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Schattentag: Kriminalroman (German Edition)

Schattentag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schattentag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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wir haben die Geschenke im Auto liegen lassen«, sagt meine Mutter.
    »Hol ich gleich«, sagt mein Vater.
    »Lass mich das machen«, sage ich. »Wo ist der Schlüssel?«
    »In der Manteltasche.«
    Ich nehme den Schlüssel aus der Manteltasche meines Vaters und trete ins Freie, während Vera nach Sandra ruft. »Sandra, unsere Gäste sind da!«
    Ich laufe durch den Schneewirbel auf das Auto meiner Eltern zu. Es ist ein großer grauer Wagen, den mein Vater vor zwei Jahrzehnten gekauft hat. Der Wagen ist schon eingeschneit und sieht unwirklich aus. Ich öffne die Fahrertür und greife nach den Paketen auf der Rückbank.
    Auf dem Rückweg rutsche ich kurz weg, aber ich kann den Sturz auffangen. Auch die Geschenke bleiben unversehrt. Ich nicke Mikelsen zu, der trotz stärker werdenden Schneefalls wieder seinen Bürgersteig frei schippt und mir zuwinkt.
    »Frohes Fest!«, ruft er.
    »Ihnen auch!«, rufe ich zurück.
    Vera, Judith und meine Eltern sitzen im Wohnzimmer.
    »Ein starker Kaffee wäre nicht das Schlechteste«, sagt mein Vater gerade.
    »Ich mach dir einen«, sagt Vera. Als sie an mir vorbeiläuft, streift mich ein uneingeschränktes Lächeln. Ich laufe zum Weihnachtsbaum und lege die Geschenke meiner Eltern darunter.
    »Die beiden großen sind für Sandra, das grüne für Vera, das rote für Judith und das blaue für dich«, sagt meine Mutter. Ich nicke und ordne die Pakete entsprechend zu. Ich setze mich neben meine Eltern und Judith gegenüber in den Sessel.
    »Wie gehen die Geschäfte, Junge?«, fragt mein Vater.
    »Gut, gut«, sage ich etwas vereinfachend.
    Vera bringt den Kaffee und fragt mich, ob ich auch möchte. »Nein, danke, ich nehme noch eine Tasse von dem Tee«, sage ich.
    Vera setzt sich neben Judith, und wir schweigen eine Weile. Ich betrachte wieder das Schneetreiben draußen. »Weiße Weihnachten«, sagt meine Mutter, die meinem Blick folgt.
    »Hallo«, sagt Sandra.
    »Na, was wird das denn?« Vera ist schon aufgesprungen, und Sandra macht lachend einige Schritte zurück in den Flur.
    »Ich wollte ja nur Hallo sagen.«
    »Hallo gesagt wird hier im Flur«, sagt Vera. »Ins Wohnzimmer kommst du erst, wenn nachher das Christkind da gewesen ist.«
    »Mama, ich glaube nicht mehr an das Christkind«, sagt Sandra.
    »Dann eben an den Weihnachtsmann«, sagt mein Vater und hebt meine Tochter in seine Arme. Sandra lacht. »Lass mich runter«, ruft sie, aber sie will oben bleiben.
    Mein Vater lässt sie runter, damit Judith und meine Mutter sie auch umarmen können.
    »Bist du groß geworden«, sagt meine Mutter.
    »Papa …«
    »Hm?«
    »Ich hab keine Lust, in die Kirche zu gehen.«
    »Na, na«, sagt mein Vater.
    »Kann ich nicht hierbleiben?«
    Kurz erwäge ich, vorzuschlagen, dass wir heute mal alle auf die Kirche verzichten könnten, aber ich verschlucke den Satz, weil Judith und mein Vater schon komisch gucken.
    »Na, komm, ich verspreche dir auch, dass ich ganz laut mitsinge«, sage ich, und Sandra klatscht in die Hände und ruft: »Dann bin ich dabei, das wird lustig.«
    »Hier brutzelt irgendwas«, sagt mein Vater.
    »Ach«, sagt Vera und stürzt in die Küche.
    »Alles klar?«, fragt Judith.
    »Ja, ja, alles bestens.«
    »Hauptsache, die Gans ist noch ganz«, sagt mein Vater.
    »Alles klar«, ruft Vera noch einmal, aber
    daran, wie es gewesen ist, mit Mara im Regen zu tanzen, kann ich mich nicht erinnern.
    Als wir zur Kirche fahren, ist der Schneefall so dicht, dass die Scheibenwischer kaum helfen. Die Scheiben sind stark beschlagen.
    »Siehst du überhaupt was?«, fragt Judith, die mit Sandra auf der Rückbank sitzt.
    Vera neben mir nimmt ein Tuch und wischt die Scheibe.
    »Kein Problem«, sage ich und kontrolliere durch den Rückspiegel, ob ich den Wagen meiner Eltern erkennen kann.
    »Sie sind noch hinter uns«, sagt Judith.
    Wir sind zeitig losgefahren, die Kirche ist klein, wer heute zu spät kommt, bekommt keinen Sitzplatz mehr. Ich setze mich mit Judith und meinen Eltern in eine der vorderen Reihen. Sandra ist mit einer Freundin nach oben auf die Balustrade gegangen, wo nachher auch der Orgelspieler sitzen wird. »Und du singst so laut, dass ich dich von da oben hören kann«, hat sie zu mir gesagt.
    Vera begrüßt Kinder, die sie unterrichtet, und deren Eltern. Während ich Vera dabei zusehe, fällt mir die Frau ein, die sich erhängt hat. Ob ihr Mann und ihr Sohn heute hier sind?
    Judith zupft mich am Arm und fragt, wer denn das sei.
    »Wer?«, frage ich.
    »Das ist doch nicht der

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