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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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zu verlieren, fing er an, seine Grimassen zu schneiden.
    »Mylord! Edle Herrschaften!« Ein Mann verbeugte sich vor uns, der einen massiven, reich verzierten Stab in der Hand hielt. »Ich bin glücklich, Euch im Namen des Grafen Balistan Pargaide begrüßen zu dürfen! Wenn Mylord mir folgen wollen, Ihr werdet erwartet.«
    Aal nickte. Daraufhin drehte sich der Mann um und führte uns über einen Teppich ins Haus. Kli-Kli überholte ihn und hüpfte vor ihm herum, dabei lustig mit den Glöckchen klimpernd. Doch der Herold trachtete, den Kobold zu übersehen.
    Der große Saal lag gleich hinter der Tür und platzte förmlich aus allen Nähten. Nie hätte ich gedacht, dass in Ranneng und seiner Umgebung derart viele Adlige leben! Und das waren ja erst die Nachtigallen! Daneben gab es noch die Oburen und Eber.
    Der Saal barst von Menschen, stöhnte und blinzelte angesichts des Reichtums der Gewänder, ächzte unter der Vielfalt der Frisuren, rang in den unzähligen Duftwässern nach Atem. Mit geschultem Blick sah ich mich um, versuchte dabei jedoch, eine gelangweilte Miene zu wahren. O ja! Der Schmuck dieser adligen Damen entsprach einem ganzen Drachenschatz. Wenn ich hier freie Hand hätte …
    Da unzählige Kerzen brannten, war es im Saal taghell. Neben einem Springbrunnen, den jemand in einem Anflug von Wahnsinn mitten im Raum aufgestellt hatte, spielten Musikanten. Überall wuselten Bedienstete herum, die auf Tabletts Pokale mit Perlwein darreichten. Allenthalben hörte man Stimmen und ausgelassenes Lachen.
    Der Herold klopfte dreimal mit dem Stab auf den Boden und verkündete so laut, dass ich beinahe selbst erschrocken wäre: »Der Herzog Ganet Schagor aus dem Hause Schagor! Die ehrenwerten Mille und Eralier aus dem Haus des Schwarzen Mondes! Der Dralan Par!«
    »He, du Lackaffe, vergiss den Narren Kra-Kra nicht!«, schrie Kli-Kli, ehe er sich theatralisch vor dem Publikum verbeugte.
    Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf uns. Man bedachte uns mit Verbeugungen. Der Narr sprang zu mir.
    »Was muss ich jetzt tun?«, fragte ich ihn, wobei ich kaum die Lippen bewegte.
    »Trink Wein und setz ein kluges Gesicht auf, mehr wird vorerst nicht von dir erwartet. Ich werde mich unterdessen mit dem Volk bekannt machen.«
    Noch ehe ich etwas darauf erwidern konnte, war Kli-Kli zwischen den Herrschaften verschwunden. Miralissa fand rasch eine gemeinsame Sprache mit einem Pärchen aufgetakelter Damen und plauderte mit erstaunlicher Souveränität über elfische Männer sowie die Spitzfindigkeiten elfischer Mode. Dabei klapperte sie verzweifelt mit den Wimpern und zwitscherte, als sei sie eine entsetzliche Idiotin, sodass ich, hätte ich sie nicht gekannt, ihr Spiel nie durchschaut hätte. Die Damen bestaunten sie mit offenem Mund. Egrassa schritt mit Kennermiene die Wände ab, an denen alte Waffen aufgehängt waren.
    »Mylord Schagor?«
    An Aal und mich trat ein Mann heran, der ein blau-schwarzes Wams aus Samt trug. Er war hochgewachsen, hatte einen gepflegten schwarzen Bart, verschmitzte braune Augen – und zeigte beim Lächeln seine schneeweißen Zähne. Die Schläfen waren bereits grau meliert, die Nase gerade. Ein wenn auch adliges, so doch einnehmendes Gesicht. Nach solchen Männern zeichnet man gern die Helden in den Fresken der Tempel. Außerdem erinnerte er mich an jemanden.
    »Mit wem habe ich die Ehre?« Aal deutete eine Verbeugung an. Kli-Kli zufolge bräuchte sich ein Herzog im Grunde nicht dazu herabzulassen, den Rücken zu krümmen. Ich verstand mich zu einer sehr tiefen Verbeugung.
    »Graf Balistan Pargaide. Es freut mich, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid, Herzog.« Der Mann verbeugte sich.
    »Habt Dank für die freundliche Einladung zu diesem wunderbaren Empfang, Graf. Erlaubt mir, Euch meinen Dralan Par vorzustellen.«
    Ein kaum merkliches Nicken. Dralane werden nicht sonderlich geschätzt, da können sie zigmal einen Adelstitel erhalten haben.
    »Ihr begleitet den Herzog immer, Dralan?« Ein weiteres schneeweißes Lächeln des Balistan Pargaide.
    »Ich liebe es zu reisen, Mylord. Und das Reisen in Gesellschaft des teuren Herzogs ist ein ganz besonderes Vergnügen.«
    »Ich hoffe, Herzog, ich habe Euch mit meiner kurzfristigen Einladung nicht von wichtigeren Geschäften abgehalten?« Und wieder folgte ein Lächeln.
    »Ich bitte Euch! Ein wenig Ablenkung kommt mir gerade recht.«
    Die leise Musik wogte durch den Raum, die Umstehenden spähten neugierig zu uns herüber, verbeugten sich höflich, wagten es aber

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