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Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe

Titel: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe - Heitmann, T: Schattenschwingen - Die dunkle Seite der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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linke Hand hin. Die versehrte Hand, an der ein Teil der Ringfingerspitze fehlte. Als ich fragend die Augenbrauen hochzog, lächelte er. »Links ist näher am Herzen.«
    Behutsam schob ich ihm den dunkleren Ring über den Ringfinger, im Stillen darauf hoffend, dass dieser schmale Reif auch passte. Sams Hände waren kräftig, mit ausgeprägten Knöcheln. Meine Sorge erwies sich allerdings als überflüssig, denn der Bernstein passte sich so perfekt an, wie es wohl keinem geschmiedeten Ring je gelungen wäre.
    Dann nahm Sam das hellere Gegenstück und steckte ihn mir langsam an, als wolle er mir noch die Chance geben, meine Hand zurückzuziehen. Nichts lag mir ferner. Als der Ring seine Position eingenommen hatte, wartete ich darauf, dass etwas Außergewöhnliches geschah, wie das Einrasten eines Mechanismus. Doch das Einzige, das ich wahrnahm, war ein warmer Stich in meiner Brust, gefolgt von einem Herzrasen, das mir bis in die Ohren dröhnte.
    Sam sah mich an, dann beugte er sich vor und gab mir einen leichten Kuss auf die Lippen. »Damit ist es besiegelt«, sagte er und lachte befreit.
    »Ja.« Mehr brachte ich nicht hervor. Vielleicht war durch das Anstecken des Bernsteinrings kein magisches Feuerwerk entbrannt, aber ich brannte trotzdem lichterloh.

18
Aus Asche
    Sam
    Mag sein, dass es kindisch war. Aber während wir über den Dünenkamm zurück ans Meer schlenderten, musste ich Milas linke Hand immer wieder anheben und auf den schmalen, wie heller Honig schimmernden Ring sehen. Ich war mir nicht sicher, ob es an der Magie des Rings oder schlicht an mir lag, nur fühlte ich ihre Nähe jetzt um ein Vielfaches stärker. Dabei gefiel mir die Vorstellung, sie intensiver wahrzunehmen, weil sie sich zu mir bekannt hatte, eindeutig besser. Dieses Gefühl sollte nur uns gehören und nicht auf magische Tricks zurückzuführen sein. Danach sah es jedoch nicht aus, denn der Ring fühlte sich genauso harmlos an, wie Nikolai vorausgesagt hatte.
    Als wir die Anhöhe erreicht hatten, bot sich uns ein überraschend friedlicher Anblick: Ranuken, Lena und Rufus saßen Karten spielend beim heruntergebrannten Lagerfeuer. Der Wind hatte sich mit Einbruch der Dunkelheit gelegt und selbst das Meeresgetöse klang sanfter.
    »Glaubst du, sie haben uns was zu essen übrig gelassen?« Mila leckte sich über die Lippen.
    Ich tat dasselbe, das aber wegen ihres Maiglöckchendufts. Zum Anbeißen. »Ich würde mir nicht allzu große Hoffnungen machen. Das Kräfteverhältnis stand zwei zu eins. Einen von den Fresssäcken hätte Lena wahrscheinlich in Schach halten können, aber beide gleichzeitig?« Milas Mundwinkel
senkten sich. »Hat aber auch was Gutes: Wenn Ranuken und Rufus pappsatt sind, nerven sie uns vielleicht nicht mit dummen Sprüchen.«
    Ranuken sichtete uns als Erster und machte diese Hoffnung sogleich zunichte. »Schaut mal, wer da kommt! Unser Liebespaar. Garantiert von oben bis unten einpaniert vom Rumgewälze zwischen den Dünen.«
    Sofort drehte Rufus sich um und musterte uns mit zu Schlitzen verengten Augen. Was er zu sehen bekam, stimmte ihn offenbar gnädig, denn seine Schultern lockerten sich sichtbar. Als wir uns jedoch auf die Decke setzten und der Ring an meiner Hand die Restglut des Lagerfeuers reflektierte, zuckten sie erneut nach oben. »Wo kommt denn das gute Stück ganz plötzlich her?«
    »Ich trage auch einen.« Mila zeigte stolz ihre linke Hand vor, als habe sie den scharfen Ton in der Stimme ihres Bruders gar nicht bemerkt.
    Lena beugte sich neugierig vor. »Mensch, ist das so eine Verlobungskiste? Wie kitschig.« Augenblicklich zog Mila die Hand zurück. »Nun sei doch nicht so empfindlich, lass mich gucken. Der Ring ist wunderschön. Aus was für einem Material ist der?«
    »Das ist Bernstein«, sagte Ranuken mit schockgefrorener Miene. Mist, ich hatte Nikolais Warnung völlig vergessen. Wenn man in der Sphäre lebte, stand man altem Schmuck aus Bernstein nicht unbedingt aufgeschlossen gegenüber. Selbst wenn er noch so harmlos war. »Das sind Bindungsringe. Sam, du weißt schon, wofür die stehen und vor allem, was sie können? Du kennst doch Shirins Ringe ums Handgelenk, die sie als Skla-«
    »Das ist was vollkommen anderes«, unterbrach ich ihn barsch. Der Vergleich war ein echter Schlag in die Magengrube. Von den breiten Reifen um Shirins Handgelenke ging
eine unselige Energie aus. Sie dienten dazu, sie an eine längst verschwundene Macht zu ketten: die Macht des Schattens. Damit hatten unsere Ringe nichts

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