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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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übergab er sich ins
     Waschbecken.
    Weder sein Magen noch sein Mund waren bereit für ein Frühstück, und nur mit zitternden Fingern gelang es Yiannis, sich ein
     sauberes Hemd überzustreifen. Um seiner Wirtin aus dem Weg zu gehen, die auf der Treppe wartete, um ihre Bezahlung entgegenzunehmen,
     kletterte er aus dem Fenster und machte sich auf die Suche nach Hilfe. Nach zwei unbeschreiblich demütigenden Stunden spürte
     Yiannis einen Zahnarzt im Dorfzentrum auf, der im Angesicht des Schlamassels durch die Zähne pfiff, sich staunend die dazugehörige
     Geschichte anhörte und versprach, sein Gebiss gleich am nächsten Tag zu reparieren – so weit es eben in seiner Macht stand.
     Beruhigt schlenderte Yiannis zurück zu seiner Pension. Auf dem Weg dorthin kaufte er in einem Supermarkt Brot und Käse, denn
     allmählich, nachdem er die einzige kostenlose Mahlzeit des Tages verpasst hatte, verspürte er einen Bärenhunger. Als er seine
     Münzen auf den Tresen legte, zeterte wütend ein Kind am Eingang des Ladens, und das Geschrei tat Yiannis in den Ohren weh.
     Verärgert wandte er sich um. Die Mutter brachte den Jungen mit einer Ohrfeige zum Schweigen, und plötzlich begann Yiannis’
     Herz zu rasen. Bevor ihm bewusst wurde, was er tat, stand er mit ausgestreckter Hand vor der Familie. Victor erbleichte vor
     Überraschung und zuckte vor Schreck und Entsetzen zusammen. Zu spät klappte Yiannis seinen Mund zu.
    Nach einer unbehaglichen Vorstellungsrunde bestand Victors Frau darauf, Yiannis am folgenden Abend in ihr Haus einzuladen.
     Er fand sich dort mit einer Flasche Wein und einer schlecht sitzenden Zahnprothese ein, die ihn befangen machte und zischende
     Geräusche von sich geben ließ. Der Abend verlief in jeder Hinsicht qualvoll. Der Genuss des prächtigen Festmahls aus
souvlaki
, Dorfsalat und Bratkartoffeln wurde durch dieSchwierigkeiten mit seinem Gebiss und die Akrobatik, die in seinem Magen stattfand, stark beeinträchtigt. Noch bevor das Essen
     auf dem Tisch stand, war ihm klar geworden, dass er einen schrecklichen Fehler begangen hatte, indem er die Einladung angenommen
     hatte. Und zu seinem großen Kummer verhielt sich Victor den ganzen Abend über schroff und übertrieben grob. Seine Frau war
     nicht viel besser. Sie war eine große, imposante Erscheinung und schien ihrem Mann gegenüber dieselbe Unduldsamkeit an den
     Tag zu legen wie ihren Kindern. Sie fragte ihren Gast beinahe schon feindselig aus, und Yiannis sah sich genötigt, das Gespräch
     bald auf die Politik zu bringen, um zu erklären, in welcher Beziehung er zu ihrem Ehemann stand. Alles, was er sagte, klang
     wie eine Entschuldigung. Victor tat nichts, um ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien. Im Grunde wirkte er gelangweilt
     und schien nicht fähig oder willens, die große Anstrengung zu würdigen, die Yiannis für ihn unternommen hatte. Als schließlich
     der Kaffee gereicht wurde, war Yiannis erschöpft, sein Zahnfleisch war wund, und er fühlte sich wie ein Idiot. Beim Händeschütteln
     zum Abschied wusste er, dass es ihre letzte Berührung sein würde, und dieser Gedanke brachte ihn fast um.
    Am nächsten Tag nahm er den ersten Bus nach Athen. Aus Wut rächte er sich an seiner Wirtin, indem er sich mit dem Geld für
     die letzte Nacht aus dem Staub machte. Außerdem hinterließ er seine blutverschmierte Kleidung und die dreckigen Laken in einem
     Haufen auf dem Bett. Der Bus fuhr in Schrittgeschwindigkeit durch den malerischen Ort und kam an der Scheune vorbei, die ihn
     hatte reich machen sollen. Die Schweine des Bauern standen immer noch auf dem Feld.
     
    »Hast du sie geliebt?«
    »Hast du Yiannis geliebt?«
    »Ach, Loukis, die Frage ist doch lächerlich!«
    »Dann siehst du vielleicht ein, wie dumm auch deine Frage ist.«
    Praxi lächelte und kuschelte sich tiefer in die Kuhle zwischen seiner Schulter und seiner Brust. Eigentlich wusste sie, dass
     in Loukis’ Herz keine andere Platz hatte, doch ihr eigenes war rasend eifersüchtig. Bestimmt hatte Maria mit ihm geschlafen,
     Sünde hin oder her, so wie sie selbst es getan hatte und wieder tat. Und auch wenn Maria für Loukis nicht viel mehr als ein
     Gegenstand war, der aus dem Bett geworfen wurde, sobald der Moment vorüber war, hatte es doch sicher auch ein gewisses Maß
     an Zärtlichkeit gegeben, Minuten, in denen er ihr erlaubte, in seinen Armen zu liegen und seinem Atem zu lauschen. Der Gedanke
     daran fraß sie innerlich auf.
    »Denkst du manchmal an

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