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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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ab.
    Der Bolzen setzte meinen Verfolger zwar sofort außer Gefecht, doch auf den melodischen Klang hin eilten sämtliche Untote im Umkreis herbei, insgesamt sechseinhalb (ein Oberkörper bewegte sich auf den Händen vorwärts). Sie zeigten sich höchst entzückt über mein unvermutetes Auftauchen, sodass ich zwei Lichtkristalle und einmal Katzenspucke opfern musste, um sie zur Vernunft zu bringen und ihnen in verständlicher Form klarzumachen, wie unschön es ist, einem friedlichen Wandersmann derart zuzusetzen. Danach musste ich den Saal etwas überstürzt verlassen, da die Verwesung des Fleisches dieser Geschöpfe einen Würgereiz in mir auslöste, an dem ich beinahe krepiert wäre.
    Auf die engen Gänge folgten Säle mit zahllosen Treppen, die jedoch ausnahmslos nach oben, nicht aber nach unten führten. Ich achtete nur auf sie, wenn ich mal wieder ein paar Stufen hinaufeilen musste, um einen Zombie abzuhängen. Während der Miefling noch rätselte, wie ich hatte verschwinden können, huschte ich wieder nach unten und versteckte mich in einem dunklen Winkel, während der Untote enttäuscht davonstapfte.
    Hier war es weit kühler als in den oberen Terrassen, und allmählich fragte ich mich, was mich in den unteren Schichten erwartete. Vermutlich würde ich mir dann doch den Pullover überziehen müssen, der den Leinenbeutel bislang nicht verlassen hatte.
    An den Wänden schimmerte immer wieder eine Feuchtigkeit auf, die erschreckend an jene Flüssigkeit erinnerte, die von den Toten übrig blieb, nachdem ich sie mit einem Lichtkristall bekannt gemacht hatte. Der Gestank war ebenfalls entsprechend. In einer Ecke des Saals sickerte diese Flüssigkeit über ein Skelett und pulste leicht, genau wie Kaldaunen.
    Im Licht einer Fackel, die an der Wand hing, wurde diese Flüssigkeit so durchscheinend, dass ich die menschlichen Knochen zu erkennen vermochte. Und diesen Knochen wuchsen nach und nach schwarze Muskeln! Als mich das Skelett schließlich gewahrte, zuckte es und versuchte sich hochzurappeln, aber es hatte noch zu wenig Fleisch angesetzt, sodass es mit seinen bekrallten Fingern nur die Membran der Kaldaunen aufriss. Da die Knochen keine unmittelbare Gefahr bedeuteten, verschwendete ich meine magischen Vorräte nicht an sie, obwohl es mich arg in den Fingern juckte.
    Es folgten leere Säle, aus denen die Toten geschlossen abgezogen zu sein schienen. Ehrlich gesagt war ich darüber nicht allzu traurig (genauer gesagt, ich war nicht mal von ferne traurig). Gehobener Stimmung legte ich einen Großteil meines Weges zurück, ohne jemandem zu begegnen.
    Dann kamen wieder schmale Gänge mit niedriger Decke und kurzen Treppen mit nur fünf, sechs Stufen. Die Heldengräber fraßen sich immer weiter in die Tiefe. Und dann kam das Wasser.
    Zunächst nahm ich nur den Geruch von Feuchtigkeit und Moder wahr. Die Wände glitzerten feucht, hier und da fiel ein Tropfen von der Decke und landete beinahe in meinem Kragen.
    Irgendwann standen die letzten drei Stufen, die mich in den nächsten Saal führten, unter Wasser. Obwohl es mir lediglich bis zu den Knöcheln reichte, war es unangenehm und unheimlich, dort hindurchzuwaten. Unangenehm, weil das Wasser faulig roch, unheimlich, weil … weiß das Dunkel, wer oder was darin lauerte.
    Bei der nächsten Treppe versank ich knietief im Wasser. Die Steinsärge erhoben sich wie kleine Inseln aus dem schwarzen, öligen Nass. Immerhin gab es genügend solcher Inseln, um den Saal zu durchqueren, indem ich von einer zur anderen sprang. Diese Fortbewegungsart gefiel mir obendrein viel besser als das Wasserwaten. Wenn ich dabei bloß die Toten in den Sarkophagen nicht weckte!
    In den folgenden Sälen stieg der Wasserspiegel zwar nicht an, dafür sank die Zahl der Särge aber, sodass vom Inselhüpfen keine Rede mehr sein konnte. Saal um Saal stand nun knietief unter Wasser, durch das ich waten musste. Vorsichtshalber hielt ich mich im Schatten. Hier und da rieselten Tropfen von der Decke, in einem der Säle regnete es geradezu, einmal schoss das Wasser auch wie ein kleiner Springbrunnen in die Höhe.
    Dann brachten mich die kurzen Treppen wieder in Säle, die nicht geflutet waren. Bis zur Treppe hinunter zur siebenten Terrasse fehlte nicht mehr viel, und ich gönnte mir eine kurze Rast. In einer besonders finsteren Ecke goss ich das Wasser aus den Stiefeln und wrang die Hosen aus. Hunger hatte ich keinen, was mich allerdings auch gar nicht überraschte. Von den Düften hier konnte selbst einem

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