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Schattenstürmer

Schattenstürmer

Titel: Schattenstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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einen Dolch aus dem Stiefelschaft und schlug zweimal auf die schwarzen Augen ein. Erst als die Augenhöhlen splitterten und die Augen platzten, zuckte der Körper ein letztes Mal krampfhaft, krachte in eine Pfütze und blieb reglos liegen. Im Nu war Ell neben dem Toten, um ihn mit dem S’kasch zu zerhacken und ihm Arme und Beine abzusäbeln. Ich stand noch immer mit der Armbrust in der Hand da, als mir der Elf schweigend mein Messer zurückgab. Behutsam nahm ich es an mich, besah es mir und steckte es in die Scheide zurück. An der Klinge klebte nicht ein Tropfen Blut.
    »Er hat mir nie gefallen.« Die gelben Augen funkelten.
    »Was ist das?«, fragte ich benommen.
    »Eine besondere Vampirform, die auf magische Weise aus einem Toten geschaffen wird. Ein treuer Diener. Solche Wesen können denken, essen, sich alles merken, was ihnen vor ihrem Tod widerfahren ist, und sind letztlich nicht von gewöhnlichen Menschen zu unterscheiden. Wenn du noch mehr wissen willst, musst du Miralissa fragen.«
    »Wie hast du uns gefunden?«
    »Ich habe doch gesagt, er hat mir nie gefallen«, erwiderte Ell. »Hol dein Pferd, wir reiten weiter, denn der Regen nimmt zu.«
    Ich pfiff Bienchen herbei. Diesen Trick hatte mir Kli-Kli beigebracht. Das Pferd war noch immer verängstigt und schielte auf den Toten, der in einer Pfütze lag, kam aber trotzdem zu mir.
    »Danke, Ell«, sagte ich, als ich im Sattel saß. »Du hast mir heute das Leben gerettet.«
    Er erwiderte kein Wort, sondern nickte nur. Ich umritt den Körper des Gedungenen und hielt auf unsere Leute zu, ohne mich noch einmal umzudrehen.

Kapitel 13

    Das Gericht der Sagra
    Nach Oberotter besserte sich sogar das Wetter. Die Götter im Himmel hatten mit den Fingern geschnippt, und der starke Wind hatte über Nacht die Wolken vertrieben. Am Morgen lugte die Sonne hervor und schickte sich an, die Erde mit kräftiger Hand zu trocknen, indem sie alle Feuchtigkeit aus ihr wrang. Endlich konnten wir den Umhang wieder abnehmen und das wunderbare Wetter genießen.
    Alistan Markhouse sagte uns, wir würden am Abend das Grenzkönigreich erreichen. Mit etwas Glück und der Hilfe der Götter könnten wir in einer Garnison übernachten, denn im Grenzreich wurde niemandem die Gastfreundschaft verweigert.
    Miralissa ließ sich ausführlich von mir berichten, was ich mit Bass erlebt hatte. Immer wieder nickte die Elfin bedeutungsvoll, wechselte Blicke mit Kli-Kli, schwieg jedoch, bis ich meine Geschichte beendet hatte. »Wie heißt es doch bei den Menschen? Du bist ein Glückspilz.«
    Damit war das Gespräch beendet. Weder die Elfin noch der Kobold hielten es für nötig, mir irgendetwas zu erklären.
    Bei nächstbester Gelegenheit ritt ich zu Ell. Der Elf warf mir einen erstaunten Blick zu, wartete jedoch, bis ich von selbst mit der Sprache herausrückte. »Ell … ich …«
    »Mach dir das Leben nicht unnötig schwer, Garrett. Mir ist an deinem Dank nicht gelegen.«
    »Ich wollte gar nicht über Bass reden«, sagte ich verlegen.
    »Nicht?« Er sah flüchtig zu mir herüber. »Du machst mich neugierig.«
    »Du kommst doch aus dem Haus der Schwarzen Rose. Meine Frage wird dich vielleicht verwundern … aber weißt du etwas über Jok, der den Winter brachte?«
    »Über den Prinzenmörder? Jedes Kind in unserem Haus hat von ihm gehört. Mit diesem wunderbaren Märchen wird unser Hass auf die Rasse der Menschen geschürt.« Er grinste, vielleicht über den Scherz, vielleicht auch, weil es ihm völlig ernst war.
    »Was ist mit ihm geschehen?«
    »Er wurde getötet.«
    »Das erzählt ihr Fremden. Aber was habt ihr wirklich mit ihm gemacht?«
    »Du bist ein Fremder, Garrett«, stellte Ell in hartem Ton klar. Doch nach einer Weile fragte er: »Warum willst du das wissen?«
    »Ich habe einen Traum gehabt, und darin ist er nicht von euch getötet worden, jedenfalls nicht so, wie ihr es geplant hattet.«
    »Wenn du schon alles geträumt hast, warum fragst du mich dann noch?«, knurrte Ell. »Der Junge hat Glück gehabt: Eine mitleidige Seele hat ihm die Kehle von einem Ohr zum andern aufgeschlitzt.« Der Elf fuhr sich mit dem Finger über den Hals. »Wir reden nicht gern über diese Geschichte. Jok ist der Hand unserer Folterknechte tatsächlich entkommen, kurz bevor sie das Urteil vollstrecken konnten. Wie gesagt, er hat Glück gehabt. Wir haben denjenigen, der ihn ins Dunkel geschickt hat, aber nie gefunden. Es geht das Gerücht, dass sich ein Ork einen Scherz erlaubt hat, doch das glaube ich

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