Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
Kreis hat sich geschlossen. Jetzt werden die Landungsbrücken von Nicht-Menschen bewohnt, die sich ein Stück vom Kuchen abschneiden wollten, der wegen des unendlichen Krieges zwischen Karenta und Venageta praktisch auf der Straße lag.
    Ich kann aus dem Stand meine Empörung über den Krieg und seine Abfallprodukte belegen. Erstens bestehlen uns die Nicht-Menschen. Unsere Herren ermuntern sie sogar dazu. Eines Tages werden sie noch unsere Knochen klauen.
    Das hat nichts mit Rassismus zu tun. Ich komme mit allen klar, nur nicht mit Rattenmännern. Unsere weisen Herrscher haben in ihrem unfehlbaren Opportunismus mit den anderen Rassen einen Handel geschlossen, der sie vor dem Militärdienst schützt, selbst wenn sie schon seit Generationen in Karenta leben. Sie fressen die Rosinen und scheißen auf den Teig. Sie werden fett und wohlhabend, weil sie die Waffen herstellen, die unsere Jugend in den Krieg schleppt. Eine Jugend, die man nicht verheizen könnte, wären da nicht die Nicht-Menschen, die in der Wirtschaft an ihre Stelle treten.
    Bist du ein männlicher Mensch, leistest du deine fünf Jahre Wehrdienst ab. Heutzutage, wo der Cantard fest in der Hand von Glanz Großmond, seinen Söldnern und eingeborenen Un-Menschen ist, reden sie davon, die Wehrpflicht auf sechs Jahre zu erhöhen. Das heißt, es kommen immer weniger Überlebende nach Hause.
    Ich bin verbittert. Das gebe ich zu. Ich habe meine fünf Jahre überlebt und es nach Hause geschafft, aber ich war der erste aus meiner Familie, dem das gelungen ist. Und keiner hat mir für die Mühsal gedankt, als ich wieder auf der Matte stand.
    Zum Teufel damit.
    Fort Winzig erstreckte sich über vier Blocks. Eine Straße durchschnitt es von Norden nach Süden. Und ein Kanal von Osten nach Westen. Die Gerüchte besagen, daß die Blocks durch Tunnel miteinander verbunden seien. Schon möglich. Sie sind bis zum vierten Stock mit Brücken und Gängen verbunden. Ich meine: vier menschliche Stockwerke. Zwerge sind per definitionem kleinwüchsig. Vermutlich gab es mehr Ebenen.
    Die Gebäude haben keine Fenster und nur sehr wenige Türen. Es waren nur selten Menschen zu Besuch dort gewesen. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete. Nur eins war klar: Wenn sie mich reinließen und nicht wollten, daß ich rauskam, war ich verloren. Nicht mal mein alter Kumpel, der König, würde mir zu Hilfe eilen können. Das Zwergenfort genoß den Luxus der Exterritorialität.
    Ich musterte das Gebäude, bevor ich klopfte. Es gefiel mir nicht. Trotzdem klopfte ich. Irgend jemand muß diese Dinge ja erledigen. Meistens ist es jemand, der zu blöd ist, sich rechtzeitig zu verpissen.
    Nach einer angemessenen Pause klopfte ich erneut. Anscheinend hatten die da drinnen es nicht sonderlich eilig.
    Ich klopfte ein drittes Mal.
    Die Tür schwang nach innen auf. »Schon gut! Schon gut! Ihr müßt sie nicht gleich einschlagen! Ich hab Euch schon beim ersten Mal gehört!« Der haarige Wicht in schickem Rotgrün war vermutlich sechshundert Jahre alt und hatte den Job als Türsteher wegen seiner einnehmenden Persönlichkeit bekommen.
    »Mein Name ist Garrett. Der Tote Mann schickt mich. Ich soll mit Gnorst Gnorst reden.«
    »Unmöglich. Gnorst ist ein vielbeschäftigter Zwerg. Er hat nicht die Zeit, jeden Langen zu unterhalten, der vorbeikommt. Geht weg.«
    Ich bewegte nur meinen Fuß und stellte ihn zwischen die Tür.
    Der Zwerg runzelte die Stirn. Nahm ich jedenfalls an. Unter seinem Haar und dem Bart, in dem ein Storch hätte nisten können, waren nur seine Augen zu sehen. »Was wollt Ihr?«
    »Gnorst. Er schuldet dem Toten Mann einen Gefallen.«
    Der Zwerg seufzte. Ein möglicherweise versöhnliches Lächeln bewegte den Busch auf seinem Gesicht. Er knurrte und gab Geräusche von sich, die bei Tisch als ungehörig betrachtet worden wären. »Ich werde den Gnorst informieren.« Bamm. Er schlug die Tür zu, und ich schaffte es knapp, meinen Fuß in Sicherheit zu bringen. Dann kicherte ich. Diese Typen sollten wirklich etwas phantasievoller sein. Gnorst Gnorst, der Sohn von Gnorst, der Gnorst des Gnorst? Verdammt. Ich glaube, die hatten keine Probleme damit, sich daran zu erinnern, mit wem sie verwandt waren. Wenn es Gnorst jemals die Stimme verschlug, konnte er die meisten persönlichen Fragen beantworten, indem er sich die Nase putzte.
    Wahrscheinlich fanden die Zwerge das hervorragend.
    Der Haarball war nach fünf Minuten zurück. Wahrscheinlich hatte er damit eine neue persönliche Jahresweltbestzeit

Weitere Kostenlose Bücher