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Schattenspiel

Schattenspiel

Titel: Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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ganz gewiß nie.«
    »Schade. Ich meine: Schade, daß du es so empfunden hast. Ich dachte eigentlich, daß...«
    »Was denn?«

    »Schau uns an, Gina. Wir sind die beiden Sieger im Team. Wir leben in Amerika, wir haben Erfolg, Geld...«
    »Du vielleicht«, sagte Gina, »du hast vielleicht Geld. Ich nicht. Das alles hier gehört John.«
    »Mein Gott, laß doch die Haarspalterei. Du oder John, was besagt das? Über kurz oder lang seid ihr verheiratet, dann bist du Mrs. Eastley und kannst dich für den Rest deines Lebens auf einem dickgepolsterten Bankkonto ausruhen. Vielleicht bist du ja auch eines Tages unsere First Lady in Washington. Man sagt, John Eastley möchte dahin, wo heute Ronald Reagan sitzt!«
    »So weit ist es noch nicht. Zwischen Präsident Ronald Reagan und einem möglichen Präsidenten Eastley liegen Jahre. Aber womöglich wird er eines nicht so fernen Tages Gouverneur von Kalifornien sein, und natürlich werde ich alles tun, um ihn zu unterstützen. Aber geliebt habe ich ihn, noch bevor ich wußte, was er ist und wer er ist. Falls das hier«, sie machte eine fast abfällige Bewegung zum Haus hin, »falls das hier nur ein schöner Traum ist und so flüchtig wie Nebel, dann ändert das nichts. Nie.«
    »Große Worte. Okay, es ist Zufall, daß du im Reichtum lebst. Es ist ebenso Zufall bei mir. Aber glaubst du an Zufälle?«
    »Ich glaube an Bestimmung«, sagte Gina.
    Eine ganze Weile schwiegen sie beide. David trank sein Glas leer, lehnte den Kopf zurück und blinzelte in die Sonne, die zwischen den Zweigen hindurchfiel. »Bestimmung«, murmelte er, »ja, vielleicht ist das ganze Leben nur Bestimmung.« Er bemerkte Ginas Nervosität und stand unvermittelt auf. »Du möchtest, daß ich gehe, nicht wahr? Es war dir von Anfang an unangenehm, mich zu sehen. Wahrscheinlich fühlst du dich bereits als Verräterin an unseren Freunden, weil ich hier bei dir im Garten gesessen und mich mit dir unterhalten habe.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Gina unbehaglich.
    David grinste, aber in seinen Augen lag ein Ausdruck, den Gina verwirrt als traurig und einsam erkannte. »Ob du es glaubst oder nicht, ich wäre gern euer aller Freund gewesen. Ich wollte immer echte Freunde. Ich wollte irrsinnig gern geliebt werden.
Na ja«, er zuckte mit den Schultern. »Man kann die Dinge nicht ändern, nicht wahr?«
    »Du hättest dich manches Mal vielleicht anders verhalten müssen.«
    »Sehr weise. Übrigens, auch wenn’s dir unangenehm ist, wir beide werden uns häufiger begegnen von jetzt an. Weißt du, ein Mann, der in der Politik vorankommen will, kann nicht an der Wirtschaft vorbei. Bredow Industries könnte auch für John Eastley sehr wichtig sein. Möglich, daß er mal eine Finanzspritze für einen Wahlkampf braucht.«
    »Falls das ein Angebot sein soll«, sagte Gina, »werde ich es ihm gern übermitteln.«
    David nickte und ging über die breite kiesbestreute Auffahrt dem Gartentor zu. Gina folgte ihm. Es war jetzt fast Mittag und die Sonne schien heiß. Lord sprang bellend über den Rasen. Leise plätscherte der Springbrunnen, der Besucher gleich am Beginn der Auffahrt willkommen hieß. Die vollkommene Idylle... alles ganz normal. Eine junge Frau begleitete einen Freund, den sie lange nicht gesehen hat, zum Gartentor. Man hat zusammen etwas getrunken und ein wenig geplaudert, über vergangene Zeiten und die Dinge, die sich seither geändert haben. Was an dieser Situation, an diesem Tag war schon bedrohlich?
    Aber etwas lag in der Luft. Gina blieb auf der Hut.
    David drehte sich zu ihr um. Die Sonne fiel auf sein hübsches, gebräuntes Gesicht. In seinen Augen lag Lebenslust – und ein bißchen Grausamkeit.
    »Bestimmungen«, sagte er, »folgen ihrem eigenen Gesetz. Und es geschieht oft ganz anders als wir denken. Es gab eine Zeit, da hätte ich deinen Lebensweg mit dem von Natalie vereint gesehen.«
    Stille folgte seinen Worten. Dann schoß ein Vogel laut kreischend durch die Luft. Leise und scharf fragte Gina: »Wie meinst du denn das?«
    Jetzt sah er sie nicht mehr an, sondern blickte gleichgültig und gelassen in den Garten. »Damals... in St. Brevin...«
    »Ja? Was war da?«

    »Hör zu, Gina, ich hätte nicht davon anfangen sollen. Ich weiß auch nicht, warum ich...Wahrscheinlich, weil wir dauernd über Bestimmungen und solches Zeug gesprochen haben. Vergiß es!«
    »Du hast es nicht vergessen. Was war in St. Brevin?«
    »Ich habe dich mit Natalie gesehen. An diesem heißen Abend, als Steve und ich vom Einkaufen

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