Schattenwandler 05. Noah
Einzige, was ihr einfiel. Das musste der Grund dafür sein, dass sie im Traum in diesen hocherotischen Fantasien versank, nur um noch unbefriedigter aufzuwachen als zuvor. James hätte bei dem jüngsten Lösungsvorschlag gelacht. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass Objekte in die Luft zu jagen die beste Entspannung für sie war, nicht Sex. Doch sie hatte erst am Abend zuvor ein ganzes Dock mit Lagerhäusern abgefackelt, und trotzdem hatte sie Träume, in denen sie sexuell nicht auf ihre Kosten kam.
»Ich halte das nicht mehr aus«, murmelte sie in den kalten, leeren Raum hinein. »Etwas muss sich ändern, und zwar schleunigst!«
3
»Kane, du solltest eigentlich längst verschwunden sein!«, rief Corrine ihm aus einem der oberen Schlafzimmer zu.
»Was spielt das für eine Rolle, wo ich bin?«, fragte Kane trotzig und wechselte umgehend von Sprechen auf Gedankenübertragung. Ich bin sowieso immer bei dir. Ich fühle, was du fühlst, und sehe, was du siehst.
»Du bist auch ein Geistdämon und deswegen besser dazu in der Lage, von unserer starken Prägebindung auf Abstand zu gehen.« Sie hörte auf zu rufen, als sie oben am Treppenabsatz erschien und zu ihm hinabblickte, wo er mit fest verschränkten Armen an dem wuchtigen Treppengeländer lehnte. »Wir haben das schon lang und breit besprochen. Noah wird gleich hier sein, und ich möchte, dass du dann verschwunden bist.«
»Noah ist nicht ganz bei sich«, erwiderte Kane, »und ich bin nicht gerade glücklich darüber, wie er dich beim letzten Mal behandelt hat, als er hier war. Ich glaube, ich habe dich noch nie so wütend gesehen.«
»Das lag daran, dass das Thema schon lange ein wunder Punkt bei mir ist«, sagte sie, während sie die Treppe hinabstieg. »Ich hätte es anders angepackt, wenn ich darauf vorbereitet gewesen wäre. Aber es kam aus heiterem Himmel und hat mich auf die Palme gebracht, bevor ich mir ein etwas diplomatischeres Vorgehen überlegen konnte.«
Sie kam am Fuß der Treppe an und ließ den weit geschnittenen Kaftan los, den sie hochgerafft hatte, bevor sie sich in seinen Arm schmiegte. »Das Ergebnis ist ziemlich befriedigend. Endlich bekomme ich die Chance, auf die ich gewartet habe, seit diese Fähigkeit von mir zutage getreten ist. Siehst du das nicht, Kane? Sobald ich das für Noah getan habe, sobald ich die Druidin gefunden habe, die dazu bestimmt ist, seine Gefährtin zu sein, werden andere bereitwillig an meine Tür klopfen.«
»Ich weiß, wie wichtig das für dich ist«, sagte Kane leise und streichelte das Gesicht seiner Frau mit sanften Fingern.
»Sehr wichtig«, sagte sie mit leiser Nachdrücklichkeit. »In den letzten drei Jahren war ich für deine Leute nicht besonders nützlich. Ich habe wie jeder von euch eine Bestimmung, und ich sehne mich danach, sie zu erfüllen.«
»Ich weiß«, murmelte er und beugte sich zu ihr hinunter, um sie zu küssen. »Ich weiß, wie frustrierend das für dich war. Aber könntest du mich nicht wenigstens …«
»Nein, Kane«, bat sie ihn, während sie ihm eine verirrte Locke aus der Stirn strich. »Respektiere bitte meine Wünsche diesbezüglich.«
»Du weißt«, seufzte er und schloss die Augen, als sie ihre Bitte mit einem Kuss unterstrich, »ich bin wehrlos, sobald es um dich geht.«
»Das hat nichts mit mir zu tun. Es hat damit zu tun, dass du Noahs Bedürfnis nach Privatsphäre respektieren sollst. Wenn es umgekehrt wäre, würdest du dann Publikum dabeihaben wollen? Würdest du wollen, dass jemand zuhört, wenn du preisgibst, was du für mich empfindest?«
»Ich habe nie einen Hehl aus meiner Liebe zu dir und aus meinem Verlangen nach dir gemacht, Corrine.«
»Aber stell dir einmal einen Augenblick vor, wie es wäre, wenn du der Welt vorführen müsstest, wie du die Kontrolle verlierst, die pure Lust, die dich anfänglich getrieben hat, mich zu erobern, trotz der Gesetze und trotz der Tatsache, dass dein eigener Bruder gezwungen wäre, dich zu bestrafen, falls du erwischt würdest?« Corrine fuhr ihm sanft mit den Lippen über das Ohr. »Erinnerst du dich daran, was für ein Gefühl es war, Kane, als Jacob dich erwischt hat? Die Scham, auf einen unschuldigen Menschen Jagd zu machen, der unter dem Einfluss des Heiligen Vollmondes steht? Erinnerst du dich noch, wie es dir ergangen ist, bevor du erfahren hast, dass es in Ordnung ist, mich zu lieben?«
»Manchmal«, seufzte er leise, »vergesse ich, wie das Leben ohne dich war.« Er lächelte an ihren Lippen, als sie
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