rum.
    Und wer konnte ihm garantieren, dass nicht auch Ira die lange Zeit ihrer Abwesenheit von zu Hause nutzte und sich gerade mit einem anderen Mann traf.
    Eine Kellnerin trat an ihren Tisch. Doch keiner der beiden reagierte. Die Spannung zwischen ihnen war mit den Händen zu greifen. Die Bedienung wartete, um die Bestellung aufzunehmen. Nach ein paar Sekunden zuckte sie nur mit den Schultern, lächelte wissend und ging an den nächsten Tisch.
    «Äh, ich hätte gern einen Kaffee», rief ihr Steenhoff hinterher.
    Die Kellnerin drehte sich um und kam zurück. «Und, was darf es für Sie sein?», fragte sie an Chris Lorenz gewandt.
    «Ich nehme einen Martini Bianco», sagte sie, ohne den Blick von Steenhoff zu wenden.
    Im selben Moment klingelte Steenhoffs Handy in der Jackentasche. Er warf einen kurzen Blick aufs Display und stand vom Tisch auf.
    «Bin gleich wieder da», formten seine Lippen.
    Chris Lorenz nickte verständnisvoll. Sie konnte warten.
    Doch als Steenhoff an den Tisch zurückkehrte, wirkte er verändert.
    «Gibt es Ärger?», erkundigte sie sich.
    «Nein, aber eine neue Sachlage. Tut mir leid … Ich muss gehen.» Steenhoff stürzte den Kaffee, den die Kellnerin gerade gebracht hatte, hastig hinunter, stand auf und gab Chris Lorenz einen Kuss auf die Wange.
    Ohne weitere Erklärungen ging er an den Tresen, zahlte für ihre Getränke und nickte Chris zum Abschied noch einmal zu. Dann lief er eilig die Treppe zum Ausgang hoch.
    Chris Lorenz saß wie betäubt an ihrem

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