Schattenspiel
Ich...«
»Nein. Nein, bitte, Jason...«
»Ich bin verrückt nach dir, Laura. Ich brauche dich. Ich will dir die Welt zeigen und...«
»Laß mich Ios!«
»Ich will mit dir schlafen. O bitte, Liebste, schlag es mir nicht ab! Ich brauche es so sehr! Du...« Seine Hände griffen gieriger zu, taten ihr weh in ihrer Hast und Ungeduld. Laut tönte sein Atem an ihrem Ohr.
Sie machte sich von ihm frei. »Es geht nicht, Jason. Ich liebe einen anderen.«
Er hielt inne, starrte sie an, und dann lachte er plötzlich, als habe sie einen Witz gemacht. »Ach, du großer Gott! Das ist ja bühnenreif! Die Unschuld, mit der du das sagst! Ich liebe einen anderen! Und damit gibt es für dich nur den einen!«
»Ja.«
Jason trat einen Schritt zurück. »So etwas habe ich schon seit langem nicht mehr gehört. Weißt du, daß du damit absolut gegen die Mode gehst?«
»Das ist mir egal. Es ist mir auch egal, wenn Sie mir das alles hier wieder wegnehmen. Ich lasse mich nicht kaufen, Mr. Baker. Und jetzt gehen Sie bitte, ich möchte mich anziehen und dann sofort dieses Hotel verlassen!«
Baker schaute sie nachdenklich an. »Ich habe kein Wort gesagt, daß Sie das Hotel verlassen müssen, oder? Und die Kleider können Sie auch behalten. Sie gefallen mir, Laura.«
Überraschung malte sich auf ihr Gesicht. Er nickte. »Ja, das tun Sie. Sie sind etwas Besonderes. Hoffentlich bleiben Sie immer so – durch nichts zu korrumpieren. Wer ist der Mann, den Sie lieben?«
»Ein Junge aus der Bronx.« Sie dachte an den feuchten Keller, an Ken auf seiner Matratze. Etwas wie Angst und Erschöpfung schien sich in ihren Augen zu spiegeln, denn Baker sagte: »Es ist eine andere Welt, nicht?«
»Ja. Ken ist heroinabhängig. Er braucht immer mehr Stoff, Tag für Tag. Er denkt überhaupt nichts anderes mehr als daran, wie er zu Geld kommen kann. Das alles hier«, sie lächelte bitter, als sie mit einer Handbewegung die elegante Suite umschrieb, »das hier, was das kostet, das würde Ken für Wochen von seinen Sorgen befreien.«
»Aber das ist keine Lösung, das wissen Sie so gut wie ich. Was er braucht, ist ein Therapieplatz.«
»Die sind knapp gesät. Und für einen aus der Bronx schon überhaupt kaum zu ergattern.«
»Hören Sie, ich kann Ihnen nichts versprechen, aber ich werde sehen, ob ich etwas tun kann. Geld öffnet eine Menge Türen.«
»Warum tun Sie das, Mr. Baker?«
Über das dicke, weiße Gesicht glitt ein Schatten von Wehmut. »Weil Sie so verdammt hübsch sind, Laura. Weil ich mich in Sie verliebt habe. Nein«, er hob abwehrend die Hände, »keine Angst! Kein neuer Annäherungsversuch! Ich weiß, wie weit
ich bei Ihnen gehen darf. Leider. Also, was ist, bleiben wir Freunde?«
»Schätzchen, woran denkst du?« Davids Stimme klang warm und besorgt. »Du starrst vor dich hin, und dein Essen wird kalt.«
»Tut mir leid. Ich habe mich nur... an etwas erinnert...«
»Woran denn? An uns etwa und wie es begann?«
»Ja.« Das war geschwindelt, aber sie wußte, was er gern hörte. Über den Tisch hinweg betrachtete sie sein schönes, glattes Gesicht. Gebräunt, makellos. Wo lagen David Bellinos geheime Abgründe ? Seine Züge jedenfalls gaben sie nicht preis. Wenn sie herauszufinden suchte, was sie an ihm gefesselt hatte, damals, als sie einander auf einer Party trafen und er sie danach zum Plaza fuhr, so kam sie mit ihren Überlegungen nicht weit. Es mußte etwas mit dem abgegriffenen Begriff »Leidenschaft« zu tun haben. Irgendeine geheimnisvolle Kraft hatte sie unwiderstehlich zu ihm hingezogen. War es vielleicht auch das Gefühl des Alleinseins in einer unbekannten Welt gewesen? Ken hatte seinen Therapieplatz bekommen, er war in Sicherheit und brauchte sie nicht. Sie fragte sich, ob sie jemals etwas anderes als mütterliche Liebe, ein Gefühl der Sorge und Verantwortung ihm gegenüber empfunden hatte. David riß sie hin. Mit ihm entdeckte sie, daß ihr Körper verrückt spielen konnte vor Lust. Sie hatte nie dieses Herzklopfen gefühlt, den rasenden Puls; eine Berührung durch David, der bloße Klang seiner Stimme machten sie wehrlos. Das Leben mit ihm stürzte sie in einen tiefen, inneren Zwiespalt: Sie fühlte sich ihm ausgeliefert, halb krank vor Sehnsucht, wenn er nicht bei ihr war, gleichzeitig sträubte sie sich gegen ihn, versuchte mit allen Mitteln, sich selbst treu zu bleiben, sich nicht zwischen Parties und Modenschauen, Cocktails und Abendkleidern zu verlieren. David beschenkte sie großzügig, aber manchmal, wenn sie
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