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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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eingeschlossen.
    Loukis hob langsam den Kopf. Er schaute sie mit solcher Intensität an, dass sie seine Worte zu hören glaubte, bevor er sie
     aussprach. In diesem Augenblick wurde ihr bewusst, dass keineswegs Praxi der Auslöser dieses Angstanfalls war.
    »Mamma, ich kann mir mein Leben ohne dich nicht vorstellen.«
    »Ich mir meins ohne dich genauso wenig, mein Sohn.«
    Dhespina brach es das Herz, als sie Loukis’ Kopf nahm undihn in ihren Schoß legte. Behutsam strich sie ihm übers Haar und wiegte seine Sorgen fort, bis sie sah, wie sich die Angst
     davonschlich. Er sah erschöpft aus und viel älter als sechsundzwanzig Jahre. Aber er war immer noch ihr Junge. Bei Gott! Er
     war ihr Junge! Dhespina zog ihr Kopftuch zum Mund und biss darauf, um ihre Zunge still zu halten.
    Als der Moment vorüber war, entfernte sie sich leise. Sie schob Loukis ein Kissen unter den Kopf und holte die Decke von seinem
     Bett, um ihn dort unten auf dem Boden zuzudecken. Als sich bei ihr erneut Tränen ankündigten, verließ sie rasch das Haus.
    Draußen war der Mond aufgegangen, und erschrocken stellte sie fest, dass in Mehmets und Pembes Haus Licht brannte. Sie wusste,
     dass sie es nicht angelassen haben konnte, da es noch hell gewesen war, als Loukis zu ihr kam. Leise und mit klopfendem Herzen
     schlich sie sich auf die Veranda. Durch das Fenster sah sie einen alten Mann auf einem Stuhl, dessen Blick auf eine gerahmte
     Fotografie geheftet war. Es war Mehmet. Und er war allein.

19
    Mehmet fuhr hoch, als Pembe einen tiefen Atemzug tat.
    »Sieh dir das Pferd an«, murmelte sie, rückte ein wenig näher an ihn heran und versank wieder im Schlaf.
    Es war das erste Mal seit Verlassen des Dorfes, dass sie das Tier erwähnte, das eine so prächtige Rolle auf ihrer Hochzeit
     gespielt hatte. Und als er aufwachte, musste Mehmet bestürzt erkennen, dass das weiße Pferd aus den Träumen seiner Frau nur
     zurückgekehrt war, um sie davonzutragen. Es hatte weder Krankheit noch ein quälendes Vorspiel gegeben. Pembe war im Schlaf
     mit einem Lächeln auf den Lippen gestorben. Ihr Tod war so sanft wie ihr Wesen, und es war genau das Ende, das Mehmet sich
     für seine Frau gewünscht hätte – wenn sie ihn dabei nur nicht so weit zurückgelassen hätte.
    Mehmet blieb den nächsten Monat über in Gönyeli, um die Sterberituale zu vollenden. Ihre Tochter Ay+e war mit ihren vier Kindern
     aus Leymosun gekommen, und ihre beiden Söhne waren mit dem Schiff vom Festland angereist. Die Trauer und die Schuldgefühle
     seiner Kinder empfand Mehmet bald als beengend, und so war er erleichtert, als sie ihn wieder verließen, ohne dass sie ihn
     zum Mitkommen hatten bewegen können. Als sie fort waren, spielten die Männer, die sich täglich bei Onkel Çavuş im Kaffeehaus
     trafen, zur Ablenkung
tavli
mit ihm und überredeten ihn sogar dazu, sich in einem der beiden kleinen Kinos einen Film anzusehen. Es war eine Liebesgeschichte,
     und das Zusehen tat ihm weh, aber nicht so sehr wegen seines Verlustes, sondern weil die flackernden Bilder ihm Kopfschmerzen
     bereiteten.
    Während Leere in sein eigenes Leben trat, beruhigte sich dieWelt um ihn herum. Die Barrikaden, die sowohl schützten als auch einsperrten, wurden nach und nach abgebaut, und auch wenn
     die türkischen Soldaten die alte Schule als Kaserne behielten, schwand die Atmosphäre von Angst und Widerstand. Wie vorherzusehen
     war, bekam Mehmet nach Pembes Tod mehr Heimweh als je zuvor. Als er alles Nötige erledigt hatte, machte er sich auf den Weg.
     Sein Neffe versuchte vergeblich, ihn vom Gehen abzuhalten, und bot ihm schließlich an, zumindest eine Fahrt für ihn zu organisieren,
     doch Mehmet schüttelte den Kopf und erklärte, dass er die Reise in seinen Füßen spüren müsse. Mit nichts als den Kleidern
     an seinem Leib und Pembes Lieblingskopftuch als Schal um den Hals verließ er Gönyeli. Sieben Stunden später betrat er sein
     altes Haus. Als er die Türklinke hinunterdrückte, spürte er, dass seine Frau bei ihm war, und seine Schultern strafften sich
     in der Erinnerung an ihr wahrhaftiges Glück – und vor Überraschung. Nach so vielen Jahren Abwesenheit war ihr Haus noch immer
     intakt und in einwandfreiem Zustand. Alles befand sich an seinem Platz, und kein Staubkörnchen wies auf die verstrichene Zeit
     hin. Jemand hatte sich um ihr Haus gekümmert, während sie fort waren, und als er sich umdrehte, weil er Schritte hinter sich
     vernahm, zeigte das Wunder sein Gesicht. Er

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