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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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aufblähte. Sobald man jedoch einen Schritt in die Kuhle setzte, war er fort. Als hätte ihn jemand ausgeknipst. Nur das Tosen der brechenden Wellen war noch zu hören.
    Sam und ich lagen Arm in Arm nebeneinander und blinzelten in den dunkelblauen Himmel, den die Dämmerung nach und nach schwarz färbte. Nicht mehr lange und die ersten Sterne würden wie elfenbeinfarbene Blumen aufgehen. In einem Moment war da noch nichts, und schon im nächsten sprenkelten sie das Firmament. Unverwandt richtete ich meinen Blick nach oben, denn ich war fest entschlossen, mir den Moment nicht entgehen zu lassen. Das hieß: vielleicht doch. Zum Meer hin sah ich nämlich eine Rauchsäule in den Himmel steigen. Ich stützte mich auf die Unterarme und holte Sam damit aus seiner Relaxtheit.
    »Schau dir das an. Ich wette, unser Feuerteufel ist wieder am Werk. Ranuken ist nicht der Typ, der sich mit einem ordinären Lagerfeuer zufrieden gibt. Nein, bei ihm muss es ordentlich qualmen und rußen. Meinst du, Rufus und Lena packen das allein?«
    »Das Feuer oder Ranuken im Zaum zu halten?«
    »Beides.«
    »Keine Ahnung, aber im Zweifelsfall brennt Sand nicht. Was kann schon Großes passieren, außer dass plötzlich die Küstenwache auftaucht und den dreien kräftig den Kopf wäscht?«
    Sam hat recht, sagte ich mir. Wie typisch für mich, gleich
wieder nach einem Problem zu suchen, anstatt einfach zu genießen, dass wir beide zum ersten Mal seit Tagen Ruhe und Zeit füreinander hatten. Ich wusste doch genau, wie rar diese Momente derzeit waren. Warum konnte ich sie nicht einfach entspannt genießen? Warum suchte ich überall Fallstricke? Während ich mich an Sam schmiegte, nahm ich mir fest vor, an mir zu arbeiten. Schließlich wollte ich nicht zu der Sorte Mensch werden, auf deren Stirn sich vor lauter Misstrauen Falten eingraben und die selbst Marienkäfern böse Absichten unterstellen. Mit einer Mutter, die voller Vertrauen durchs Leben wandelte, und einem Vater, der zwar Wissenschaftler, aber nichtsdestotrotz Optimist war, sollten mich meine Familiengene eigentlich davor schützen.
    »Alles wird gut«, flüsterte ich vor mich hin und fühlte der Erleichterung nach, die sich bei dieser Losung einstellte.
    »Was sagst du?« Sam drehte sich auf die Seite und streichelte über die empfindliche Innenseite meines Arms. »Du siehst aus, als wäre dir gerade ein Stein vom Herzen gefallen. «
    »Viel besser: Ich habe ihn zur Seite gerollt. Versteh mich jetzt nicht falsch, aber es ist nicht einfach für mich, mit dir zusammen zu sein. Das, was in der Sphäre passiert ist, hat mich ziemlich verstört. Jetzt muss ich erst einmal lernen, dass das nichts mit uns als Paar zu tun hat. Die Sphäre und was in ihr geschieht, ist das eine – du und ich, wir sind das andere. Das, was ich für dich empfinde, ist richtig. Daran können weder die Schattenschwingen noch die Menschen um uns herum was ändern.«
    Ich kniff die Augen zusammen und bemühte mich, die liebkosenden Finger auf meinem Oberarm zu vergessen. Es war mir einfach zu wichtig, Sam verständlich zu machen, was in mir vorging.
    Allem Anschein nach hatte Sam sich bereits ähnliche
Gedanken gemacht. »Das klingt ja fast so, als würdest du glauben, dass der Übergriff bei der Versammlung eine Strafe für meine Rückkehr in die Menschenwelt war.«
    Überrascht öffnete ich die Augen. Zuerst wollte ich lautstark protestieren, aber dann bemerkte ich, dass Sam keineswegs verärgert, sondern locker klang. »Dir ist diese Möglichkeit also auch durch den Kopf gegangen?«
    Sam knabberte nachdenklich auf seiner verschorften Unterlippe, die leicht zu bluten begann. »Der Gedanke war naheliegend. Aber er ist falsch. Die Pforte ist Teil unserer Existenz, sie ist sogar in unserer Augenfarbe festgelegt. Ich kann also nichts Verkehrtes daran erkennen, sie zu benutzen. Ich kann mir höchstens vorwerfen, dass ich nicht bedächtiger vorgegangen bin, sondern mir gleich den Zorn der Wächter zugezogen habe. Aber die Versammlung war unausweichlich, früher oder später hätten wir darüber beraten müssen, wie mit dem Wechseln umzugehen ist. Denn ich hätte auf keinen Fall darauf verzichtet, zu dir zu kommen.« Die Entschlossenheit ließ die Züge seines Gesichtes markant herausstechen. Wann genau war Sam eigentlich zu einem jungen Mann geworden? »Es gibt zwei Momente in meinem Leben, in denen sich alles genau richtig angefühlt hat: Als ich von der Klippe gesprungen bin, um mein altes Leben hinter mir zu lassen. Und

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