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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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genervt stöhnte und den Lautstärkebutton hörbar nach oben trieb, bis er unsere Schwärmerei nicht länger ertragen musste. Dann zog er los, um das Treibholz, das wir bei einem Gang am Wasser entlang aufgesammelt hatten, zu einer Pyramide aufzuschichten. Wie ich meinen Bruder kannte, hatte er nach dem Picknick, das wir zur Mittagszeit veranstaltet hatten, bereits wieder ein Loch im Magen und wollte die übrig gebliebene Dose Sojawürstchen in Essbares verwandeln. So ein Feuer wäre auch eine feine Sache, schließlich würde es bald zu dämmern anfangen. Der Tag war wie im Flug vergangen.
    Lena warf Rufus noch einen verstohlenen Blick hinterher und lächelte mich dann entschuldigend an. »Schlechte
Angewohnheit, ich weiß. Aber ich arbeite hart daran, sie abzulegen.«
    »Du schlägst dich tapferer, als du glaubst. Noch ein bisschen mehr kalte Schulter, und Rufus fängt an, um deine Aufmerksamkeit zu betteln.« Und nichts anderes hat er verdient, fügte ich im Geiste hinzu.
    »Frag mich nicht, worauf Rufus’ Anziehungskraft beruht, aber sie hat es ganz schön in sich.« Lena lehnte sich gegen mich, was mich automatisch zusammenzucken ließ. Ankuscheln war so gar nicht meine Freundin. Seit dem Sommer zeigte sie unablässig neue Seiten, ich kam schon gar nicht mehr hinterher. »Anziehungskraft hin oder her, ich bin jedenfalls fest entschlossen, mich davon nicht mehr einseifen zu lassen. Bei deinem Sam ist das was anderes. Seine Ausstrahlung packt einen, ob man will oder nicht. Das ist schon immer so gewesen. Jetzt ist es übrigens noch um ein Vielfaches intensiver, als würde man geradezu magnetisch von ihm angezogen, sobald man in seinen Radius gerät. Bei Shirin ist es ähnlich und selbst Ranuken hat was davon. Dabei ist er nach wie vor ganz klar Sam, nur irgendwie mehr Sam.«
    Die Zielsicherheit, mit der Lena es auf den Punkt brachte, ließ mich schlucken. Es war schwierig, vor jemandem wie ihr ein Geheimnis zu bewahren. Egal, was Sam sich gerade als Ausrede zurechtlegte, während die Möwen die letzten Grissinis verschlangen, langfristig würden wir Lena nicht täuschen können. Allerdings war ich mir auch gar nicht sicher, ob Sam das überhaupt wollte. Es schien ihm zu widerstreben, seine wahre Natur zu verleugnen.
    »Ich verstehe, was du meinst«, bestätigte ich Lenas Beobachtung. »Sam hat eine beeindruckende Entwicklung durchgemacht. Seine Freunde haben ihm sehr dabei geholfen. Es ist also kein Wunder, dass es ordentlich in dir arbeitet,
nachdem du diesen Haufen kennengelernt hast. Die sind eben beeindruckend. Ich würde dir das alles total gern erklären, nur ist die Sache überkompliziert. Komplizierter als du es dir auch nur im Entferntesten vorstellen kannst. Wortwörtlich.« Mein Lächeln geriet schief.
    Lena sah mich mit gerunzelter Stirn an. »Du machst mir Angst. Und weißt du warum? Du kennst mich sehr gut, Mila. Manchmal denke ich, dass niemand ein klareres Bild von mir zeichnen könnte. Wenn du dich also derartig standhaft weigerst, mit der Story rauszurücken, fallen mir nur zwei logische Erklärungen ein. Möglichkeit Nr. 1: Bescheid zu wissen, würde mich in irgendeiner Form gefährden. Das kann es aber nicht sein, ansonsten würdest du mich wohl kaum mit diesen tätowierten Barfußfanatikern zusammen rumhängen lassen.«
    Ich nickte eifrig, obwohl Lena meiner Bestätigung offenbar nicht bedurfte. Ganz in Gedanken malte sie mit dem Strandhaferhalm eine Zwei in die Luft.
    »Möglichkeit Nr. 2: Die Story ist tatsächlich so irre, dass sie mich komplett überfordern würde. Nervte ich dich solange, bis du sie mir schließlich erzählst, würde sich mein Hirn in Brei verwandeln und zu meinen Ohren hinauslaufen.«
    »Bingo«, sagte ich schlicht.
    Lena ließ sich auf den Rücken sinken, den Halm zwischen den Zähnen. »Okay«, sagte sie dann. »Ich muss über das Risiko nachdenken. Was ist von größerer Dringlichkeit: ein intaktes Hirn oder meine befriedigte Neugier?«
    Das war Lena.
    Ich spielte mit dem Gedanken, weiter an meiner Zeichnung zu arbeiten. Dann blickte ich auf und sah meinem Motiv direkt in die schillernden Meeresaugen. Oh ja, ich spürte diesen Magnetismus, von dem Lena eben gesprochen hatte. Mehr als jeder andere Mensch. Mit einem raschen
Griff legte ich den Block beiseite und lief auf meinen Stern zu.

    Wenn man die richtige Mulde in den Dünen fand, war der Wind plötzlich wie abgeschnitten. Gerade fegte er einem noch den Sand ins Gesicht und fuhr unter die Kleidung, bis sie sich

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