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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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fragte Kli-Kli, der in seinen Umhang gehüllt war und in der morgendlichen Frische zitterte. »Hast du wieder einen Traum gehabt?«
    »Ja«, brummte ich und schob die Decke weg.
    »Was hast du diesmal geträumt?«
    »Etwas von Jok, der den Winter brachte.«
    »Ist nicht wahr! Erzähl mal!«, verlangte der Kobold.
    »Ach, lass mich doch zufrieden!« Nach dem gestrigen Gespräch und dem neuerlichen Traum wollte ich erst mal in aller Ruhe über verschiedene Dinge nachdenken.
    Kli-Kli grummelte enttäuscht und gesellte sich zu Lämpler, der die Pferde sattelte. Das Wetter war heute wieder schlechter geworden, ein leichter Regen ging. Die Tropfen waren derart fein, dass sie kaum zu erkennen waren. Ich wusste schon nicht mehr, was besser war, die glühende Hitze oder dieses kalte, feuchte Wetter. Über Nacht war das Feuer heruntergebrannt, jetzt löschte der Regen die Glut. Das Feuer noch einmal zu entfachen hätte viel zu lange gedauert. Während ich packte, aß ich ein Stück kaltes Rebhuhn; die Vögel hatte Ell gestern geschossen.
    Schließlich brachen wir auf.
    Die hügelige Ebene zog sich hin, ein Ende war nicht abzusehen, die Wolken und das Halbdunkel des Regentages erfüllten uns alle mit einer tiefen Traurigkeit. Nach einem anderthalbstündigen Ritt brachte uns Alistan auf einen Weg, der unter den Pfützen und dem Schmutz kaum auszumachen war.
    »Drei League weiter kommt ein Dorf«, sagte Ell.
    »Wir müssen unsere Vorräte ergänzen und neue Pferde kaufen«, erwiderte Alistan Markhouse.
    »Falls sie uns welche verkaufen«, bemerkte Ell mit zweifelnder Stimme. »Pferde dürften hier selten sein.«
    »Bauern geben ihre Tiere nicht gern ab«, unterstützte ihn Met.
    »Lassen wir uns überraschen«, beendete Alistan Markhouse das Gespräch.
    Wir kamen jetzt langsamer voran, die Hufe der Pferde versanken im Schlamm. Der Weg führte einen Hügel hinab und zog sich den nächsten Hügel wieder hinauf. Bald versanken die Pferde knietief im Wasser. Wir kamen vom Weg ab und gelangten auf einen alten, überschwemmten Friedhof. Die Grabhügel ragten wie kleine Inseln aus dem Wasser.
    »Wo sind wir denn jetzt schon wieder gelandet?«, fragte Met finster, ohne sich an jemanden zu wenden.
    »Bei den Toten«, knurrte Hallas, der nicht verstand, dass manche Fragen keiner Antwort bedurften.
    »Was hat denn ein Friedhof an einem Ort wie diesem zu suchen?« Mets Blick folgte einem Sarg, den das Wasser aus einem frisch ausgehobenen Grab gespült hatte.
    »In der Nähe gibt es immerhin ein Dorf«, antwortete Marmotte, der sich die Kapuze tiefer ins Gesicht zog, um Triumphator gegen den Regen zu schützen.
    »Wenn wir nur schon da wären.« Delers Hut hatte sich in ein unförmiges, nasses Ding verwandelt. »Etwas Warmes wäre nicht schlecht, ein Feuer, heißer Wein und ein warmes Bett, in dem ich nicht allein liegen muss.«
    »Ich glaube nicht, dass wir in diesem Winkel hier eine Schenke finden. Du kannst schon dankbar sein, wenn wir in einem Stall übernachten dürfen«, erwiderte Marmotte, der sich die Regentropfen aus dem Gesicht wischte.
    »Das ist Dauerregen, der wird den ganzen Tag anhalten«, murmelte Bass.
    Mit einem Mal endete der Friedhof. Aus dem Wasser schlängelte sich wieder eine Art Weg heraus, der den nächsten Hügel hinaufführte.
    Das Dorf missfiel mir von Anfang an. Rund fünfzig dreckige Bauernhäuser zogen sich an der schwarzen Wand eines Tannenwaldes dahin. Verschlammte Felder, eine dicke Matschschicht auf den Straßen, über den Dächern stieg aus Ofenröhren Qualm auf.
    Als ein Junge mit einem Eimer in der Hand auf uns zukam und uns sah, ließ er den Eimer fallen und rannte schreiend davon. Bass schimpfte, denn offenbar sah er nicht ein, dass mehrere bewaffnete Reiter, die plötzlich aus der Regenwand auftauchen, einen zehnjährigen Jungen doch einfach erschrecken müssen. Wir ritten bis zur Dorfmitte. Alle Bewohner hatten sich vor dem Regen in Sicherheit gebracht, die Straße war wie ausgestorben. Der Regen prasselte auf die Dächer, trommelte auf die Kapuzen, tanzte in den Pfützen. Diese leise Regenmusik hüllte uns ein. Schließlich trat ein kräftiger Bauer mit einem Beil aus einem der Häuser.
    »Wie heißt dieses Dorf?«, fragte Met.
    »Oberotter«, antwortete der Mann und ließ sein Beil nervös von einer Hand in die andere wandern. »Wir können auf Schwierigkeiten aber verzichten.«
    »Wir ebenso. Gibt es hier eine Schenke?«
    »Immer geradeaus, nach dreihundert Yard. Ein graues Haus mit Schilf, Ihr

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