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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Sturges
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Die Frau sah Sela an und lachte voller Freude, legte ihren Kopf zurück, beugte den Rücken, presste sich eng an ihre Liebsten. Der Traum verblasste und wurde sogleich von anderen Bildern ersetzt, aber das intensive Gefühl klang nach.
    Sie erwachte abrupt. »Gerade rechtzeitig«, sagte Silberdun. »Ich schätze, das willst du dir anschauen.« Er zeigte aus dem Fenster.
    Zunächst verstand Sela nicht, was genau sie da erblickte. Unterhalb des Luftschiffes waren tausende Sterne zu sehen, ein auf den Kopf gestellter Nachthimmel, wie es schien. Dann passten sich ihre Augen an die Dunkelheit an, und sie erkannte, dass dort unten keine Sterne funkelten, sondern die Lichter einer Stadt. Eine Stadt, wie sie Sela noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte.
    Preyia lag ihnen zu Füßen; eine Insel, die sich aus einem tiefschwarzen Ozean erhob. Es war schwer, aus dieser Höhe Entfernungen und Größen abzuschätzen, doch Preyia schien ihr fast so groß zu sein, wie der umfriedete historische Kern von Smaragdstadt. Die Stadt bestand aus sieben massiven Ebenen, deren Grundflächen nach oben hin immer kleiner wurden und eine angenehm asymmetrische Form aufwiesen.
    Auf jeder Ebene ragten riesige Segel in die Höhe, von roten, blauen und goldenen Hexenlichtern erleuchtet. Schiffe aller Größen erreichten oder verließen die fliegende Stadt, umschwirrten sie wie Motten das Licht. Die ganze Szene wurde sanft vom Mondlicht illuminiert.
    Schon aus der Entfernung wirkte die Stadt unglaublich groß, doch als Mabs Verachtung näher kam, schien sie sogar noch zu wachsen, bis sie Selas gesamtes Blickfeld ausfüllte und es den Anschein hatte, als schwebten sie auf festen Boden zu.
    Nach einigen Minuten ging ein sanfter Ruck durch Mabs Verachtung, als sie am Dock von Preyia festmachten.
    Um sie herum erhoben sich müde Passagiere und suchten ihr Gepäck zusammen.
    Der junge Familienvater, der ihnen gegenübergesessen hatte, erhob und streckte sich. »Kommt mit uns heraus, Bruder«, sagte er. »Dann schauen wir uns gemeinsam an, wie das Luftschiff wieder ablegt.«
    Silberdun lächelte. »Das ist sehr freundlich von Euch.«
    Als sie hinaus an Deck traten, explodierten die Lichter und Geräusche von Preyia in Selas Sinnen. Musik, Geschrei, Gesprächsfetzen. Hell strahlende Lichtbündel, die sich auf rotierenden Platten am Boden drehten, suchten beständig den Himmel ab. Vom Dock selbst gingen zahlreiche Prachtstraßen ab, von vielfarbenen Hexenlichtern erleuchtet.
    »Willkommen in Preyia«, sagte die Frau des jungen Mannes und ergriff Selas Arm.
    Alle möglichen Essensgerüche stürmten auf sie ein, als sie auf dem Dock weitergingen. Der Duft von gegrilltem Fleisch, geschmorten Zwiebeln und exotischen Gewürzen. Ihr Magen begann zu knurren.
    Als sie sich ein Stück von der Menge entfernt hatten, blieb die Gruppe stehen. Die Kinder der Familie wirkten müde und unleidlich, zwei weinten sogar und wollten unbedingt nach Hause.
    Silberdun ergriff die Hand des Mannes. »Ich kann Euch gar nicht genug danken«, sagte er. »Was für ein Glück, dass wir Euch gegenübersaßen.«
    »Schämt Euch!«, sagte er junge Mann. »Glück hatte nichts damit zu tun.«
    »Da habt Ihr natürlich Recht.«
    »Wir müssen tun, was in unserer Macht steht. Wir müssen Aba einen um den anderen Tag dienen.«
    »Gelobt sei Aba«, sagte die Frau.
    »Ich denke, wir sind jetzt in Sicherheit«, sagte Silberdun. »Geht in Frieden.«
    »Ihr auch«, sagte der junge Ehemann. Er nahm eines seiner Kinder auf den Arm, dann verschwand die Familie in der Nacht.
    »Also gut«, meldete sich Eisenfuß zu Wort. »Was hatte das alles zu bedeuten?«
    »Arkadier«, sagte Silberdun nur.
    »Das hab ich mir fast gedacht«, erwiderte Eisenfuß, »aber warum haben die sich fast überschlagen, um uns zu helfen?«
    »Weil ich sie darum bat.«
    »Du meinst, die Sache mit dem Wasser?«, fragte Sela.
    »Ja, das ist ein Geheimkode«, sagte Silberdun. »So fragt ein Arkadier in einer misslichen Lage um Hilfe.«
    »Bist du denn Arkadier?« Sela wirkte verwirrt.
    »Das war ich«, sagte Silberdun.
    »Er war mal Mönch«, erklärte Eisenfuß.
    »Und ein sehr schlechter dazu«, ergänzte Silberdun verdrießlich. »Egal, das alles hab ich jedenfalls von meiner Mutter gelernt. Sie war schon Arkadierin, als das selbst bei den Seelie noch eine sehr gefährliche Angelegenheit war.«
    »Warum hast du mir nie davon erzählt?«, fragte Sela.
    »Ich hab gelernt, dass man manche Dinge aus der Vergangenheit besser ruhen

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