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Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Familie und vielleicht sogar mit meinem ganzen Volk getan, wenn ich damals schon meine Pforte gekannt hätte, erklärte er mir . Ich wäre zu ihnen gegangen und hätte sie mich und ihr ganzes sinnloses Leben vergessen lassen. Du hast die richtige Entscheidung getroffen, sowohl für dich als auch für ihn. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, heißt es.
    Ich nickte bloß und atmete erst wieder, als sich die Sicherheitstür hinter uns schloss. Der leichteste Schritt zu Mila hin war genommen, nun würden die schweren folgen.

24 Ein Käfig aus Glas
    Mila
    Erneut fuhr Lenas Hand durch mein Haar und strich es mir fürsorglich aus der Stirn, denn ich war außerstande, mich zu rühren. Wie lange ich bereits auf dem Boden lag, konnte ich nicht sagen. Lange genug auf jeden Fall, dass mein Körper an den Stellen, an denen er auf dem Glas auflag, taub war. Ich wünschte mir inständig, die Kälte des Grundes würde auch mein Innenleben erkalten lassen, bis es gerann und zu träge wurde, um mich unentwegt heimzusuchen und mir vor Augen zu halten, dass ich verloren war.
    Für gewöhnlich zählte Selbstmitleid nicht zu meinen Schwächen, und seit Nikolai Lena und mich vor einigen Tagen in die Sphäre gebracht hatte, war ich stark geblieben. Nur ließ sich die Erinnerung nicht allzeit beiseiteschieben. In manchen Momenten kehrte sie mit voller Wucht zurück, und dann war sie so lebendig, dass ich die Gegenwart darüber vergaß.
    Der Gang durch die Aschepforte … ich hatte ihn überlebt, auch wenn ich es kaum glauben konnte. Ein Erlebnis, das sich in meine Träume schleichen würde, immer und immer wieder, da war ich mir sicher. Es ließ mich nicht los, saß genau so fest wie Nikolais Griff, als ich aus dem Traum erwachte, in den er mich hatte gleiten lassen. Ich begriff kaum, wo ich war. Gerade noch hatte ich den schwer verletzten Sam ins Leben zurückgeholt, indem ich den Bernsteinring von meinem Finger geschnitten hatte … und jetzt, jetzt hatte Nikolai mich nicht nur erneut in seiner Macht, sondern war mit mir aus der brennenden Halle geflohen. Das dachte ich zumindest, denn um uns herum herrschte ein gräuliches Flimmern, unzählige Ascheflocken schwebten dicht an dicht wie ein undurchlässiger Vorhang, bis ich glaubte, selbst meine Form und Farbe zu verlieren. Ich schloss die Augen und plötzlich leuchtete es hinter meinen Lidern rot auf. Das ist Kastor, begriff ich. Nur für einen Herzschlag spürte ich die Berührung seines Feuers – warm, lebendig, reinigend –, dann färbte es sich bleiern schwarz, und die Bewegung stockte schlagartig.
    Die Pforte erstarrte.
    Nikolai, der mich fest umschlungen hielt, schrie. Aber nicht aus Wut, sondern aus Furcht und Schmerz.
    Und dann begriff ich, was geschah: Die Aschepforte schmolz wie ein Kerzenstummel im Höllenfeuer, mit uns in ihrem Bauch. Es war Kastors Feuer, das durch die Obsidianklinge zu einer schrecklichen Waffe wurde, die sich jetzt gegen sich selbst richtete, die vernichtete, was sie ausmachte. Ein Feuer, das sich selbst auffraß.
    Die Pforte begann zu schmelzen und übte einen Druck aus, der mir Schädel und Brust einzudrücken drohte. Ich wollte meinen Kopf umfassen, aber ich konnte mich nicht rühren, denn die Pforte war dichter als Wasser oder Luft. Es gelang mir nicht einmal, die Augen zu schließen, obwohl ich nicht sehen wollte, was mich umgab. An einigen Stellen war das geronnene Schwarz bereits dünn wie eine Glasscheibe, hinter der sich ein beängstigendes Reich erstreckte, die Grenze zwischen meiner Welt und der Sphäre. Schlingendes Schwarz, gleißendes Weiß, einander umringend, gegeneinander kämpfend. Ich starrte in diese Unendlichkeit, wohl wissend, dass mein Verstand nicht dafür geschaffen war, sie zu sehen. Fast wünschte ich, der Druck würde mich endlich pulverisieren, damit ich diesen Anblick nicht länger ertragen musste.
    Irgendwie schaffte es Nikolai in der letzten Sekunde, uns beide gegen alle Widerstände ins Freie zu zwängen. Wir fielen auf einen grauen Sandboden, wo ich wohl das Bewusstsein verlor, denn als ich wieder zu mir kam, fand ich mich hoch in den Wolken wieder, fest umschlungen von Nikolais Armen, bis sich deren Griff unvermittelt lockerte.
    Einfach so.
    Seine Arme gaben mich frei, ohne dass er auch nur ein Wort an mich richtete. Ich brachte vor Entsetzen nicht einmal ein Zucken zustande, als ich fiel. Eine Sekunde später erwies sich meine Angst als überflüssig, denn ich schlug direkt auf Grund, obwohl sich nichts Sichtbares unter

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